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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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wären.«
    Sie öffnete den Reißverschluss ihres Overalls.
»Beweis es mir, du Held.«
    Ihr Liebesspiel war wunderbar. Bud war viel
›standfester‹, als sie es gewohnt war, aber er ging
dafür viel mehr auf sie ein, als die meisten ihrer
bisherigen Liebhaber es getan hatten.
    Und er spielte virtuos auf der Klaviatur der sanften
Mond-Schwerkraft. »Ein sechstel Ge ist die ideale
Schwerkraft«, keuchte er einmal. »Auf der Erde wird
man schier zerquetscht. In der Schwerelosigkeit zappelt man sich
einen ab. Bei einem sechstel Ge hat man noch genug Gewicht, um
eine leichte Zugkraft zu entwickeln und ist trotzdem so leicht
wie ein Luftballon. Und ich habe gehört, auf dem Mars soll
es auch…«
    »Klappe halten und weitermachen«, flüsterte
sie.
    Danach lag sie noch für lange Zeit wach und genoss die
Wärme seiner starken Arme um sich. Da waren sie, zwei
Menschen in dieser Blase aus Licht und Luft und Wärme auf
der tödlichen Oberfläche des Mondes. Wie die
Kosmonauten und ihre Erbsenpflanzen, sagte sie sich: Am Ende
hatten sie nur noch einander.
    Und selbst wenn die Sonne sie im Stich ließ, hatten sie
einander.

 
{ 21 }
HÜRDENLAUF
     
     
    »So sieht’s also aus«, stellte Rose Delea
fest. »Ihr steht vor zwei unüberwindlichen Problemen.
Ohne die chinesischen Schwerlastkapazitäten wird die
Schild-Infrastruktur nicht rechtzeitig fertig. Und selbst wenn es
euch gelingen sollte, hättet ihr immer noch nicht die
Möglichkeit, die Smartskin in der erforderlichen
Menge zu produzieren.« Sie lehnte sich zurück und
starrte aus ihrer Softscreen auf Siobhan. »Ihr seid
gefickt.«
    Siobhan presste die Daumenballen auf die Augen und versuchte
sich zu beherrschen. Es war Januar 2039 – ein halbes Jahr,
seit sie diese ersten Schild-Bauteile auf dem Mond aufgestapelt
gesehen hatte und schon anderthalb Jahre seit dem Ereignis vom 9.
Juni. Ein weiteres Weihnachten war ins Land gegangen, ein
düsteres und freudloses Fest, und es blieben kaum mehr drei
Jahre, bis der Sonnensturm losbrechen würde.
    Bis auf Toby Pitt und die sprechenden Köpfe aus dem All
auf den Softscreens war Siobhan allein in den Räumen des
Royal Society Council – der Ort, der ihr als Lagezentrum
diente. Toby hatte sich aus seinem ursprünglichen Job als
Event-Manager der Society allmählich zu ihrem
persönlichen Assistenten gemausert, ihrem Gehilfen und einer
Schulter zum Ausweinen. Und sie war nun schon wieder den
Tränen nahe.
    »Wir sind gefickt, Rose«, sagte sie.
    »Was?«
    »Rose, manchmal hören Sie sich an wie mein
Klempner. Ihr seid gefickt ist falsch. Eine präzisere
Ausdrucksweise ist vonnöten. Es ist nicht mein Problem, es
ist unseres. Wir sind gefickt.«
    Bud Tookes Konterfei auf einer anderen Softscreen lachte
leise.
    Rose funkelte böse. »Gefickt ist gefickt, Sie
hochnäsige Engländerin. Ich brauch jetzt erst mal
’nen Kaffee.«
    »Na toll«, sagte Michail.
     
    Trotz der üblichen latenten Besorgnis wegen des Plans war
Siobhan, bevor sie an diesem Morgen zur Arbeit ging, recht
zuversichtlich gewesen angesichts der Art und Weise, wie die
Dinge sich entwickelten.
    Auf dem Mond war nach einer monatelangen Kraftanstrengung von
Bud und seinen Leuten die Schleuder nun fertig gestellt worden
und einsatzbereit. Und es war sogar schon ein zweiter
Massetreiber in Vorbereitung. Und nicht nur das, die
Glashütten waren produktiver als geplant: Anlagen waren
überall auf dem Boden des Clavius-Kraters errichtet worden,
sodass Mondtag und -nacht Ströme von Bauteilen zur
Startbucht der Schleuder flossen. Rose Delea, die von ihrer
Arbeit an der Helium-3-Verarbeitung abkommandiert worden war,
hatte sich für diesen Teil des Projektes als eine mehr als
fähige Managerin erwiesen, trotz ihrer schlechten Laune.
    Inzwischen war Aurora 2 sicher vom Mars
zurückgebracht und an L1 verankert worden, dem
entscheidenden Lagrangepunkt zwischen Erde und Sonne. Mit der
inzwischen einsatzbereiten Schleuder waren die ersten Lasten von
Mondglaspfeilern und -streben zur Baustelle geschossen worden,
und der Bau des Schildes selbst war auch in Angriff genommen
worden. Bud Tooke war nun der nominelle Leiter aller Subprojekte
bei L1, und erledigte seinen Job – wie Siobhan immer schon
gewusst hatte – zielstrebig und effizient. Bald, so sagte
man, wäre der Protoschild schon so groß, dass man ihn
mit bloßem Auge von der Erde aus sehen konnte – oder
hätte sehen können, wenn der grelle

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