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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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die nun in einem immer helleren Glühen
leuchteten, das sich von Rosa zu Weiß intensivierte. Es war
wie im Innern einer riesigen Glühlampe, sagte sie sich.
Musste ihr Leben wirklich in solcher Schönheit enden?
    Sie suchte nach Wut, fand aber nur Leere, eine Art von
Bedauern. Nach jahrelanger Dauerbeanspruchung war sie
ausgebrannt, sagte sie sich, zu müde, um noch Wut zu
empfinden – nicht einmal darüber. Und
vielleicht hatte sie auch schon geahnt, dass ein Ende wie dieses
unvermeidlich war. Aber sie wollte es nicht wahrhaben.
    »Was soll das, Nicolaus? Sie kennen die Umfragen besser
als ich. In einem halben Jahr wäre ich eh weg vom Fenster.
Und es wird sich auch nicht auf das Projekt auswirken. Wenn
überhaupt, wird es die Menschen höchstens in ihrer
Entschlossenheit bestärken, die Sache
voranzutreiben.«
    »Sind Sie sicher?« Sein Grinsen war aufgesetzt.
»Das ist vielleicht ein Husarenritt. Sie sind die
Premierministerin der größten Demokratie der Welt. Und
niemand hat je zuvor ein Raumflugzeug gelandet. Wenn das
Vertrauen in den Raumflug auch nur angekratzt wird – wenn
die Leute auf dem Schild erst einmal über die Schulter
blicken, anstatt sich der Arbeit zu widmen –, werde ich
erreicht haben, was ich mir vorgenommen hatte.«
    »Aber Sie werden Ihren Triumph nicht mehr auskosten
können, stimmt’s?« Und ich auch
nicht… »Sie sind nur eine weitere Nummer in
einer langen Reihe von Selbstmord-Attentätern, denen das
Leben andrer genauso wenig bedeutet wie das eigene.«
    »So gut kennen Sie mich nicht, um mich zu
beleidigen«, sagte er kalt. »Obwohl ich zehn Jahre an
Ihrer Seite gearbeitet habe.«
    Das stimmt natürlich, sagte sie sich mit einem Anflug von
Schuldbewusstsein. Sie erinnerte sich an den Entschluss, Nicolaus
etwas aus der Reserve zu locken – doch auf dem Schild war
sie zu sehr von ihrer Umgebung in den Bann gezogen worden, um
auch nur Notiz von ihm zu nehmen. Aber hätte es irgendeinen
Unterschied gemacht? Vielleicht war es gut, sagte sie sich
morbide, dass sie nicht mehr lang genug leben würde, um von
solchen Fragen gequält zu werden.
    »Sagen Sie mir, wieso, Nicolaus. Ich finde, das sind Sie
mir schuldig.«
    »Ich opfere mein Leben für El, den Einzig Wahren
Gott«, sagte er mit angespannter Stimme.
    Mehr musste sie gar nicht wissen.
     
    Siobhan schaute flüchtig auf die Gesichter auf Bisesas
Softwall. »Alle online? Können Sie uns
sehen?«
    Mit der üblichen enervierenden Verzögerung, die
durch die Lichtgeschwindigkeit bedingt war, antworteten die
anderen.
    »Sparen wir uns lange Einleitungen und
Formalitäten. Wer will anfangen – Eugene?«
    Als ihre Worte den Mond erreichten, schreckte Eugene sichtlich
auf, als ob er die Aufmerksamkeit bisher auf etwas gerichtet
hätte. »OK«, sagte er. »Zuerst ein paar
Hintergrundinformationen. Sie wissen natürlich von meiner
Arbeit an der Sonne.« Die Mitte der Softwall wurde von
einer Abbildung der Sonne erfüllt, die dann durchsichtig
wurde und Zwiebelschalenschichten im Innern enthüllte. Das
Herz der Sonne, der fusionierende Kern – ein Stern im Stern
– glühte in einem düsteren Rot. Er war mit einem
netzartigen Muster dunkler und heller Streifen überzogen;
sie waren dynamisch, flüchtig, ständig in Bewegung. Ein
Datumsfeld in der Ecke zeigte das heutige Datum, den März
2040. »Diese Schwingungen werden in naher Zukunft zu einem
katastrophalen Erguss von Energie in die Außenumgebung
führen.«
    Dann ließ er das Modell in der Zeit weiterlaufen, bis
die Abbildung plötzlich aufloderte.
    Siobhan spürte, dass Toby zusammenzuckte. »Er
begreift wirklich nicht, was er dem Rest von uns damit zumutet,
stimmt’s?«, murmelte er. »Manchmal
ängstigt dieser Junge mich mehr als die Sonne
selbst.«
    »Aber er ist nützlich«, wisperte Siobhan
zurück.
    »Die Zukunftsprojektion ist stabil und
verlässlich«, sagte Eugene. »Mit der Projektion in die Vergangenheit hatte ich jedoch größere
Schwierigkeiten. Nichts in den Standardmodellen des Verhaltens im
Sterneninnern diente als Hinweis. Zunächst vermutete ich,
dass ein einzelnes impulsives Ereignis hinter diesem anomalen
Zustand steckte – eine Anomalie hinter der Anomalie. Aber
ich hatte Schwierigkeiten, dies in ein Modell zu integrieren.
Meine Diskussionen mit Leutnant Dutt – nachdem Professor
McGorran uns zusammengebracht hatte – gaben mir aber ein
neues Paradigma, mit dem ich arbeiten konnte.«
    »Hab

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