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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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elfjährige Tochter Myra war heute in der Schule. Der andere
Mieter war Bisesas Cousine, eine Studentin der Bioethik, die an
einem Prä-Sonnensturm- Erhaltungszuchtprogramm arbeitete,
das von einem Zusammenschluss britischer Zoos initiiert worden
war.
    In Anzug und Krawatte, aus seiner natürlichen Umgebung in
seiner ›Szene‹ herausgerissen, fühlte Toby
Pitt sich sichtlich unwohl. »Schöne Softwall«,
sagte er.
    Bisesa zuckte die Achseln. »Sie gehört auch schon
zum alten Eisen. Sie hat Myra Gesellschaft geleistet, als ihre
Soldatenmama weg war. Nun hat Myra andere Interessen«,
sagte sie mit der zärtlichen Empörung einer Mutter.
»Und wir sehen auch nicht mehr so viel fern. Zu viele
schlechte Nachrichten.«
    Das war ein allgemeines Muster, wie Siobhan wusste. Auf jeden
Fall war die Softwall nun auf einen
Regierungs-Kommunikationskanal geschaltet und zeigte die
flackernden Abbildungen von Michail, Eugene und anderen –
Abbildungen, die aus der Mond- und Erdbahn in dieses Wohnzimmer
eines Apartments in Chelsea übertragen wurden.
    Bisesa ging in die Küche, um Kaffee zu brühen.
    Toby beugte sich zu Siobhan hinüber und sagte leise:
»Ich bin immer noch der Ansicht, dass es ein Fehler ist.
Mit Theorien einer Alien-Urheberschaft hinterm Sonnensturm wird
man den Leuten endgültig den Rest geben.«
    Siobhan wusste, dass er im Grunde Recht hatte.
    Der drohende Sonnensturm stellte an sich schon eine starke
Beeinträchtigung der öffentlichen Moral dar. Und nun
wirkten die Vorbereitungen darauf sich auch nachhaltig auf das
Leben der Menschen aus. Gewaltige Bauprojekte wie die Kuppel
verursachten kolossale Verkehrsprobleme. In der ganzen Stadt
wurden Routinearbeiten entweder überstürzt
ausgeführt oder ganz vernachlässigt, und das machte
sich nun bemerkbar; allein schon durch den abblätternden
Putz an den großen Londoner Gebäuden wirkte die Stadt
schäbig. Sofern man wegen des großen Ressourcenflusses
zur Kuppel überhaupt noch Güter des täglichen
Bedarfs bekam, schienen alle zu hamstern, und es herrschte ein
chronischer Mangel an Waren in den Geschäften. Ein erneutes
Aufflammen des globalen Terrorismus und die darauf folgende Welle
der Paranoia und Sicherheitsmaßnahmen hatten die Lage
weiter verschärft. Es war eine Zeit des Missmuts und der
Angst, eine Zeit, aus der immer mehr Menschen flüchten
wollten.
    Alle großen Nachrichtenagenturen meldeten katastrophale
Einbrüche bei den Einschaltquoten – während der
Absatz bei Synth-Seifenopern, die es einem ermöglichten, die
Außenwelt auszublenden, förmlich explodiert war. Die
Führer der Welt befürchteten, dass bei weiteren –
wie auch immer gearteten – schlechten Nachrichten die Leute
sich einfach zu Hause verkriechen würden, bis die
schreckliche Morgendämmerung am 20. April 2042 dem ganzen
Elend schließlich ein Ende machte.
    »Aber«, sagte Siobhan langsam, »was, wenn
Bisesa Recht hat?« Das war die periphere, ungute
Möglichkeit, die ihre Handlungen seit dem Tag geleitet
hatte, als Bisesa sich vor über einem Jahr erstmals mit
einem Bluff Zugang zur Royal Society verschafft und wieso sie
einen kleinen Bruchteil der ihr zur Verfügung stehenden
Ressourcen der Untersuchung von Bisesas Ideen gewidmet hatte.
»Wenn das die Wahrheit ist, Toby, gibt es keinen Ausweg
– für kein Geld der Welt.«
    »Es tut mir Leid«, sagte er schnell. »Sie
haben meine volle Unterstützung. Das wissen Sie. Es ist nur
so, mir war von vornherein klar, dass es Probleme geben
würde, wenn Bisesa Ich-bin-von-Aliens-entführt-
worden-und-war-die-Geliebte- von-Alexander-dem-Großen Dutt und Eugene Der-größte-Geist-seit-
Einstein-wenn-ihr-mir-nur- zuhören-würdet Mangles
aufeinander träfen.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab. »Ja, aber was
für ein Spaß!«
    Bisesa kehrte mit einem Tablett mit Kaffeetassen und einer
Kanne zum Nachfüllen zurück.
     
    »Sie können überhaupt nichts tun«, sagte
Nicolaus mit vor Stress belegter Stimme. »Die Kommunikation
des Flugzeugs ist unterbrochen, zumal wir bald vom
Wiedereintrittsplasma isoliert werden. Nicht einmal Aristoteles
kommt noch zu uns durch. Die Tatsache, dass das Flugzeug
automatisiert ist, macht es aber leichter. Das Gerät wird
mit einer eingriffssicheren Zeitschaltung betrieben, die wir,
selbst wenn wir an sie herankämen…«
    Sie hielt die Hände hoch. »So genau will
ich’s gar nicht wissen.« Sie warf einen Blick auf die
Wand-Softscreens,

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