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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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sanft. »Oberst,
ich bin beeindruckt. Und beruhigt.«
    Das war sie. Siobhan hatte sie gut auf Bud vorbereitet, doch
Miriam wusste, dass Siobhan eine Beziehung mit ihm angefangen
hatte; also war sie unter anderem hergekommen, um sich selbst ein
Bild zu machen. Ihr gefiel alles, was sie an diesem urigen,
zupackenden amerikanischen Flieger sah, der so eminent wichtig
für die Zukunft der Menschheit geworden war; sie war
erleichtert, dass das Projekt in so guten Händen lag.
    Nicht, dass ihr eurasischer Stolz es ihr jemals erlaubt
hätte, das gegenüber Präsidentin Alvarez
zuzugeben.
    »Ich würde mich später noch gern mit ein paar
von Ihren Leuten treffen«, sagte sie.
    »Sie werden sich freuen.«
    »Ich auch. Ich will nicht verhehlen, dass das auch eine
PR-Aktion für mich ist; natürlich ist es das. Aber
dieses monströse Bauwerk wird – auf Gedeih und Verderb
– mein Vermächtnis sein. Ich wollte es und die Leute,
die es bauen, unbedingt sehen, bevor sie mich
rausschmeißen.«
    Bud nickte ernst. »Wir verfolgen die Umfragen auch. Ich
kann gar nicht glauben, wie schlecht es für Sie
steht.« Er schlug mit der Faust auf die Handfläche.
»Sie sollten ihre verdammten Fragebögen mal hierher schicken.«
    Sie war gerührt. »So läuft das eben, Oberst.
Aus den Umfragen geht hervor, dass die Leute weitgehend hinter
dem Schild-Projekt stehen. Aber sie erleiden auch starke
Einbußen, weil der ganze Reichtum vom Planeten
abfließt und in diesem riesigen Fass ohne Boden versickert.
Sie wollen den Schild, aber sie wollen nicht dafür zahlen
– und vielleicht nehmen sie es mir unterschwellig auch
übel, dass ich ihnen die Gefahr durch den Sonnensturm
zugemutet habe.«
    Nicolaus grunzte. »Die klassische Wirtshauspsychologie.
Bei der Konfrontation mit schlechten Nachrichten kommt nach der
Verdrängung der Zorn.«
    »Sie brauchen also einen Sündenbock?«, fragte
Bud.
    »So etwas in der Art«, sagte Miriam.
»Vielleicht haben sie aber auch Recht. Der Schild wird
weitergebaut, was auch immer mit mir geschieht; wir sind schon
viel zu weit gegangen, um jetzt noch die Richtung zu ändern.
Aber was mich betrifft – wissen Sie, Churchill hat direkt
nach dem Sieg im Zweiten Weltkrieg eine Wahl verloren. Die Leute
waren der Ansicht, dass er seine Aufgabe erledigt hatte.
Vielleicht wird mein Nachfolger sich der Alltagssorgen der
Menschen besser annehmen, als ich es vermag.« Vielleicht
spürten die Leute auch, wie erschöpft sie war, sagte
sie sich. Wie sehr diese Aufgabe sie strapaziert hatte –
und dass sie kaum noch Reserven hatte.
    Nicolaus grunzte. »Sie sind zu philosophisch,
Miriam.«
    »Yeah«, knurrte Bud. »Das ist eine Wahl zur
Unzeit! Sie sollte um ein paar Jahre verschoben
werden…«
    »Nein«, sagte sie fest. »Obwohl ich vermute,
dass in den Städten das Kriegsrecht verhängt werden
wird, noch ehe das Projekt beendet ist. Aber Demokratie ist unser
wichtigstes Gut. Wenn wir es wegwerfen, nur weil die Zeiten
schwierig werden, bekommen wir es vielleicht nie mehr zurück
– und dann werden wir wie die Chinesen enden.«
    Bud schaute Nicolaus von der Seite an; der verstohlene Blick
eines Manns, sich daran gewöhnt hatte, unter strengen
Sicherheitsbedingungen zu arbeiten. »Apropos Chinesen
– wie Sie wissen, beobachten wir die Kameraden von hier
oben.«
    »Es haben weitere Starts stattgefunden?«
    »An einem klaren Tag kann man sie sogar mit bloßem
Auge erkennen. Es ist unmöglich, den Abschuss eines
Langer-Marsch-Boosters zu verheimlichen. Trotz aller
Bemühungen konnten wir sie nach dem Start aber nicht mehr
verfolgen – weder mit optischen Mitteln noch mit Radar. Wir
haben versucht, sie durch Laserstrahlreflexion ausfindig zu
machen.«
    »Tarnkappentechnik?«
    »Wir glauben es.«
    Das ging nun schon seit über einem Jahr so: Zentralchina
hallte förmlich von einer langen Serie kontinuierlicher
Raketenstarts wider, wobei eine schwere Masse nach der anderen in
die Stille des Raums gehievt wurde – mit unbekanntem Ziel.
Miriam hatte sich selbst an Versuchen beteiligt, der Sache auf
den Grund zu gehen; und der chinesische Premier hatte ihre
Anfragen mit einem Heben der gefärbten Augenbrauen ins Leere
laufen lassen.
    »Uns kann es im Grunde egal sein«, sagte sie.
    »Vielleicht«, erwiderte Bud. »Aber die
Vorstellung, dass wir hier oben auch an der Rettung ihrer kleinen
undankbaren Ärsche arbeiten, gefällt mir trotzdem
nicht. Entschuldigen Sie meine

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