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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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sondern wegen der Vernichtung, die da
kommen würde. »Oh, Nicolaus. Was für eine
Vergeudung. Was für ein schreckliches…«
    Und dann wurde die Bombe ausgelöst. Es fühlte sich
an wie ein Schlag in den Rücken.
    Sie war noch für eine Weile bei Bewusstsein. Sie
vermochte sogar zu atmen. Die Kabine existierte noch, und die
Rettungssysteme taten ihr Bestes, um sie zu schützen. Aber
sie spürte, wie sie abschmierte und von gewaltigen
Beschleunigungskräften tief in den Sitz gepresst wurde. Sie
hörte nichts mehr; die Druckwelle hatte sie betäubt
– nicht dass es noch von Bedeutung war.
    Sie fiel durch den Himmel, sagte sie sich, gefangen in einem
Wrackteil, das von einem Feuerball hoch über Rom ausgespien
worden war.
    Dennoch verspürte sie weder Zorn noch Angst. Nur
Bedauern, weil sie die Vollendung der größten Aufgabe
ihres Lebens nicht erleben würde. Traurigkeit, weil es ihr
nicht vergönnt war, sich von denen zu verabschieden, die sie
liebte.
    Aber sie war müde gewesen, sagte sie sich. So unsagbar
müde. Es lag nun an den anderen.
    In der letzten Sekunde merkte sie, dass sich eine Hand in die
ihre schob. Es war Nicolaus’ Hand, ein letzter menschlicher
Kontakt. Sie drückte fest zu. Dann wurde sie heftig
umhergeschleudert, verlor das Bewusstsein und fiel in ewige
Dunkelheit.



 
{ 26 }
ALTAIR
     
     
    Der Stern namens Altair ist so weit entfernt, dass sein Licht
mehr als sechzehn Jahre braucht, um zur Erde zu gelangen. Und
doch ist Altair so gesehen ein ›Nachbar‹; nur ein
paar Dutzend Sterne liegen näher an der Sonne.
    Altair ist ein stabiler Stern, aber viel massiver als die
Sonne. Seine Oberfläche mit der doppelten Temperatur von Sol
glüht weiß – ohne den gelblichen Ton der Sonne
–, und er haucht zehnmal so viel Energie in die Gesichter
seiner verstreuten Planetenschar.
    Von diesen Planeten sind sechs jupiterartige Riesen, und alle
außer einem sind massiver als Jupiter. Sie entstanden in
der Nähe des Muttergestirns auf schleifenförmigen
Bahnen und stoben wie ein Schwarm riesiger Vögel umher. Mit
der Zeit wanderten die Jupiterartigen durch die Wechselwirkung
ihrer starken Schwerefelder jedoch aus dem Zentrum aus. Die
meisten etablierten sich in einer akkuraten uhrwerksartigen
Konfiguration aus kreisförmigen Bahnen. Komplexe
physikalische und chemische Prozesse liefen im heißen,
tiefen Innern der Planeten ab – und nach Äonen
entstand auf ein paar dieser Welten Leben.
    Ein Planet unterschied sich jedoch von allen anderen.
    Dieses angeschwollene Ungeheuer, fünfzehnmal schwerer als
Jupiter, hatte unter den Wechselwirkungen mit seinen Brüdern
am meisten zu leiden. Es wurde weit aus dem Muttersystem
hinausgetragen, und zwar auf einer langen elliptischen Bahn,
deren Scheitelpunkt im kalten Reich von Kometen lag. Ein Umlauf
auf dieser weiten Bahn dauerte Millionen von Jahren – und
so wurde alle paar Megajahre Altairs Familienidyll im Innern des
Systems durch die überfallartigen Besuche des
vagabundierenden Riesen aus den Tiefen des Raums gestört.
Welten, die Erden hätten sein können, rollten und
zitterten unter der Wucht der Schwerkraft des Irrläufers.
Und nicht nur das, die Passage des Vagabunden durch Altairs
breite Kometen- und Asteroidengürtel löste einen
starken Regen im inneren System aus. Auf Altairs Welten waren
›Dinosaurierkiller‹-Einschläge die Norm,
hundertmal häufiger als auf der Erde.
    Mit der Zeit hätte dieser Prozess der Zerstörung
sich voll entfaltet. Und langfristig hätte der jupiterartige
Irrläufer die kleineren Welten zerstört. Oder er
wäre mit einem anderen Jupiterartigen kollidiert: eine
Katastrophe für beide Planeten. Mit größter
Wahrscheinlichkeit hätte dieser launische Wanderer sich
jedoch ganz vom Altair-System gelöst – vielleicht
durch den Durchgang eines anderen Sterns – und wäre
allein in den sonnenleeren Raum gedriftet.
    Aber es fand eine Intervention statt.
     
    Das dramatischste Einzelereignis bei der Entstehung der Erde
war die mächtige Kollision, bei der die Proto-Erde in
Zwillingswelten zerbrochen war: Erde und Mond. Seit ein paar
Tagen war das Glühen der zerstörten Welt so hell, um
über Hunderte von Lichtjahren gesehen zu werden.
    Und diejenigen, die es sahen, hatten Augen mit einer
Empfindlichkeit für Farben, für die die menschlichen
Sprachen keine Worte hatten. Aber sie sahen es dennoch: Sie
beobachteten alles und überall, geduldig,

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