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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Sonnenschiff mit einer Geschwindigkeit von etwa tausend Meilen pro Stunde durch den magnetischen Bogen geschwemmt. Aber in Relation zu den Wolken, die es umgaben, schien sich das Schiff nur langsam voranzuwühlen, auf der Jagd nach einem Wild, das nur ab und zu erblickt werden konnte.
    Jacob verfolgte die Jagd mit halber Aufmerksamkeit. Vor allem beobachtete er Culla. Der schlanke Alien war der Ausguck des Schiffes. Er stand neben dem Piloten, seine Augen leuchteten, und sein Arm deutete in die dunkle Glut.
    Cullas Weisungen waren nur wenig besser als die der Instrumente, aber diese waren für Jacob schwer zu entziffern. Er war froh, daß jemand dabei war, der den Passagieren und der Besatzung zeigen konnte, in welche Richtung sie schauen sollten.
    Seit einer Stunde jagten sie die Funken, die in der dunstigen Ferne glommen. In dem blaugrünen Spektralbereich, den daSilva hatte öffnen lassen, waren die Funken extrem schwach, aber gelegentlich blitzte der eine oder andere in grellem grünen Licht auf, wie ein Suchscheinwerfer, der das Schiff plötzlich erfaßte und dann abschwenkte. Jetzt waren die Funken häufiger zu sehen. Vor ihnen waren mindestens hundert dieser Objekte, alle etwa gleich groß. Jacob warf einen Blick auf den Entfernungsmesser. Siebenhundert Kilometer.
    Bei zweihundert war ihre Form deutlich erkennbar.
    Jedes dieser Geschöpfe auf der ›magnetischen Weide‹ war ein Torus. Aus dieser Entfernung sah die Kolonie aus wie eine große Ansammlung von kleinen blauen Fingerringen. Alle diese kleinen Ringe waren in Reih und Glied an dem Filamentbogen entlang angeordnet.
    »Sie reihen sich am Magnetfeld auf, wo es am intensivsten ist«, erklärte daSilva. »Und sie rotieren um ihre Achsen, um einen elektrischen Strom zu generieren. Der Himmel weiß, wie sie aus einer aktiver Region in die andere gelangen, wenn sich Felder verlagern. Wir versuchen immer noch herauszufinden, wodurch sie zusammengehalten werden.« Am Rande der Schar schwankten einige der Torusse träge bei ihrer Rotation. Sie präzessierten.
    Plötzlich war das Schiff einen Augenblick lang in ein scharfes grünes Licht getaucht. Dann glühte wieder alles in ockerfarbenem Schein. Der Pilot sah zu Jacob auf.
    »Wir sind eben durch den Laserschwanz eines dieser Torusse gedrungen«, erklärte er. »So ein vereinzelter Schuß ist völlig ungefährlich. Aber wenn wir uns der Hauptherde von hinten und von unten nähern sollten, könnten wir Schwierigkeiten bekommen.«
    Ein Klumpen aus dunklem Plasma, der entweder kühler war oder sich sehr viel schneller als das umgebende Gas bewegte, zog vor dem Schiff vorüber und versperrte ihnen die Sicht.
    »Welche Funktion hat denn dieser Laser?« wollte Jacob wissen.
    DaSilva zuckte die Achseln. »Dynamische Stabilisation? Antrieb? Vielleicht benutzen sie ihn auch zum Kühlen, wie wir. Wenn es so wäre, dann dürften sie sogar solide Materie in sich tragen. Aber was immer seine Funktion sein mag – er muß verflixt stark sein, wenn er das grüne Licht durch unsere rotgestimmte Abschirmung drücken kann. Nur deshalb haben wir sie überhaupt entdeckt. So groß sie auch sein mögen, hier unten sind sie wie Blütenstaub im Wind. Wir könnten eine Million Jahre lang suchen, ohne einen Toroiden zu finden, wenn wir sie nicht anhand ihrer Laser aufspüren könnten. Im HydrogenAlpha-Bereich sind sie unsichtbar. Also haben wir, damit wir sie besser beobachten konnten, ein paar Bänder im grünen und blauen Bereich geöffnet. Selbstverständlich bleibt die Wellenlänge, auf der diese Laser operieren, geschlossen. Die Linien, die wir uns ausgesucht haben, sind ruhig und optisch dick. Alles, was Sie jetzt grün oder blau sehen, kommt von einem dieser Biesterchen. Es dürfte eine angenehme Abwechslung sein.«
    »Außer diesem verfluchten Rot ist mir bald alles recht.«
    Das Schiff drang durch die dunkle Wolke hindurch, und plötzlich waren sie beinahe mitten unter den Wesen.
    Jacob schluckte und schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, stellte er fest, daß er nicht mehr schlucken konnte. Als Krönung der unglaublichen Szenen, die sich ihm drei Tage lang geboten hatten, war das, was er jetzt vor sich sah, so überwältigend, daß ein starkes Beben der Erregung ihn übermannte.
    Wenn man einen Schwarm von Fischen wegen ihrer Disziplin als ›Schule‹ bezeichnete und eine Schar von Rehen wegen ihrer Fortbewegungsart ›Sprung‹ genannt wurde, dann konnte man, fand Jacob, diese Herde von Sonnenwesen nur mit dem Wort

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