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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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da wie ein heroischer Schutzengel und flutete den schmalen Gang mit dem fahlblauen Licht seines Laserschwerts.
    »Hier entlang.«
     
    Eine verzogene Tür führte in eine geschwärzte Bucht. Sie waren jetzt sehr nahe an der äußeren Schiffshaut. Sarah spürte, wie das diffuse Nichts des Hyperraums an den Härchen auf ihren Armen saugte. Dasselbe spürte sie im Nacken. »Als Ihr Klon-Bruder Mogul den Käpt’n zum ersten Mal sah, nannte er sie ›Marcos Schickse‹, erinnern Sie sich? Da ungefähr müsst ihr gestanden haben. Ja. Vielleicht ein bisschen weiter links, richtig?«
    Sarah hatte die Stelle kaum wiedererkannt. Hier stand alles auf dem Kopf. Der Irrwisch summte träge an den Wänden herum und inspizierte Einschusslöcher.

    »Das können Sie unmöglich wissen«, sagte Sarah. »Da war niemand dabei.«
    »Und hier muss die Alice Liddell gelegen haben«, sagte Grant Nichtsweiter zurücktretend und großzügig mit der Stablampe gestikulierend.
    »Haben Sie Aufzeichnungen aus dem Schiff?«, fragte Sarah, schüttelte aber gleich darauf den Kopf. »Können Sie nicht haben. Alles wurde zerstört.«
    »Ich habe«, sagte er, »alles Mögliche. Kommen Sie. Kommen Sie hierher.«
    Sie ging zu ihm. Er nahm die Hand hoch und streifte mit dem Daumen über ihre Brust. »Sie wissen schon«, sagte er plump vertraulich, »dass Sie ein hübsches Kunstwerk sind?«
    Unbemerkt im Dunkeln draußen vor der Tür stand Jogo und beobachtete ihren Mann. Sie dachte an Kyfyd, den Leibwächter des Käpt’ns, den sie nicht mehr sehen durfte. Sie dachte an seine Oberschenkel, die warmen, dicken Polster seiner Handflächen.

23
    »Lobet den Herrn«, schrie Monsignore Archibaldo, »der seinen Boten schickt, um dem Volk, das in der Finsternis weilt …«
    »Ruhe jetzt«, befahl die einbeinige Frau. Sie stützte sich mit der Hand ab und schlug mit der Krücke an die Wand. Sie presste ihr Ohr dagegen.
    Professor Xavier, der Expeditionsleiter, stand da und saugte an der leeren Pfeife. »Und was hören Sie genau?«, fragte er.
    »Wohin wir gehen sollen«, sagte die Frau, die sich Sepia nannte.
    »Aha. Wohin wir gehen sollen, verstehe …«

    Die Verwundeten hatte man bei Sepias Leuten an den Feuern zurückgelassen. Die meisten hatten das Bewusstsein verloren, nachdem sie probiert hatten, was immer diese Primitiven in ihren Tonnen zusammengebraut hatten. Auch zwei jüngere Jäger mit einem Erste-Hilfe-Köfferchen waren zurückgeblieben, obwohl Käpt’n Gillespie nicht die Hand dafür ins Feuer gelegt hätte, dass die beiden tatsächlich Medikamente verabreichen und Verbände wechseln würden; wer weiß, ob sie sich nicht betranken, um ihre Schützlinge im Vollrausch auszuweiden und zu zerlegen. Ihr eigener Arm schmerzte, und ihre Seite glühte. Sie stützte sich auf Johanna, glücklich, dass sie nicht schneller zu gehen brauchte als eine Beinamputierte mit ihrer Katze.
     
    Sepias Katze war ein Kater, der auf den Namen Odin hörte und entfernt an siamesische Artgenossen erinnerte. In sein Ohr war eine blaue Zahl tätowiert, und Johanna hatte Dodger gefragt, ob das vielleicht eine Referenznummer für ein neues Auge war. Odin hielt mit seiner Herrin Schritt, ohne ihr jemals in die Quere zu kommen, und beschnupperte alles und jedes. Nach dem ersten Ärger hielt Timmi der Terrier Distanz zu ihm. Wenn ihm der Kater in den engen Gängen doch einmal zu nahe kam, wuffte er nur kurz, was die Situation sofort klärte.
    Sepia stand in einem Flecken aus schwachem Licht, das von irgendwo weit oben heruntersickerte. Sie scharrte rhythmisch an der Wand. Ein Sologato stand in der Nähe und filmte sie diskret.
    »Unsere Hypothese, dass wir es hier mit einem Trupp Bausklaven zu tun haben, der die capellanische Säuberung überlebt hat, scheint sich zu bestätigen«, raunte Dr. Sologato in seinen Armbandrekorder. »Die Frau hat unverkennbar die Gewohnheiten der Frasqui übernommen, bevor …«

    Seine Frau drehte sich um. »Psch«, machte sie.
    Sepia setzte den Weg fort. Odin streckte plötzlich die Vorderbeine, um gleich darauf in der Dunkelheit zu verschwinden.
    »Was meinen Sie, Käpt’n Gillespie?«, fragte Xavier, der die Unterbrechung genutzt hatte, um seine Pfeife zu stopfen. »Ist die Katze Teil der Vorstellung?« Dodger sah Johanna an, die genauso ratlos zurückblickte. »Vorstellung?«, wiederholte sie. Der Professor nahm den Helm ab, fuhr sich durchs Haar und dehnte die Frage aus: »Ist es die Katze, die den Weg weiß«, spekulierte er ernsthaft, »und

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