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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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die Augen. »Du wirst das bald ändern«, sagte er selbstsicher.
    Lärm von der Straße tief unten lockte ihn in den zweiten Raum zurück. Eines dieser entsetzlichen kleinen Taxis brauste die leere Straße herauf, die Scheinwerfer pflügten durch die Dunkelheit. Man konnte die Fahrgäste hören, Betrunkene, wieherndes Gelächter. Einer versuchte auf einer Posaune zu spielen.
    Welchen Preis bezahlten sie für ihren Spaß?, fragte sich der Mann mit Namen Nichtsweiter. War der Spaß solide? Welche Kenntnisse sicherten ihn ab, welche anderen Kenntnisse würden ihre Ausgelassenheit in Furcht umschlagen lassen, so dass sie sich verkriechen würden?
    Jogo die Schrantin folgte ihm auf allen vieren. Sie setzte sich auf den Boden und schubberte die Schnauze an der Schulter. Der Blick aus den stachelbeerfarbenen Augen hing unverwandt an ihrem Herrn. Die Nähe einer Leiche gefiel ihr nicht. Sie grummelte leise und gedankenverloren durch die Nase.
    Über den Kom-Anschluss hatte sich Grant Nichtsweiter mit
dem Notrufsystem einer stillgelegten, aber immer noch im Netz schlummernden Sicherheitsfirma verbunden. Jetzt ahmte er ihren Hierarchie-Code nach, die kybernetische Heraldik sozusagen, und verschaffte sich einen vorübergehenden Mitarbeiterstab.
    Die Abwehr funktionierte nicht. Der Mann ließ Wasser in eine Schüssel laufen und brachte es der Frau.
    »Tote sind gute Gesetzeshüter«, sagte er.
    Jogo mochte diesen Gesetzeshüter nicht. Sie wollte mit ihrem Mann allein sein. Auch wenn die Wände hier glatt und hart waren und hier nichts wuchs, wollte sie hierbleiben, lieber für immer hier als allein da draußen.
    »Bring die Matratze in das andere Zimmer«, sagte Grant. Nichtsweiter. Er war dabei, seine Belegschaft mit einem Sicherheitsinspektor der Orbitalstation auszustatten, der im Auftrag der Eladeldi dringenden Einblick in eine bestimmte Datei des getöteten Cyborgs verlangte.
     
    Als die Namen ankamen, markierte er größere Verstöße, die mit Raumschiffen zu tun hatten, dann aktivierte er den Virus. Er schickte eine Kopie des Blocks an die Adresse eines Multibase-Suchprogramms im Industriestandard. Die Abwehr der Sicherheitsfirma sah die Daten abgehen und machte schlagartig die Schotten dicht. Der falsche Inspektor saß in der Falle und fuhr unbekümmert fort, den Polizisten zu interviewen, der - um im Bild zu bleiben - im Sessel hinter seinem Schreibtisch saß, abgestützt, versteht sich. Doch das Ganze war nur noch ein leeres Konstrukt, das soeben in einer Endlosschleife landete, und Grant Nichtsweiter war auf und davon.
    »Sechzehn Komma zwei Sekunden«, sagte er.
    Jogo verstand nichts von alledem, bis auf den Jubel in seiner
Stimme. Sie war froh, dass er glücklich war. Wenn die Leiche ihn glücklich machte, na bitte. Wenn er glücklich war, konnte sie sogar vergessen, dass es hier keine Sonne gab. Wenn er auf sie herabblickte, schien er ihre Augen zu füllen. Wenn sein Gesicht abgewandt war, sah er sie immer noch. Das wusste sie.
    Der beigefarbene Netjockey öffnete die gesuchte Datei und fragte, welchen Fall sich Grant Nichtsweiter ansehen wolle.
    JUTE, tastete er in das Suchfeld. TABEA.
     
    Zu dieser wie zu jeder Stunde war das Chili-Chalet in der Edental-Kuppel in Licht und Musik gebadet. Die Bediensteten hinter dem Tresen schufteten und folgten den Fünfzehn Schritten zum Perfekten Service so beharrlich wie die Brahmanen ihren Mantras. Hinter ihnen arbeitete, für jedermann sichtbar, die Küchenmannschaft, rührte in den Kesseln, kontrollierte die Timer und fügte bestimmte Mengen dehydrierten Oregano und ebensolches Basilikum hinzu - alles mit beinahe labormäßiger Akkuratesse. Ein Kontrolleur gab grünes Licht für einen Konvoy von Lieferwagen, der gerade eintraf und jede Menge frisches Hackfleisch den Platinum Cañon heraufschleppte.
    Passagiere und Mannschaften, alle aßen im Chili-Chalet. Egal auf welcher Etage man sich aufhielt, man fand ein Chalet, genau das gleiche wie auf der Erde oder auf dem Mond oder sonstwo im System. Die gleichen strahlenden Werbungen tanzten über den Tischplatten, auch solche, die ihre Versprechen nicht mehr halten konnten. Die Tekunak Charge Catering Division versprach, die Werbung in all ihren Restaurants unverändert zu lassen, weil sie den Gästen gefalle. Jene verlockenden rotierenden Geister von Taucherausrüstungen und Kristalluhren erinnerten die Leute an zu Hause. Sie mochten die Jingles und sangen mit.

    »Verzeihung, Ma’am. Geneva McCann von Kanal 9. Von wo kommen

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