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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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man ihr, keine Macht anzustreben, Leute mit Macht hätte man gründlich satt - man wolle lediglich sicherstellen, dass alles richtig funktioniere und jeder seinen gerechten Beitrag leiste.
    »Was meinst du, Dodger?«
    Dodger hatte sich von der Unterhaltung abgewandt. Sie war groß gewachsen und dünn und konnte sich, wenn sie wollte, ein ordentliches Stück beiseitelehnen. »Jesus, Mädel, frag mich nicht.«
    »Na ja, ein paar grundsätzliche Dinge müssten sofort passieren«, sagte der junge Mann, der versucht hatte, Käpt’n Jute für die Regulierung des Lebendinventars zu interessieren. »Erstens müsste die Nacht vom Tag getrennt werden!«
    Käpt’n Jute, die noch nie eingehend über diese Unterscheidung nachgedacht hatte, tat einen langen Zug aus dem Glas. »Falls die Leute das wollen«, sagte sie. Sie sah Gesichter in der Menge, bei denen sie viel lieber gewesen wäre; sie kannte aber keines. »Ich weiß nicht, braucht man für so was einen Verwaltungsrat?«
    Man fing an, sie über Anhörung, Beratung und das Inganghalten der Gemeinschaft aufzuklären. Sie würden reden und reden, bis ihr die Augen zufielen. Sie wusste, dass sie am Ende
tun würden, was sie tun wollten, egal welchen Namen sie sich gaben, und was immer Tabea Jute dazu sagte. Leute dieses Schlags setzten alles daran, die Welt wieder in Ordnung zu bringen, jede Welt.
    Dodger Gillespie war dabei, sich an eine fette junge Frau heranzumachen, jemandes Frau, so wie sie aussah; nicht, dass es Dodger etwas ausgemacht hätte. Im Fenster zog ein farbenfroher Schwarm von Heißluftballons vorüber, alle aus roten und gelben und grünen und weißen Trapezen zusammengesetzt, alle drehten sich langsam.
    Käpt’n Jute unterdrückte ein Gähnen. Schließlich erhob sie sich. »Wenn ihr das machen wollt, dann macht es«, sagte sie. »Aber zeigt mir einen Plan.« Sie überlegte schon, wie sie da wieder rauskam, wer das für sie übernehmen könnte. Nun, Dorcas würde jemanden kennen.
    Der embryonale Verwaltungsrat schob die Stühle zurück und bedankte sich respektvoll. Man würde ein paar von den anderen mit einbeziehen, meinten sie und zeigten mit dem Kinn auf die Altairer und Schranten; Letztere prügelten ohne Ende auf die uralte Flippermaschine ein. Nur damit es fair zuging, und die erste Sitzung sei morgen...
    »Also in fünfzehn Stunden«, schloss der bibelfeste junge Mann und umklammerte seine Uhr wie einen externen Herzschrittmacher. »Fünfzehn Stunden nach meiner Uhr. Meine Uhr geht richtig.«
    »Haltet mich auf dem Laufenden«, sagte Tabea. Andere Leute hatten es auf sie abgesehen. Himmel, das nahm ja kein Ende.
    Die Frau im Glytex-Gel-Anzug trug Kopfhörer mit Akkuflossen. Käpt’n Jute bemerkte zu spät, dass ihre Begleiterin eine Kamera auf sie richtete. »Hier ist Geneva McCann für Kanal 9«, flötete die erste Frau, »und ich bin hier im berühmten Trivia
und spreche mit Käpt’n Jute. Käpt’n, dürfen wir Ihnen zu einem erfolgreichen Sprung gratulieren?«
    »Dürfen Sie, dürfen Sie«, sagte Tabea und trank konzentriert an ihrem Bier.
    Die Frau ließ nicht locker. »Wir wissen, die meisten jedenfalls«, sagte sie, »wie subsolarer Hyperraum aussieht. Was können wir erwarten, draußen im Hyperraum zwischen den Sternen zu sehen?«
    Tabea drehte sich auf ihrem Stuhl und fahndete nach einem Klo. In einer Zelle drängten sich Altairer, sie tranken vermutlich Schädelbohrer . »Fragen Sie die Altairer. Die sind schon da gewesen.«
    Geneva McCann zog weiter an Tabea vorbei. Diese kraftvolle Hüftarbeit im Gedränge hatte ihrer Karriere ohne Zweifel nicht geschadet.
    »Meine Herren, Sie kommen vom Planeten, mal sehen, ob ich das richtig ausspreche, Al-te-zéa, der um Altair kreist. Hab ich das richtig gemacht?« Sie blendete die Altairer mit ihrem Lächeln. »Geneva McCann, Kanal 9. Wir möchten Ihnen gerne die Frage stellen: Was werden wir im Hyperraum sehen?«
    Die Altairer nahmen den Rüssel aus der Trinkschale und schnäuzten laut und feucht in ihre rot gepunkteten Taschentücher. »Henichts«, keuchten sie. »Hevon hopen hebis hunten henichts.« Alle Extrasolaner waren sich in diesem Punkt einig - dass der Hyperraum, egal wie weit man springt, immer das gleiche unendliche und fade Nichts ist.
    Tabea Jute rettete sich in einen Haufen Raumfahrer, sie wollte endlich Spaß haben. Irgendwann stand sie auf einem Tisch und spielte auf einer ramponierten Mundharmonika We Shall Overcome . Im Fenster , über den Dächern von Paris, waren keine Ballons

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