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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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ich sie zurechtgewiesen hatte, weil sie mir in mein Büro gefolgt war? »Aber natürlich, Phoebe.«
    Im nächsten Augenblick stand sie vor mir, ein kleines Tablett in den Händen. »Ich dachte, Sie hätten vielleicht nicht gefrühstückt«, sagte sie entschuldigend. »Sie sahen nicht so aus –« Dann brach sie ab und starrte mich an. Die Kratzer? Mein Gesicht? Sie stellte das Tablett auf meinen Schreibtisch: ein Becher dampfenden schwarzen Kaffee und ein knusprig aussehendes Hörnchen.
    »Nun, Phoebe?« Und obgleich mir einfiel, daß ich sie zu Unrecht verdächtigt hatte, klang meine Stimme hohl. Aber jedenfalls hatte ich den Punkt überwunden, an dem ich jedem mißtraute. Ein gewisser Fortschritt, nicht wahr?
    »Mr. Ephron rief kurz ehe Sie kamen an.« Sie konsultierte ein paar Notizen, die sie auf ihrem Block mitstenographiert hatte – vielleicht, um mich nicht ansehen zu müssen. »Er wollte nur berichten, daß er keine Informationen über den fraglichen Mann erhalten hat.«
    »Vielen Dank, Phoebe.« Mehr brachte ich nicht heraus. Mir war undeutlich bewußt, daß sie nicht nur Dankbarkeit, sondern auch eine Entschuldigung erwarten durfte, aber es erschien mir überflüssig, beides in Worte zu fassen.
    »Adam –« begann sie, korrigierte sich aber dann, »Mr. Wyatt, ich gehe jetzt 'runter und kaufe Ihnen eine Krawatte. Wenn Sie keine Anrufe entgegennehmen wollen, sage ich bei der Zentrale Bescheid –«
    Krawatte? Meine Hand fuhr zum Kragen. Ich sah, wie Phoebe sich abwandte – um ihre Neugier zu verbergen? Ich war ohne Krawatte ins Büro gekommen.
    An der Tür sagte sie: »Und ich besorge Ihnen auch einen elektrischen Rasierapparat – falls Sie nicht zum Friseur gehen wollen –«
    Ich strich mir über das Kinn. Ich hatte tatsächlich heute morgen vor dem Spiegel gestanden und mein Gesicht betrachtet. Und mich nicht rasiert.
    In mir zerbrach irgend etwas – wie bei einem Motor, der mit Präzision und Zuverlässigkeit läuft und plötzlich zu stottern und auszusetzen beginnt.
    Dumpfe Panik ergriff mich, leise und erschreckend.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür.
    Henry stand im Rahmen. Er ließ seine Blicke von mir zu Phoebe und zurück wandern.
    Mit niedergeschlagenen Augen sagte Phoebe »Entschuldigung!« und verließ fluchtartig das Büro.
    Henry begann, auf und ab zu wandeln und sich mit der Hand über den Kopf zu streichen, typische Geste, die unweigerlich seine Erregung verrieten. Schließlich sagte er: »Wie ich höre, hast du gestern den Fall Corbin vermasselt. Und wie!«
    »Ich war sicher, daß man es dir hinterbringen würde.« Meine Stimme klang seltsam normal und gefaßt. »Unser loyaler Mr. Gray mußte es dir natürlich brühwarm erzählen.«
    Henry blieb am hinteren Ende des Raumes stehen. »Adam, es will mir einfach nicht in den Schädel. Bist du tatsächlich aufgestanden und hast einen renommierten Arzt, einen Zeugen, aufgefordert, im Central Park ein Gnu zu bespringen?«
    »Wenn Mr. Gray mich so zitiert hat, ist es bestimmt wörtlich richtig.«
    »Großer Gott! Und Arnold hast du gestern abgesagt.«
    »Ich habe nicht um den Termin gebeten. Also hast du auch mit Arnold über mich gesprochen? Und meine Symptome sicher ebenso genau beschrieben, wie es Mr. Gray getan hätte.«
    Henry kam auf mich zu. »Verdammt, Adam, ehrlich gesagt gefallen mir diese Symptome kein bißchen – die ich zugegebenermaßen Arnold Wilder zu erklären versuchte, der nicht nur Arzt, sondern unser alter und enger Freund ist. Stimmt's?«
    »Ich brauche keinen Arzt.« Aber war das wahr?
    »Und was, zum Teufel, ist mit Harkness los?«
    »Du hast dir heute morgen ja wenig entgehen lassen, was? Woher weißt du von Harkness? Hat Phoebe bei meinem Anruf mitgehört? Hast du Phoebe gebeten –«
    »Phoebe, Quatsch!« knurrte Henry. Er stand mir nun am Schreibtisch gegenüber. »Vincent rief mich an. Berichtete mir, daß du alle Investitionen liquidierst, unter geradezu lächerlichen Verlusten. Er dachte, ich könnte dir vielleicht etwas Vernunft einbläuen –«
    »Wenn er nicht nach meinen Anweisungen handelt –«
    Henry richtete sich auf. »Adam, was ist los? Und du verschwendest nur deine Zeit, wenn du dich auf den Standpunkt stellst, es ginge mich nichts an. Seit du gestern nachmittag die Firma einer Beleidigungsklage und einem Verfahren vor der Anwaltskammer ausgesetzt hast, über das sich die gesamte Anwaltschaft das Maul zerreißen wird, geht es mich sehr wohl etwas an.«
    »Du brauchst im Augenblick

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