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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Es wurde eindeutig festgestellt, daß bei Personen mit selbstmörderischen oder mörderischen Tendenzen oder bei Personen, die paranoid oder schizophren veranlagt sind, LSD sogar in kleinen Dosen fatale Wirkungen zeitigen kann. Ist das eine verständliche Antwort?«
    Ja, durchaus.
    Henry räusperte sich und strich mit der Hand durchs Haar. »Um noch eines klarzulegen: Es ist ein Vergehen, dieses Zeug herzustellen oder zu vertreiben. Juristisch fällt es unter das Rauschgiftgesetz.«
    Nun wurde mir eines klar: Henry hatte, wahrscheinlich von Anfang an, den Zweck meiner Fragen durchschaut und wollte mich wohl warnen. Dann grinste er mich an. »Iß dein Roastbeef, du siehst halb verhungert aus.«
    Das Fleisch war dick, rosig und saftig. Nach den ersten Bissen merkte ich, wie hungrig ich war. Aber etwas mußte ich noch erfahren. »Doktor, es gibt doch keine scharfe Grenze zwischen, nun … einer Neurose oder psychopathischen Tendenzen und völligem Wahnsinn? Ich meine, es kommt doch selten vor, daß jemand plötzlich überschnappt im landläufigen Sinne?«
    Dr. Crittenden warf Henry einen Seitenblick zu, ehe er antwortete: »Wie ich schon sagte, sind meine Erfahrungen begrenzt. Ja, es gibt eine Art Grenze, doch ist sie für einen Laien oder sogar jemanden wie mich nicht ohne weiteres erkennbar. Ein tüchtiger Psychiater könnte natürlich nach einer Untersuchung und gewissen Tests –«
    »Aber der Verstand überschreitet doch nicht einfach eine Grenze, jenseits derer totale Verrücktheit herrscht –«
    Dr. Crittenden hörte zu kauen auf und starrte mich an. »Natürlich kann das vorkommen.« Wieder schaute er Henry fragend an. »Man konstatiert da ein gewisses Zurückweichen, eine Scheu, sich mit der realen Welt auseinanderzusetzen, einen Rückzug in irgendwelche Phantasien, die dem verwirrten Geist angenehmer und befriedigender ist.
    erscheint.« Stirnrunzelnd sah er mich an. »Aber das läßt sich nicht berechnen oder voraussagen.«
    Henry fing zu lachen an, aber es klang hohl. »Ich hätte Sie vor Adam warnen sollen. Wenn er sich einen Fall zu Herzen nimmt, dann engagiert er sich für seinen Klienten voll und ganz.« Er räusperte sich wieder. »Das war einer der Gründe, warum ich Adam für geeignet hielt, von Ihrer … Schwierigkeit zu erfahren. Wenn einer einen Ausweg finden kann, dann ist es Adam. Soll ich den Sachverhalt schildern, oder wollen Sie das tun?«
    Womit er geschickt das Thema gewechselt hatte. Ich jedoch besaß meine Informationen.
    »Sie wissen doch über alles Bescheid –«
    »Also, Adam, folgendes: Dr. Crittenden –« er senkte die Stimme – »erhält seine Honorare oft in bar. Während der letzten Jahre gewöhnte er sich an, dieses Bargeld beiseite zu legen, und es hat sich nun angesammelt. Um wieviel handelt es sich, Doktor?«
    »Nun … über vierzigtausend.«
    »Er bewahrt es in einem Safe im Keller seines Hauses auf.«
    »Wenn ich doch nie damit angefangen hätte! Man traut sich sowieso nicht, etwas mit Bargeld zu kaufen, so, wie die Finanzämter einem auf die Finger sehen. Geheimpolizeimethoden –«
    »Dr. Crittenden hat diese Summen bei der Steuererklärung nicht angegeben, und jetzt steht ihm eine Steuerprüfung bevor –«
    »Ohne Vorwarnung. Sie wissen ja, wie die das machen. Verdächtigen jeden, ob er unschuldig ist oder nicht.«
    »Nun ist die Schwierigkeit –« trotz seiner gleichmütigen, beherrschten Miene schwang ein gereizter Unterton in Henrys Stimme –, »daß die Unterlagen im Büro – Name der Patienten, Daten der Konsultationen, berechnete Honorare und so weiter – nicht mit der Steuererklärung übereinstimmen. Ich sagte ihm, daß du sicher imstande wärst, eine Lösung zu finden.«
    Beide warteten, während Professor Kantors Gesicht vor meinem inneren Auge vorüberhuschte. Ich verspeiste den letzten Bissen und merkte, daß die beiden ihr halbes Essen hatten stehen lassen. Ich wich aus: »Warum wenden Sie sich nicht an einen Steueranwalt, Dr. Crittenden? Warum kommen Sie zu uns?«
    »Mein Buchhalter empfahl mir einen, aber … aber der – ich vergaß seinen Namen –, rief Mr. Brant an, ob der den Fall nicht übernehmen wolle.«
    Ich schaute Henry an.
    Er begann weiterzuessen. »Es war George Kimball, und er erklärte mir offen, er könne sich eine solche Sache nicht leisten, sofern Dr. Crittenden nicht –«
    »Ich sollte alles gestehen, mich unterwerfen. Er riet mir –«
    »Wieso«, unterbrach ich ihn, »kam er auf dich, Henry?«
    Sein Gesicht

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