Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
Vom Netzwerk:
untermauern – allerdings könnte er bei einer Auseinandersetzung auch seine Behauptung glaubhaft machen, ich hätte die Zahlung wegen Jennys Schwangerschaft geleistet. Ich marschierte bereits mit unsteten Schritten zur Bibliothek, als mich seine Stimme zurückhielt.
    »Kein Scheck.« Und als ich mich langsam mit meinem dösigen Kopf umdrehte: »Nicht, daß ich dir nicht traue, Mann –«
    »Ich könnte ihn nicht sperren lassen«, entgegnete ich, und wieder stieg Ärger heiß in mir auf, »er belastet mich genauso wie Sie.«
    »Bedaure, Paps. Bar. Nichts Größeres als Fünfzigdollarnoten.« Er ging zur Tür. »Morgen. Aber nicht vor Mittag, kapito, weil Jenny und ich gern lange schlafen.« Mit der Hand auf der Klinke grinste er mich an. »Jenny wartet. Das kleine Aas, sie muß es haben, Mann, sonst schnappt sie über.«
    Dann verschwand er.
    Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, dann zur Galerie. Die Tür war geschlossen. Wartete sie?
    Ich schwankte zur Bar. Sollte sie warten!
    Noch ein Drink. Und dann?
    Ich schüttete Whisky in ein Glas, als sich die Tür oben öffnete und sie erschien. Ihr Kleid hatte sie ausgezogen. Darunter trug sie, wie sie vorhin erwähnt hatte, nichts.
    »Ist er nicht fort?« erkundigte sie sich.
    Ohne zu antworten, trank ich einen Schluck. Die Augen konnte ich allerdings nicht von ihr abwenden.
    »Worauf wartest du noch?« Ihr Ton klang wieder schmollend, drängend und erstaunt.
    Eine gute Frage. Dreitausend Dollar. Worauf wartete ich? Haß durchpulste mich, giftiger und bösartiger als der Alkohol in meinem Blut.
    »Wieviel kriegst du denn ab?« fragte ich brutal und grausam, mit heiserer, unkenntlicher Stimme.
    Sie trat ans Geländer. »Wieviel von was?«
    »Von den drei –« Ich hatte Mühe, das lange Wort auszusprechen. »Von den drei – tausend –«
    Sofort verzerrten sich ihre Züge, und ihre Stimme klang wie ein aggressives Fauchen. »Ich mach's nicht für Geld!« Der Aufschrei entfuhr ihr wild und echt. »Wer behauptet, daß ich's für Geld tue?«
    Ich genoß einen Moment des billigen Triumphes. »Dreitausend für eine lausige Nacht!«
    Sie kam die Treppe heruntergestürzt wie eine Furie mit lodernden Augen, und ihr junger straffer Körper bebte vor Wut und Lust. »Alles Lügen, du Schuft, du –« Einige Schritte vor der Bar blieb sie abrupt stehen, und ein neuer Ausdruck spiegelte sich in ihrem Gesicht: verschlagenes, wissendes und befriedigtes Vergnügen. »Oh, wie du mich haßt!«
    Und ich erkannte mit scharfsichtiger und zugleich fassungsloser Intensität, daß sie auf gräßliche und perverse Weise beglückt war; daß sie meinen Abscheu anstacheln wollte und daß ihre Begierde dadurch aufgepeitscht, wenn nicht gar wachgerufen wurde.
    Ich mußte betrunken sein. Völlig betrunken. Das war doch unmöglich. Sie trat näher, und in ihren Augen funkelte eine grausame tierische Feindseligkeit, wie ich sie noch nie bei einer Frau erlebt hatte. Blitzschnell holte sie mit dem nackten Arm aus und versetzte mir eine klatschende Ohrfeige.
    All die aufgestaute Erbitterung, Verzweiflung und Gehässigkeit kam bei mir zu einem unwiderstehlichen Ausbruch; ich verlor die Beherrschung, mein letztes bißchen Verstand.
    Schon stand ich vor ihr, getrieben von blindem Haß und packte sie brutal und rücksichtslos. Die erste Berührung ihrer Haut beseitigte alle meine Hemmungen, ich schleuderte sie zu Boden, was sie mit einem verächtlich-belustigten Blick aus dunklen Augen quittierte, und pumpte dann, als ich bereit war, all meinen Haß und Abscheu in einem Anfall obszönen Vergnügens und lüsterner, betrunkener körperlicher Ekstase in sie hinein.
    Nachtschwärze. Wie lange hatte ich geschlafen?
    »Sam –«
    Ich erkannte die Stimme – sanft jetzt, und zärtlich. Und ich sehnte mich nach Schlaf: Dunkelheit, Vergessen, Leere.
    »Bist du wach, Sam?«
    Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund und war noch immer benommen. Ich lag im Bett. Wie war ich nach oben gelangt? Wann? »Sam –«
    »Ich heiße nicht Sam«, hörte ich mich schlaftrunken sagen.
    »Du bist mein Sam. Jetzt bist du es wirklich.«
    Wie war ich hier heraufgekommen, ohne mich daran entsinnen zu können? Wenigstens lagen wir nicht in meinem Bett, in meinem und Lydias. Wenigstens das nicht – ich schreckte vor dem Gedanken zurück.
    »Sam –«
    Sie regte sich. Dann lag sie auf mir, ein weicher Körper, unglaublich heiß. Ihr Haar fiel mir ins Gesicht.
    Dreitausend Dollar. Tausend pro Sprung. Teure Hure.

Weitere Kostenlose Bücher