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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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wohlfundierten Diagnose nach bleibend, oder wird sie keine Folgen für das weitere Leben der Klägerin haben?« Dr. Harris wendet sich an Stewart. »Mr. Stewart –«
    »Einspruch«, sagte Stewart mit einem Seufzen.
    Nach einigen Wortgefechten gibt Stewart nach: gierige, kleine Schweinsäuglein. Warum ruft Phoebe nicht an? Sie sollte doch keine Rücksicht auf die Voruntersuchung nehmen! »Doktor, können die Symptome, die Sie so anschaulich beschrieben, daß ich sie fast nachempfinden kann – die Ihnen Ihre Patientin beschrieben hat –, durch eine objektive Untersuchung bestätigt werden?«
    »Bis zu einem gewissen Grad selbstverständlich, wenn Sie mit objektiv –«
    »Unter objektiv verstehe ich etwas anderes als die subjektiven Beschwerden Ihrer Patientin und Ihre subjektive Interpretation.«
    Lee Gray rutscht unruhig auf seinem Stuhl. Als Warnung?
    »Subjektiv? Ich muß doch bitten –«
    »Nun, Röntgenbilder wären zum Beispiel objektiv.«
    Harris lächelt, herablassend. »Unglücklicherweise kann man Nerven nicht wie andere Organe photographieren –«
    »Eine röntgenologische Untersuchung kann also ihre Diagnose nicht bestätigen, ja oder nein?«
    »Darauf kann man nicht mit ja oder nein antworten –«
    »Ja oder nein, Dr. Harris?«
    »Mr. Stewart, muß ich –«
    »Einspruch, Mr. Wyatt. Ich stelle fest, daß dies keine Ja-oder-Nein-Frage ist!« Heisere Whiskystimme, gespielt nachsichtig.
    »Wurden Knochen beschädigt, Doktor?«
    »Nicht meines –«
    »Zeigt das Röntgenbild, daß ein Knochen auf einen Nerv drückt?«
    »Mr. Wyatt, ich sagte bereits aus –«
    »Diese Fragen können ohne weiteres mit Ja oder Nein beantwortet werden. Falls solche Untersuchungen stattfanden.«
    »Adam!« Lee Gray – mochte er flüstern.
    »Einspruch!«
    »Wurden solche Untersuchungen gemacht?«
    »Selbstverständlich. Das gehört zur Routine.«
    »Und?«
    »Was?«
    Schlau, ein Versuch, Zeit zu gewinnen. Das macht die Erfahrung. Lassen Sie sich ruhig Zeit, Doktor. Drei Uhr zweiundvierzig. Wann kam endlich jemand zu der verdammten Tür herein?
    »Dr. Harris, kann irgendeine Art objektiver, wissenschaftlicher Untersuchung dieser Patientin – röntgenologisch oder neurologisch – Ihre Diagnose und Prognose untermauern?«
    »Nun, jeder Arzt interpretiert –«
    »Das stand nicht zur Debatte.«
    »Lassen Sie ihn ausreden!«
    »Er ist nicht sehr mitteilsam.«
    »Wie können Sie –«
    »Dr. Harris, worauf basiert Ihre Diagnose und Prognose, außer der Beschreibung der Symptome und Beschwerden durch die Patientin und Ihre eigene subjektive Interpretation, die unzutreffend oder richtig sein mag und die von einer Beschreibung ausgeht, die wahr oder unwahr sein kann?«
    Dr. Harris macht den Mund auf, klappt ihn zu. Lee Gray nimmt die stinkende Pfeife aus dem Mund. Stewart richtet sich beleidigt auf. Thurman wartet ab. Der Stenograph wartet ab. Ich auch.
    Schließlich Stewart:
    »Mr. Wyatt, Ihre Frage scheint auf gewisse –«
    »Weigert sich Ihr Zeuge, sie zu beantworten?«
    »Wir sind hier nicht vor Gericht, Mr. Wyatt!«
    »Weigern Sie sich, Doktor? Dann soll das ins Protokoll.«
    »Ich bin nicht hier, um mich beleidigen zu lassen.«
    »Warum sind Sie hier, Doktor?« Vorsichtig!
    »Ich wollte versuchen, einer meiner Patientinnen zu helfen, die durch grobe Fahrlässigkeit seitens –« Er brach ab.
    Langsam, immer langsam. Sanft: »Ach, praktizieren Sie Jura neben der Medizin, Doktor?«
    »Ebenso wenig, wie Sie Medizin praktizieren, Sir!« Mit hochrotem Kopf, gesträubtem Schnurrbart, verkrampft.
    »Würden Sie dem Zeugen bitte meine Frage vorlesen?«
    Der Stenograph stottert. »Mr. Wyatt erkundigte sich danach, auf welche Tatsachen Dr. Harris seine Diagnose stützt, außer den mündlich vorgetragenen Beschwerden seiner Patientin.« Lee Gray eilt zu Hilfe, mit fliegenden Fahnen.
    »Ach ja, ich hab's.« Und der Stenograph liest mit monotoner Stimme vor.
    Daraufhin Stewart: »Ich erhebe Einspruch gegen die Frage.«
    Lee Gray: »Dann soll der Einspruch ins Protokoll. Können wir fortfahren?«
    »Halten Sie sich 'raus. Das ist meine Sache.« Und ich höre meine Stimme in dem finsteren Raum widerhallen; ich weiß, es ist zu spät, zu spät für Beherrschung der Lage oder Hoffnung oder Erleichterung oder Jennys Überleben oder für die Chance, selbst jemals wieder der alte zu sein. Lee Gray murmelt etwas, aber auch dafür ist es zu spät. »Ich will wissen, ob Sie irgendwelche Untersuchungsresultate haben, die die

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