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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Verletzungen der Frau beweisen!«
    »Meine Fähigkeit zu diagnostizieren und meine Integrität als Arzt –«
    »Das war nicht meine Frage.«
    »Sie stellen aber beides in Frage!«
    »Sie schüchtern meinen Sachverständigen ein!«
    »Ja, ich stelle beides in Frage, zum Teufel! Wer hat Ihnen diese Patientin überwiesen?«
    »Ich brauche mir das nicht gefallen zu lassen und –«
    »Mr. Stewart? Oder sein Partner, Mr. Sliker?«
    Harris steht auf, bebend. »Muß ich mir das bieten lassen?«
    »Wie viele andere Patienten haben Mr. Stewart und Mr. Sliker bereits zu Ihnen geschickt?«
    »Um Gottes willen, Adam, bitte?«
    »Antworten Sie, Doktor!«
    »Mein Zeuge ist nicht gezwungen, auf solche Fragen zu antworten!«
    Stewart hat sich auch erhoben. »Solche Fragen gehören nicht –«
    »Wie oft haben Sie bereits in Körperverletzungsfällen für Sliker und Stewart gegutachtet?«
    »Schreiben Sie alles mit, was dieser Verrückte sagt!«
    »Wie viele andere Fälle mit Erfolgshonorar?«
    »Ich will jedes Wort im Protokoll sehen!«
    »Und welchen Prozentsatz der Schadenersatzsumme streichen Sie ein, Doktor, im Namen der Gerechtigkeit und Ihres verdammten, hypokritischen Eids?«
    Ein Aufschrei, ohrenbetäubend. Fast vier Uhr. Wann sprang ich auf die Füße? Kann mich nicht daran erinnern.
    »Ich möchte eine kurze Unterbrechung beantragen.« Lee Grays Stimme. »Zehn Minuten.«
    »Ich bin ein vielbeschäftigter Arzt, gleichgültig, was er –«
    »Fünf Minuten. Ich bestehe darauf. Mr. Wyatt wird sich entschuldigen.«
    »Meiner Meinung nach ist Mr. Wyatt nicht gesund.«
    Über den Tisch gelehnt, ein eindringliches, rauhes Flüstern: »Ich pfeife auf Ihre Meinung, Dr. Harris, und habe auch nicht dafür bezahlt. Ihre Meinung gilt nicht, wenn sie nicht bezahlt ist. Ihre Meinung ist eine Frage der Opportunität, und Sie sind eine Schande für Ihren ganzen verdammten Berufsstand.«
    »Wie würde es Ihnen passen, Sir, wegen übler Nachrede belangt zu werden?«
    »Wie würde es Ihnen passen, Sir, ein Gnu im Central Park zu bespringen?« Ich wandte mich ab. Was hatte ich gesagt? War das meine Stimme?
    »Zehn Minuten Unterbrechung«, krächzte Stewart hinter mir.
    Lee Gray neben mir in einem fremden Korridor. Wie spät war es? Lachte ich etwa?
    »Adam, merken Sie nicht, daß Sie unsere Chancen verderben?«
    Nein, kein Lachen. Den Tränen nahe. Ich werde mein möglichstes tun, damit es überhaupt zu keiner Verurteilung kommt, Mr. Corbin.
    Er packte mich am Arm: »Lassen Sie mich Henry anrufen.«
    Ich reiße mich los. »Rufen Sie an, wen Sie wollen. Haben Sie und Henry nicht für heute schon genug gequatscht?«
    Ich lasse ihn stehen, flüchte. Schwankend den Gang entlang. Um eine Ecke. Wo bin ich? Am Grund des Meeres. Keine Aufzüge. Kein Weg nach oben. Erstickend. Ich ertrinke. Warum rief Phoebe nicht an? Ich lehne mich an eine Wand. Allein. War ich schon jemals so einsam und verlassen?
    Allein und am Zusammenbrechen. Das war's. Genau das passierte: ich klappte zusammen. Unmöglich, ich wehre mich. Kalte Angst dämpft die Glut in mir: Wie soll ich es aufhalten?
    Gesichter, Blicke: Schert euch zur Hölle, alle miteinander! Vermeine, unter Wasser zu schweben. Lasse mich mit der Flut der anderen Körper auf die Straße hinaus treiben. Marschiere. Wie weit? Wie viele Straßenblocks? Telephonzelle an der Ecke. Besetzt. Stelze weiter. Warum ist es noch nicht vorüber? Wieder eine Zelle. Leer. Besitze nur eine Zehn-Cent-Münze. Himmel, nein, nur zwei Fünf-Cent-Stücke. Wühle verzweifelt in meinen Taschen herum. Finde nur eine Fünfundzwanzig-Cent-Münze, neu und glänzend. Na gut, ich werde sie opfern. Bin schwindelig. Keine Luft in der Zelle, schnappe nach Luft. Es dröhnt mir in den Ohren. Die Zahlen auf der Wählscheibe verschwimmen. Brauche ich eine Brille? Bis jetzt nicht. Glücklicherweise; und das mit Fünfzig. Ich wähle, es summt, klickt, summt, jetzt nur keinen Fehler.
    »Brant und Wyatt. Guten Tag.«
    »Mr. Wyatts Büro, bitte.«
    »Einen Augenblick.«
    Sie erkennt meine Stimme nicht. Ich warte. Wie viele Jahre warte ich schon? Merkwürdiges Gefühl – jenseits von Zeit und Raum. Muß schon nach vier sein, Zeit ist äußerst wichtig, habe keine Zeit zu verlieren, habe kein Gefühl mehr dafür. Morgen bin ich vielleicht schon tot. »Büro von Mr. Wyatt.«
    »Phoebe –« Der Hilferuf eines Ertrinkenden. »Phoebe, warum haben Sie mich nicht angerufen?«
    »Adam? … Sind Sie das, Mr. Wyatt?«
    »Warum haben Sie nicht

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