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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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wischte die Theke ab. Dachte wahrscheinlich, ich hätte langsam genug. Aber die verdammten Beruhigungspillen waren an meinem Gleichmut schuld. Nein, die beiden Drinks beim Mittagessen. Mittagessen?
    »Pat, ich hätte gern zwei Steak-Sandwiches auf Toast.«
    »Is schon schlimm, wenn die Frau fort ist«, erwiderte Pat. »Darum hab' ich die Küche auch im Sommer offen. Zwei, gut durchgebraten.«
    »Ja, es ist schlimm. Oder war es. Was ich Ihnen verdanke. Bitte halb durchgebraten.«
    Pat schüttelte den Kopf und wollte sich eben in die Küche zurückziehen, als es im Raum plötzlich still wurde. Ich sah, wie Pat über meine Schulter etwas angelegentlich betrachtete, ehe er knurrend davonschlurfte.
    Ich wandte mich um. Eine junge Frau von ungefähr dreißig Jahren hatte sich allein in eine der Nischen gesetzt, und obgleich die Männer mit Trinken und Reden fortfuhren, waren sie sich doch ihrer Gegenwart sehr bewußt. Sie hatte hochblonde Haare und trug Shorts, ihre Beine waren braungebrannt und schlank, und sie blickte distanziert, wenngleich etwas verärgert, vor sich hin, als sie eine Zigarette ansteckte.
    Als Pat hinter die Theke zurückkam, erkundigte sich ein Gast flüsternd: »Wer ist das, Pat?«
    »Fragen Sie mich nicht. Zum zweiten Mal da. Sie sucht vielleicht Anschluß, aber wie soll man das heutzutage wissen? Sie kann ebensogut eine biedere Hausfrau aus der Nachbarschaft sein.«
    »Na, Sie wissen ja, was man so sagt. Kein Platz mehr für die Professionellen, bei der vielen Amateurkonkurrenz.«
    »Mir wäre lieber, sie würde in ihrer verdammten Küche bleiben.«
    Ich schaute mir die Männer an. In allen Köpfen schienen ähnliche Vorstellungen zu spuken. Die Ehefrau auf Long Island oder in den Bergen oder sonstwo während der Sommermonate – nicht uninteressant, welcher dieser respektablen, soliden Geschäftsleute und liebenden Ehemänner das Lokal mit ihr zusammen verlassen würde.
    Die Sandwiches kamen. Wann hatte ich das letzte Mal richtig gegessen? Aber bereits beim ersten Bissen merkte ich, daß ich nicht einmal eines schaffen würde. Statt dessen leerte ich mein Glas, stellte es klirrend auf die Theke, wo Pat es neu füllte.
    »Schmecken Ihnen die Steaks nicht, Mr. Wyatt?«
    Wo soll denn dieses Zusammentreffen stattgefunden haben?
    »Ich habe keinen Hunger mehr.«
    »Sie sollten was essen, wirklich.«
    In Pats Pub, Mann. Wo sonst?
    Er seufzte und schüttelte wiederum den Kopf. »Sie haben ja gehört, was ich sagte. Ich kenn' die Dame nicht, aber von mir aus sollte sie lieber zu Hause bleiben.«
    »Mir brauchen Sie nichts vorzumachen, Pat.«
    »Vormachen?« Er spitzte seine aufgeworfenen Lippen.
    »Ich kreide es Ihnen nicht an. Würde ich sonst noch herkommen?«
    »Mr. Wyatt« – und er lehnte sich flüsternd zu mir herüber –, »meinen Sie nich, Sie haben genug für heute? Essen Sie das Fleisch, tut Ihnen gut. Protein.«
    »Pat«, sagte ich, »wenn ich Ihnen verzeihe, daß Sie mich ganz schön reingelegt haben, dann müssen Sie mir auch zugestehen, daß ich in dieser Kneipe mein Geld ausgebe, wie ich will.«
    Er rührte sich nicht. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. Dann trat er zurück, grinsend. »Hören Sie, Mr. Wyatt, lassen wir doch die ganze Geschichte auf sich beruhen, 'n Mißverständnis. Kommen Sie morgen wieder.«
    Ich merkte, wie still es an der Theke geworden war. So leicht kam der Kerl mir nicht davon. Und weder mir noch sonst wem konnte er einreden, daß ich betrunken war. Ich mochte unter schwierigen Umständen hinter den Trost und die anderen Vorteile des Trinkens gekommen sein, aber daran war Pat nicht gerade unbeteiligt!
    »Was ist gewöhnlich Ihr Anteil?« erkundigte ich mich.
    »Anteil?«
    »Ihre Dividende. Das Animiermädchen da hinten. Oder zum Beispiel Jenny. Wieviel Prozent? Pat, ich wahre nur Ihre Interessen. Die Beute belief sich auf dreitausend. Zwei Nächte. Fünfzehnhundert pro. Das sollten Sie erfahren.«
    Pats Gesicht wurde grimmig, die dunklen Augen funkelten: Er wischte mit dem Tuch übers Gesicht und grinste dann verlegen.
    »Wollen Sie nicht lieber heimgehen, Mr. Wyatt. Den Rausch ausschlafen. Dreitausend! Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Pinke«, erwiderte ich. »Ich rede von Erpressung.« Ich erhob mich. »Wieviel?«
    »Zahlen Sie nächstes Mal, ja?«
    »Danke, Pat. Reizend von Ihnen. Und nehmen Sie's mir nicht krumm, wenn ich die Sandwiches nicht gegessen habe. Mir hat es nur den Appetit verschlagen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Gute Nacht, Mr.

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