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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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es an Ihrer Stimme. Adam, es wird langsam peinlich. Ich habe nämlich die Polizei alarmiert.«
    Der Mann reagiert nicht, weder mit einem Wort noch einer Geste. Er starrt glasig vor sich hin, als hätten ihn seine letzten Kräfte verlassen und als könne er sich nur noch in das Unvermeidliche fügen.
    »Oh, nicht wegen der Party. Von mir aus können alle meine Nachbarn bei Tag oder Nacht die Ruhe stören. Im Gegenteil. Ich finde, ehrlich gesagt, daß die Ruhe gar nicht oft genug gestört werden kann. Aber anscheinend ist jemand in meine Wohnung eingebrochen. Er hat allerdings nur meinen Revolver mitgehen lassen. Und nun sehe ich zu meinem Erstaunen, daß Sie es gewesen sind.«
    Der Mann blickte wieder verständnislos auf die Waffe.
    Und in diesem Moment, als sei der Gang der Ereignisse bereits schicksalhaft vorbestimmt, eine Wende, zu geheimnisvoll und willkürlich, um sie zu begreifen, jault in der Straße draußen eine Sirene auf, entfernt noch, aber mit gespenstischer Unentrinnbarkeit näher kommend.
    »Adam, da es sich um meinen Revolver handelt, nehme ich mir die Freiheit, wenn nicht das Recht, zu einer Frage heraus: Warum brauchten Sie ihn?«
    »Warum braucht man eine Waffe?«
    »Tun Sie doch nicht so überlegen. Bei manchen Leuten wird eingebrochen, geraubt. Andere brauchen sie, um Ratten abzuknallen – aber Gott bewahre uns in diesem Gebäude –« Er setzt sich in Bewegung, und sein Ton wird ernst. »Adam, Sie haben sich doch nicht etwa in eine ganz idiotische Idee verrannt?«
    »Mir kamen eine Menge idiotischer Ideen in den letzten beiden Tagen. Eine bezog sich auf Sie, Donald. Tut mir leid.«
    »So? Na, ich verstehe nicht recht – wenn ich auch Ihre Entschuldigung gern akzeptiere. Aber wenn Sie sich Koks, um es nicht krasser auszudrücken, zu Gemüte geführt haben, dann kann man wohl keine zusammenhängende Erklärung erwarten. Allerdings befinde ich mich in einem gewissen Dilemma. Was soll ich der Polizei sagen?«
    Der Mann greift blindlings hinter sich und stützt sich auf die Sofalehne, die Schultern von einer unsichtbaren, drückenden Last gebeugt. »Schicken Sie die Polizei zu mir.«
    »Adam –«
    »Bitte, Donald?«
    »Natürlich, wenn Sie wünschen –«
    »Jetzt ist es soweit, Paps.«
    Der Mann, den Revolver noch immer in der Hand, dreht sich nicht um, aber Donald betrachtet verblüfft den bärtigen jungen Mann, der sich in einer Haltung in das Zimmer schiebt, die das Frohlocken in seiner Stimme unterstreicht.
    »Jetzt haben wir den Salat. Mit Blitzlichtern und Pauken und Trompeten, die ganze Sauce.« Er wippte mit gespreizten Beinen auf und ah, die Brille wieder auf der Nase. In seinem Gebaren, seinem Ton liegt nicht die leiseste Andeutung von Angst, vielmehr gespannte Erwartung, fast Freude. »Wollte schon immer mein Bild in der Zeitung haben.«
    Die Sirene kommt näher, lauter, schriller.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?« erkundigt sich Donald schroff.
    Wilby lacht. »Ich? Ich bin Maya! Wissense, was Maya is? Die Kraft, die mit der kosmischen Illusion aufräumt, daß das, was wirklich scheint, auch wirklich ist. Hab'n Sie schon mal von mir gehört?«
    »Kann ich nicht behaupten.«
    »Vielleicht bin ich auch ein Werkzeug des Karma. Das ist Schicksal. Mann.« Seine Worte fließen in nervöser Erregung ineinander. »Nur, daß der Mensch sein Karma selbst schafft, kapito? Weshalb er immer von neuem wiedergeboren werden muß, bis er das Nirwana erreicht. Erlösung. Bis er den Samsara-Rhythmus mit dem ganzen Elend und Tod-Kram überwindet und zum Nirwana gelangt. Der Wahrheit. Schon mal von der Wahrheit gehört, Mann?«
    »Adam, wer ist –«
    Draußen verebbt das letzte Heulen, als der Streifenwagen vor dem Gebäude anhält.
    »Augenblick der Wahrheit! Olé!«
    »Adam, was Sie da sagen –«
    Langes Schweigen, im Zimmer, draußen.
    »Bitte sie 'rauf, Paps. Erzähl ihnen von Jenny. Zeig ihnen meinen Brief-Brief!«
    »Was nun, Adam? Wahrscheinlich sind sie inzwischen schon im Aufzug.«
    Wieder eine Pause.
    »Na, alter Junge?«
    »Können Sie sie wegschicken?«
    »Mein lieber Freund, ich bin ein sehr phantasievoller Lügner. Habe das schon mit der Milch meiner Mutter eingesogen, Friede sei mit ihrer verlogenen Seele.« Er zieht sich in die Diele zurück. »Ich werde ihnen erklären, daß einer meiner nichtswürdigen Freunde – ein ungestümer Bursche, wenn ihm der Alkohol ausgeht – mich unerwartet besuchen wollte und die Tür eintrat, als er mich nicht vorfand.« Er dreht sich allerdings

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