Sonntags bei Tiffany
Spiegel waren sein Leben.
MaryLouise nahm ihm den Blumenstrauà ab. »Ich werde ein Schwimmbecken suchen, um sie hineinzustellen.«
Nach kurzem, viel sagenden Sechstklässler-Räuspern und übertriebenem Augenrollen verlieà auch meine Mutter endlich das Büro. Hugh schloss die Tür hinter ihr. Ich runzelte die Stirn. Was sollte das? SchlieÃlich umfasste er meine Schultern und küsste mich auf den Mund. Ich lieà ihn auf eine Art gewähren, wofür ich mich hätte selbst in den Hintern beiÃen können. Ich wette, sogar einer von den Anonymen Harmoniesüchtigen hätte mir einen Korb gegeben. Aber Hugh konnte einfach zu gut küssen, und wenn seine grünen Augen dabei in meine blickten, benebelte mich sein erotisches Parfüm.
»Es tut mir wirklich leid, Jane.« Seine Hand wanderte meinen Rücken auf und ab, und sein Lächeln war einfach bewundernswert. »Ich liebe dich doch«, behauptete er mit warmer Stimme und ultraernstem Blick. Vielleicht sagte er sogar die Wahrheit.
Er beugte sich vor und hauchte mir Küsse auf den Hals. Plötzlich wurde mir warm, und ich fühlte mich sicher, so, wie ich mich mit Michael immer gefühlt hatte. Hm? Warum, um alles auf der Welt, dachte ich jetzt an Michael?
Ich lenkte meine Gedanken wieder auf Hugh, Hugh, der an meinem Hals knabberte. Der lächerlich hübsche, bezaubernde, wahnsinnig romantische Hugh, wenn er es sein wollte.
Dann fiel es mir wieder ein.
Hugh war Schauspieler.
NEUNZEHN
S o etwas hatte Michael noch nie getan â auch nicht ansatzweise -, doch an diesem Morgen verfolgte er Jane in sicherem Abstand, während sie von ihrer Wohnung in ein Bürogebäude auf der West 57th Street ging. Er fühlte sich gezwungen, ihr nachzugehen, aber warum genau, war ihm nicht klar. Auf der 57th Street erkannte er plötzlich das Gebäude, in dem sich Viviennes Produktionsfirma befunden hatte und offenbar immer noch befand. Oh, Jane, geh nicht da rein! Nicht in die Höhle der Bösen Hexe von der West Side! Sie wird dich mit ihrer schwarzen Magie in die Falle locken.
Doch Jane ging hinein.
Und Michael folgte ihr wider besseres Wissen. Was tust du da, dachte er und sprach es beinahe laut aus. Jetzt wäre es an der Zeit, umzukehren. Genau jetzt. Der Wahnsinn lieÃe sich noch aufhalten.
Aber er konnte nicht. Und als er seinen Blick durch die Eingangshalle schweifen lieÃ, wurde ihm klar, dass Vivienne noch erfolgreicher geworden war. ViMar Productions nahm bereits zwei volle Etagen in Beschlag. Vivienne musste böser geworden sein.
Er beobachtete die erwachsene Jane durch die Eingangshalle. Sie winkte mindestens einem halben Dutzend
Menschen zu, die lächelnd zurückwinkten oder kurz mit ihr plauderten. Es verblüffte ihn, dass sie sich eigentlich nicht verändert hatte. Sie lieà sich immer noch von anderen Menschen enttäuschen, und trotzdem war sie allen gegenüber nett und freundlich. Sie war eindeutig bei allen beliebt, die sie kannten. Bei allen auÃer diesem Fiesling, der sie am Abend zuvor versetzt hatte.
Dann verschwand Jane in einen Fahrstuhl. Die Zahlen über der Tür wechselten in Sekundenschnelle von »EG« zu »24«.
In diesem Moment traf Michael eine schicksalsträchtige Entscheidung â auf Jane zu warten. Warum? Er wusste es nicht. Würde er versuchen, mit ihr zu reden? Nein, natürlich nicht. Hm, vielleicht doch? Aber nur vielleicht. In der Zwischenzeit ⦠er war einen StraÃenblock entfernt an einem Doughnut-Laden vorbeigekommen. Die mit Bayrischer Creme machten ihn besonders an.
Nach seiner Doughnut-Pause ging er zurück und drückte sich in der Nähe des Bürogebäudes herum, wo er sich wie ein Spanner vorkam. Doch er war unfähig, fortzugehen. Gegen Viertel nach zwölf öffneten sich die Fahrstuhltüren, und sie trat heraus. Aber nicht allein. Leider hatte ein gut aussehender Kerl seinen Arm um ihre Taille gelegt, doch Jane befreite sich. Michael vermutete in ihm diese Flasche McGrath höchstpersönlich.
Sie verlieÃen, dicht gefolgt von Michael, das Gebäude. Selbst falls sich Jane zufällig umdrehen sollte, würde sie ihn nicht erkennen. Sie hatte ihn vergessen. So funktionierte es nun einmal. Michael versuchte, ungezwungen zu wirken, während er sich nah hinter ihnen hielt, um sie bei
ihrem Gespräch zu belauschen. Sie und McGrath redeten über etwas, das sich Dem Himmel sei Dank
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