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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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darum, den Mord aufzuklären«, sagte Felix.
    »Ja, uns doch auch! Was glauben Sie, was das für ein schreckliches Gefühl ist, gerade für meine Mitarbeiter. Dass einer ihrer Kollegen … Einer von uns … Ermordet!«
    »Ehrlich gesagt erwecken Sie nicht den Eindruck.«
    »Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich vor Ihnen in Tränen ausbreche?« Kopfschüttelnd starrte der Direktor aus dem Fenster.
    »Die Firmengruppe Puster-Bittermann kann keinen Toten brauchen, ist das so schwer zu verstehen?«
    »Ich kann auch keinen Toten mehr gebrauchen. Ich habe schon mehr als genug«, erwiderte Felix überfreundlich.
    Happach tupfte sich mit einem Stofftaschentuch die Stirn. »Sie sprachen zuvor von neuen Erkenntnissen, die sich ergeben haben.«
    »Was war er denn für ein Mensch, der Herr Jensen?«
    »Sehr korrekt. Engagiert. Morgens der Erste, abends der Letzte«, grinsend schob Happach nach: »Was bei uns gar nicht so einfach ist.«
    »Und was war er für ein Mensch, der Herr Jensen?«
    »Also. Tja. Da bin ich vielleicht der falsche Ansprechpartner. Ich kenne, kannte, ihn ja auch nur kurz, wie gesagt, wir haben erst vor acht Monaten fusioniert und …«
    »Der Herr Jensen kam von Bittermann & Sohn?«
    »Ja.«
    »Und wie hat er sich eingewöhnt?«
    »Hervorragend.«
    »Also war er ein anpassungsfähiger Kollege?«
    »Nein, eher nicht – wie meinen Sie das?«
    »Es ist manchmal nicht so leicht, wenn einer aus dem hohen Norden in den Süden …«
    »Ach so!« Happach schmunzelte.
    »Ja, und dann gibt es da auch noch Konflikte, die jenseits regionaler Animositäten auftauchen können, viele Fusionen verlaufen alles andere als reibungslos.«
    »Mit Verlaub, Herr Hauptkommissar, das sind Gerüchte. Und wir Jäger – wir sind aus einem Holz geschnitzt. Da spielt es doch keine Rolle, ob einer ein Preuß oder ein Bayer ist. Die meisten Mitarbeiter arbeiten schon sehr lange bei uns, das heißt, wir sind praktisch eine Familie.«
    »Auch der Franz Brandl?«
    »Selbstverständlich!«
    »Der Herr Brandl hat bei Puster in etwa die gleiche Position inne, die Herr Jensen bei Bittermann hatte?«
    »Nein, das kann man gar nicht vergleichen.«
    »Ach nein? Bei unserem letzten Gespräch haben Sie das selbst gesagt.«
    »Ich? Nein, da haben Sie mich falsch verstanden. Der Herr Brandl ist unser Starverkäufer. Der kann mit den Leuten. Die mögen ihn.«
    »Den Gerd Jensen hat man nicht gemocht?«
    »Jetzt verdrehen Sie mir schon wieder das Wort im Mund! Jensen war mehr ein Manager. Ein Organisator, Planer. Aber ja, in der Position waren sie durchaus gleich, Brandl für Puster, Jensen für Bittermann & Sohn. Wissen Sie, Herr Hauptkommissar, wenn man solche wunderbaren Produkte herstellt wie wir in diesem Hause, Produkte, die einzigartig sind in ihrer Perfektion und in dem Zusammenspiel von Ästhetik, Präzision, Zuverlässigkeit, Sicherheit und Führigkeit, dann hat man keine Zeit für irgendein Gehackel. Sie tragen selbst eine Waffe. Sie kennen sich aus. Nehmen Sie mal eine unserer Büchsen in die Hand. Gehen Sie damit in unser Schießkino. Ich kann das gern für Sie arrangieren. Haben Sie so was bei der Polizei oder bloß einen Schießstand?«
    »Freilich ham mir ein Schießkino!«, entfuhr es Johannes.
    Happach beachtete ihn nicht. Unverwandt schaute er Felix an. »Schon beim ersten Anblick, beim ersten Anschlagen der Büchse, beim ersten Schwingen wird Ihnen klar, was Sie da in der Hand halten, und Sie merken, dass es eine Freude ist, bei uns im Team zu sein und daran mitzuwirken.«
    »Wann kann ich bei Ihnen anfangen?«, fragte Felix.
    Direktor Happach wirkte irritiert.
    »War Gerd Jensen unbeliebt?«, lud Felix nach.
    »Ich kann nur wiederholen, was ich bei unserem ersten Gespräch bereits erklärte, dass ich nicht weiß, mit wem er privat Kontakt hatte. Er hat hier im Haus hervorragende Arbeit geleistet, und das alles ist ein schwerer Verlust für unsere Firma.«
    »Mit wem hatte er am meisten Kontakt?«
    Happach zuckte mit den Schultern.
    »Wer kann uns das sagen?«
    »Vielleicht seine Sekretärin.«
    »Kann mein Mitarbeiter mit ihr sprechen?«
    »Tut mir leid, sie ist heute nicht im Haus. Wie meine Sekretärin auch. Die Damen sind auf einer Fortbildung.«
    »Da sind Sie aber oft. Waren sie nicht auch am Montag aushäusig?«
    »Wir schulen unsere Mitarbeiter regelmäßig.«
    Johannes räusperte sich. »Wir möchten Sie bitten, uns eine Liste aller Mitarbeiter zu schicken mit einem Vermerk, wer zu Puster und wer zu Bittermann gehört, wer

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