Sonst kommt dich der Jäger holen
herausklopfte.
»Wie hat sich das Verhalten von Franz Brandl nach dem Tod der Laika geändert? Frau Ludewig, erzählen Sie mir jetzt nicht, dass Sie das nicht wissen. Ich muss nicht in Ihrer Vergangenheit rumstochern, aber ich glaube, dass Sie den Brandl Franz recht gut kennen.«
»Ja, wir kennen uns schon lang.«
»Eben.«
»Zuerst war er sehr aufgewühlt, würde ich meinen. Er hat den Jensen auf den Tod«, sie stockte, »nicht leiden können. Aber den hat niemand leiden können, außer seiner Sekretärin vielleicht. Der Franz, das ist ein grundguter Mensch. Der regt sich nicht auf. Den Franz bringt nichts aus der Ruhe.«
»Fast nichts.«
»Ja, das war eben der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.«
»Und wie ging es weiter mit den beiden, mit Jensen und dem Franz?«
»Sie haben nicht mehr miteinander gesprochen, nur über ihre Sekretärinnen. Also der Franz hat ja dann keine mehr gehabt, die hat ihm der Jensen wegrationalisiert, wie der Franz im Urlaub war, hinter seinem Rücken quasi. Stattdessen wollte der Jensen so eine Projektmanagerin einstellen, die für mehrere Verkäufer gleichzeitig Termine macht, aber der Franz hat gesagt, wenn seine Frau Lindner weg ist, dann will er gar keine mehr, Lindner oder nix, so ist der Franz.«
»Er scheint sich nicht gegen Jensen durchgesetzt zu haben?«
»Das hat keiner. Weil der alles immer hintenrum gemacht hat, und wenn man es gemerkt hat, war es zu spät. Wir Pusters, wir sind geradeaus.«
»Noch mal zurück zu dem Kommunikationsverhalten der Herren. Die beiden haben also nicht mehr miteinander gesprochen, obwohl sie eigentlich hätten zusammenarbeiten sollen? Sie haben tatsächlich – wie im Kindergarten – über Mittelsleute kommuniziert?«
»Ja. Da hat zum Beispiel die Sekretärin von dem Herrn Jensen was ausgerichtet, und der Franz hat dann ihr geantwortet – manchmal lief das auch über mich.«
Felix schüttelte den Kopf.
»Das klingt jetzt schlimmer, als es sich anhört«, sagte Alice Ludewig beschwichtigend. »Da kann man sich schon arrangieren.«
»Und was hat Ihr Direktor zu diesem Affenzirkus gesagt? Den kann er doch nicht geduldet haben. Oder hat er nichts davon mitbekommen?«
»Also der Herr Direktor Happach hat es sich auf keinen Fall mit dem Franz verderben wollen, weil der ja unser bester Verkäufer ist. Den Franz, den kennt praktisch jeder in der Region Süd, der macht die ganz großen Abschlüsse. Gleichzeitig hat er es sich aber auch nicht mit dem Herrn Jensen verderben wollen, weil der ja von Kiel gekommen ist.«
»So was nenn ich Führungsstärke«, stellte Felix fest und fragte im selben Atemzug: »Könnte es sein, dass der Gerd Jensen ein Verhältnis gehabt hat?«
»Ich wüsst nicht, wann. Er war morgens der Erste und abends der Letzte, und am Wochenende ist er, soviel ich weiß, meistens heimgefahren. Aber vielleicht hat er ja nicht geschlafen. Vielleicht war er deswegen so oft grantig.«
»Kennen Sie das Ehepaar Rose-Meyer?«
»Wenn das mein Gynäkologe ist, dann kenn ich ihn.«
»Herbert Rose-Meyer?«
»Ja. Ich gehe jedes Jahr zur Vorsorge. Aber warum wollen Sie das jetzt auch noch wissen? Arbeitet ihr heimlich mit der Krankenkasse zusammen?«
Felix konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Mitteilung, dass sie sich einen neuen Gynäkologen würde suchen müssen, allerdings schon.
Obwohl er hundemüde war, fuhr er nach der Befragung Frau Ludewigs ins Büro und nahm sich noch einmal die Akten der Mitarbeiterbefragung vor.
Die Sekretärin Traudel Bartsch war die Einzige, die freundlich über Gerd Jensen gesprochen hatte. Sie war allerdings auch die Einzige, die ihn bei Puster besser gekannt hatte. Er sei sehr umweltbewusst gewesen, das habe ihr gut gefallen. Er habe angeregt, Papier nur noch doppelseitig zu bedrucken und aus ökologischen Erwägungen einige Lieferanten gewechselt. Er sei in allem stets sehr korrekt, fast überkorrekt, gewesen. Auf den ersten Blick habe das vielleicht abstoßend gewirkt, doch vieles habe am Dialekt gelegen. Die nachfolgenden Äußerungen der Befragten waren als Zitat wiedergegeben, und Felix hatte schmunzelnd nach dem Kurzzeichen des Verfassers geblättert.
»So ein Preuß, der kann sich ja nicht richtig ausdrücken. Der sagt: Machen Sie das mal. Das sagt man bei uns doch nicht. Bei uns heißt es: Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, dann könnten’S vielleicht amal. Des versteht doch ein jeder, dass des pressiert.
Aber der hat so eine Militärsprache gehabt. Da eckt einer
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