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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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Tür.
    Verzweifelt flüsterte Felix: »Sie war gerade eingeschlafen.«
    Flipper liebt Kinder über alles, und ich vermute, er nimmt es mir übel, dass ich keine habe. Wie immer ergriff er die Gelegenheit, mir zu beweisen, wie pädagogisch wertvoll er mit Kindern umgehen konnte. Sanftmütig trottete er auf Sinah zu, wedelte dosiert an ihre Rippen, bis sie kicherte und stupste sie zart zurück ins Schlafzimmer.
    »Der liest dir jetzt eine Geschichte vor«, rief Felix ihr nach.
    »O Papa, das geht doch gar nicht. Hunde können nicht lesen. Aber ich erzähl ihm eine Geschichte, ich erzähl ihm jetzt die Geschichte, die du mir eben erzählt hast.«
    »Das ist eine ganz tolle Idee, Sinah«, sagte Felix, stand auf, schaute durch den Türspalt, winkte mir. Der Anblick von Sinah im Bett und Flipper davor, sie hatte ihre Arme um seinen kräftigen Hals geschlungen, beruhigte mich. Flipper war da. Es ging ihm gut. Alles war gut. Fast alles.
    »In letzter Zeit hatte ich öfter den Eindruck, dass jemand mich beobachtet«, gestand ich Felix. »Aber vielleicht stimmt das ja gar nicht, vielleicht ist das eine posttraumatische Belastungsstörung …«
    »Bitte was?«
    »Das ist eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis.«
    »Ich weiß, was das ist. Noch mal von vorne, Franza. Der Mann war Russe?«
    »Da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Russe«, wiederholte Felix zwischen zusammengebissenen Zähnen. Jegliche Feierabendstimmung war aus seinem Gesicht gefallen. Ich erzählte ihm nun doch von dem dicken Russen an der Villa und Ricks Rohrservice, was ich auf keinen Fall gewollt hatte. Felix hörte mir aufmerksam zu, ohne mich zu unterbrechen und mir Vorwürfe zu machen, weil ich das Sperrgebiet betreten hatte.
    »Dieser Fettsack hat Flipper auch bedroht. Er hat gesagt: Ich stech ihn ab wie ein Wildschwein, oder so was in der Art.«
    »Hm«, machte Felix.
    »Du musst was unternehmen! Du musst diese Villa durchsuchen. Da findet sich bestimmt etwas! Diese Leute gehören aus Bayern ausgewiesen. Das meinen auch die Anwohner!«
    »Jetzt mal langsam, Franza.«
    »Nein, das hat mir Ricks Neffe erzählt, also der vom Rohrservice, die sind nicht gern gesehen, da laufen Bodyguards durch den Wald, möchtest du das vor deiner Haustür haben?«
    »Hm«, machte Felix.
    »Sag nicht dauernd Hm! Du musst da hinfahren. Gleich morgen! Besser heute noch. Das ist doch kein Problem für dich! Ich kann auf Sinah aufpassen. Oder wir nehmen sie mit. Als Polizist kommst mit deinem Ausweis überall rein.«
    »Das habe ich auch mal gedacht. Nein, Franza. Ich kann mich in diesem Fall nicht so frei bewegen, wie ich das gerne hätte. Ich muss bestimmte Einschränkungen berücksichtigen, ich …«
    »Was redest du da für einen Mist! Wozu erzähle ich dir das Ganze überhaupt? Du musst jetzt da hinfahren und denen sagen, dass sie uns in Ruhe lassen sollen, dass Flipper … quasi unter Polizeischutz steht, dass wir in Deutschland sind, und da sticht man keine Hunde ab wie, wie …« Ich presste meine Hand vor den Mund.
    Felix lief auf und ab. Auf und ab. Das machte mich rasend.
    »Setz dich doch mal hin!«
    »Wie hat der Russe ausgesehen?«
    »Welcher?«
    »Der am Haus, der dicke.«
    Ich beschrieb ihn noch einmal.
    »Und die Typen, die du mit Kollegen von mir verwechselt hast?«
    »Zwei in Cargohosen sehr groß, der dritte kleiner, rotes Hemd, asketisches Aussehen, ausnehmend gutes Deutsch. Ich habe sein Gesicht noch deutlich vor mir. Wir können jetzt gleich zu dir ins Büro fahren und eine Phantomzeichnung anfertigen. Ich glaube, so was kann ich gut.«
    Felix schüttelte den Kopf. »Franza, das geht so nicht.«
    »Aber warum nicht?«
    »Erzähl mir noch mal von der Frau hinter dem Holzstapel.«
    »Aber das hab ich doch schon in dem Café gemacht, da habe ich es dir schon zweimal erzählt.«
    »Erzähl es mir noch mal.«
    Also erzählte ich es ihm noch mal. Was war bloß mit ihm los? Warum hockten wir noch immer tatenlos rum, warum rief er nirgends an, warum unternahm er nichts? Als Flipper entführt wurde, hatte er doch auch die Initiative ergriffen, sogar seine Reputation aufs Spiel gesetzt, und jetzt ging es offensichtlich um russische Ganoven, warum nicht gleich die Mafia, also einen wirklich dicken Fisch, und ihm fiel nichts Sinnvolleres ein, als sich über das Gesicht zu streichen? Gequält sah er aus, dann sollte er eben mal in die Gänge kommen, sofort würde es ihm besser gehen – und mir auch.
    »Hast du Hunger, Franza?«
    »Hunger?«, rief ich

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