Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
Vom Netzwerk:
ist es letztlich normal geworden, und auf einmal hat man gar nicht mehr daran gedacht.«
    »Sie haben nicht mehr daran … gedacht?«, wiederholte Felix ungläubig. »Und die Alice?«
    »Ach die! Die ist kein Kind von Traurigkeit gewesen, und dann hat sie ja das Baby gehabt und später den Ärger mit dem Werner, das Leben geht weiter …«, er machte eine Pause. »Bis es irgendwann nicht mehr weitergeht, auch wenn es scheinbar doch weitergeht.«
    »Und dann ist einem alles wurscht?«
    »Sie brauchen mir keine Fallen nicht stellen oder mich provozieren, Herr Kommissar. Ich war’s nicht. Und außerdem ist es nicht gscheit, in der Vergangenheit herumzuwühlen. Da steigt zu viel auf, was Probleme macht.«
    »Aha?« Felix beugte sich vor.
    »Hat man denn richtig gelebt? Wie wär das gewesen, wenn man nicht bei der Maria geblieben wär, sondern mit der Alice zusammengekommen. Dann hätte die Walli nicht sterben müssen, weil sie gar nicht erst auf der Welt gewesen wäre. Andererseits ist die Maria mir die beste Frau, die ich mir wünschen kann. So eine wie die hab ich gar nicht verdient. Und wieder andererseits tut es mir heute leid, dass ich das mit der Alice aus schlechtem Gewissen heraus nicht mehr genossen habe. Denn so was erleben zu dürfen, ist ein Herrgottsgeschenk.«
    Felix nahm noch einen Schluck. Auf einmal war sein Glas leer.
    »Aber schenkt der Herrgott oder fordert er Vergeltung und war der Preis die Walli?«, fragte Franz Brandl in das Dekolleté der Bedienung hinein, die ein frisches Bier vor den Kommissar stellte.
    Als sein Handy klingelte, war er froh, das Bier nicht austrinken zu müssen, denn er hätte es ausgetrunken. War eh schon alles wurscht. Dem Brandl Franz merkte man seine drei oder vier Halben nicht an.
    »Bert?«, fragte er. Und dann hörte er eine Weile zu und bemühte sich dabei, sein Gesicht zu kontrollieren. Er beendete das Telefonat und fragte Franz Brandl dann mit ruhiger Stimme: »Kennen Sie den Hans Kreitmayer?«
    »Freilich! Des war mein Vorgänger in der Firma.«
    »Hat der Hans Kreitmayer den Gerd Jensen gekannt?«
    »Keine Ahnung. Der Hansi ist ja schon ewig in Rente.«
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    »An Weihnachten … nein, doch … Da müsste ich jetzt meine Frau fragen.«
    »Haben Sie privaten oder geschäftlichen Kontakt mit Herrn Kreitmayer?«
    »Nein? Wie kommen’S denn jetzt auf den? Der geht doch schon auf die achtzig.«

40
    »So einen älteren Herrn hatten wir noch nie da, glaube ich«, sagte Laura zu Felix, während sie ihn über den neuesten Stand aufklärte.
    Sie war mit dem Kollegen Bert abermals bei Puster gewesen, die Liste durchzusprechen und Informationen einzuholen bezüglich der Einladungen zur Drückjagd. Dabei war ihr eine seltsame Stimmung in der Firma aufgefallen.
    »Es war anders als sonst. Wir wurden … abgeschottet irgendwie. Man ging uns aus dem Weg. Sonst kamen immer gleich ein paar von denen zu uns gerannt und wollten wissen, ob es Neuigkeiten gibt. Jedenfalls hatte ich ein komisches Gefühl und habe mir den Ersten gegriffen, von dem ich vermutete, er würde was erzählen, es dauerte auch nur zwei Minuten, ein junger Mitarbeiter, Richard Ziegler, aus der Poststelle.«
    »Und?«, versuchte Felix den Informationsfluss zu beschleunigen.
    »Ein ehemaliger Mitarbeiter, Hans Kreitmayer, hat sich in der Cafeteria von Puster damit gebrüstet, die Sache Jensen erledigt zu haben.«
    »Die Sache Jensen?«, wiederholte Felix.
    »Das ist offenbar rumgegangen wie ein Lauffeuer. Jede Menge Zeugen, die Cafeteria war voll besetzt, es war um die Mittagszeit. Die meisten wollen aber nichts gehört haben, also uns gegenüber, obwohl es das Gesprächsthema Nummer eins ist. Angeblich war die Kaffeemaschine so laut. Oder es wurde geschossen im benachbarten Schießkino. Oder man behauptet steif und fest, der Kreitmayer habe einen Witz gemacht.«
    »Das glaubt Herr Ziegler nicht?«
    »Nein. Während sein Chef in der Poststelle meint, dass der Herr Ziegler den Kreitmayer nicht kennen würde, deshalb würde er seinen Humor auch nicht verstehen.«
    »Ach, so nennt man das jetzt.«
    Laura nickte.
    »Und wo ist er? Haben wir ihn schon da?«
    »Ja. Wir haben ihn zu einem Gespräch gebeten. Dabei ist was Saudummes passiert … Also er hat … Er hat sich in die Hose gepinkelt.«
    »Was?«
    »Ja. Die Streifenbesatzung hat geklingelt, er öffnet die Tür – und dann ist es passiert.«
    »Ist er inkontinent oder lag das an uns?«
    Laura zuckte mit den

Weitere Kostenlose Bücher