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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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morphogenetischen Feld des Falles«, stellte Laura fest.
    »Nein, es war ein Maisfeld«, korrigierte Bert.
    Am Montagnachmittag traf Felix seinen Chef Chefbauer auf dem Parkplatz, und der winkte ihn zu sich. »Felix! Was ich dich schon dauernd fragen wollte …«
    Da wusste Felix, dass es jetzt so weit war.
    »Ja?«, tat er, als hätte er keine Ahnung.
    »Diese Frau Fischer, also die Besitzerin des Hundes, der die Skorpion gefunden hat im Wald, die ist doch identisch mit der Frau, die den Toten am Hochsitz gefunden hat in Wampertskirchen im Frühling?«
    Felix nickte.
    »Hast du eine Erklärung dafür?«
    »Nein.«
    »Soll ja eine recht fesche Person sein, die Auffinderin.«
    »Wer behauptet das?«
    »Deine Kollegin Claudia.«
    »Willst du mir irgendwas sagen, Chefbauer?«
    »Willst du mir was sagen, Felix?«
    »Nein.«
    »Dann haben wir uns verstanden?«
    »Ja.«
    Obwohl Felix einen Termin mit Franz Brandl vereinbart hatte, war dieser nicht in seinem Büro. Die Empfangsdame mit den Pistolen an den Ohren reichte ihm einen Zettel mit einer Adresse, wo der Herr Brandl sein Mittagessen einnahm. Felix schaut auf sein Handy. Halb zwölf. Würd mich mal interessieren, wann der frühstückt, dachte er.
    Außer Franz Brandl waren nur noch eine Handvoll Gäste im Schryegg in Unering, einer urigen bayerischen Wirtschaft wie aus dem Tourismusprospekt, mit deftigem Essen und sämigen dunklen Saucen, die Halbe gehörte zu den Beilagen wie die Knödel und das Dekolleté der Bedienung.
    Franz Brandls Teller war bereits leer.
    Wann hat der eigentlich mit dem Essen angefangen, fragte Felix sich und bestellte eine Halbe.
    »Schweins- oder Sauerbraten, Haxn, Roulade, Ente, Kruste?«, fragte die Bedienung, während sie sich tief über Felix beugte, als sollte er das Menü aus ihrem Ausschnitt buchstabieren.
    »Vielleicht später.«
    »Aber um zwei machma zu!«
    »So lang hab ich fei keine Zeit ned«, erklärte Franz Brandl.
    »So lang dauert’s bestimmt nicht, wenn Sie nicht allzu lang zum Nachdenken brauchen.«
    »Für die Wahrheit muss man nicht nachdenken.«
    »Da bin ich ja mal gespannt«, sagte Felix und stellte seine erste Frage: »Warum haben Sie sich für die Alice Ludewig eingesetzt?«
    »Ach, jetzt ham Sie die Buschtrommel abgehört«, nickte Franz Brandl.
    »Ja, jetzt wissen wir Bescheid über Ihren Ausraster im Führungskreis.«
    »Dann wissen Sie ja schon alles?«
    »Nur den Anfang.«
    »Das war auch gleichzeitig das Ende.«
    »Was ich nicht glaube.«
    »Ihr Bier.«
    »Danke«, sagte Felix als die Bedienung es vor ihn hinstellte. »Ich glaube«, begann er nach einem langen Schluck, »dass es für alles, was wir tun oder lassen, mehr oder weniger gute Gründe gibt, wobei manche dieser Gründe nur uns selbst folgerichtig erscheinen. Manche dieser Gründe kennen wir zudem gar nicht oder besser gesagt: Wir wollen sie nicht kennen. Der Grund dafür, dass Sie den Gerd Jensen verprügelt haben …«
    »Ach, geh …«
    »… etwas härter angepackt haben, mag darin liegen, dass Sie einer Kollegin beistehen wollten. Oder dass Sie eine Gelegenheit suchten, ihm was heimzuzahlen. Aber warum Sie dieser Kollegin beigestanden haben – das würde ich schon gern wissen. Wenn Sie es mir nicht sagen, dann muss ich spekulieren.«
    »Jetzt wird also bei der Polizei schon spekuliert?«
    »Freilich. Eine Spekulation ist quasi ein Verdacht, und der geht bei mir in die Richtung, dass Sie ein Verhältnis mit der Frau Ludewig haben.«
    »Ich! Mit der Alice!«
    Felix nickte. Und ich kann spekulieren, bis ich schwarz werd, dachte er. Ohne Beweis brauche ich bei keinem Staatsanwalt aufzutauchen.
    »Die Alice kenn ich seit der Lehrzeit.«
    »Ist das ein Hinderungsgrund?«
    »Und verheiratet bin ich auch.«
    »Ist das ein Hinderungsgrund?«
    »Und wenn man allergisch ist gegen Ungerechtigkeit?«
    »Das verstehe ich.«
    »Die Alice, die raucht zu viel.«
    »Das verstehe ich erst recht.«
    Sie prosteten sich zu.
    »Letztes Mal haben Sie mir gesagt, dass Gerd Jensen Ihren Hund erschossen hat. Glauben Sie wirklich, das war seine Reaktion auf den Vorfall im Führungskreis? Wäre das nicht ausgesprochen dumm von ihm? Würde das zu ihm passen? Er war doch eher ein überlegter Planer?«
    »Jedem geht mal was über die Hutschnur.«
    »Dann hätte er es am selben Tag machen müssen.«
    »Da hat er keine Gelegenheit gehabt.«
    »Und am Wochenende war er in Kiel.«
    »Nicht an dem.«
    »Woher wissen Sie das, Herr Brandl?«
    »Es kann doch einer sagen, dass er wo

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