Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband

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sich sicher, dass man seinen feuchten Herren nun nicht nur über Deck hätte rollen, sondern auch einfach schliddern können.
    Roloff ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Der Rote Rabe nahm plötzlich eine weitere Kurskorrektur vor, einen Kollisionskurs vermeidend. Nun hatte der Rabe wieder nahezu achterlichen Wind und nahm mit den Segeln an seinen drei Masten noch weiter Fahrt auf, wurde noch schneller, während das flämische Frachtschiff mit nur einem Mast und ungünstigerem Wind nach wie vor langsam durch die Wellen stampfte.
    »Da!«, rief der Schweinemann und gluckste vor Freude, als er sah, dass das große Schiff nicht mehr auf direktem Kollisionskurs fuhr.
    »Seht Ihr, Meister Vehrens, alles ist in Ordnung«, beruhigte Roloff den Dicken, aber so monoton, dass er selber nicht sonderlich überzeugt schien, »sie haben abgedreht«. Grunzend fiel Vehrens auf die Knie und reckte die kurzen, dicken Arme gen Himmel. »Danke«, quiekte er heiser, »oh, danke, guter Gott im Himmel, danke, danke, tausend Dank!«, bestürmte er den Allmächtigen und Roloff machte sich erstmals die Mühe, seinen Schiffsherren zu mustern.
    Es juckte Roloff mächtig im rechten Bein.
    *
    Wieder drehte sich Claas herum und gab einen Befehl. »Die Männer mit den Enterhaken – fertig machen«, zischte er, gerade laut genug, dass es die um ihn herum stehenden Piraten verstehen und weitergeben konnten. Nicht einen Ton sollte der Wind zum gegnerischen Schiff tragen, um womöglich den Plan vorzeitig zu enthüllen. Bei sehr günstigen Winden konnte ein gesprochenes Wort ungeahnte Strecken zurücklegen, ein Risiko, das Claas nicht eingehen wollte. Er widmete sich wieder dem Frachtschiff zu.
    Zehn Seeräuber mit großen Eisenhaken an Leinen schlichen über das Hauptdeck des Raben, geduckt, Sichtschutz hinter der Reling und den vielen Kisten und Fässern an Bord suchend.
    Ole ging ruhig über das Achterdeck und trat an Claas heran, den Rücken dem Frachter zugewandt. »Die Armbrustschützen sind bereit und erwarten deine Befehle«, erstattete Ole leise Rapport, »die anderen Männer warten unter Deck«.
    Claas nickte beinahe unmerklich.
    Das fremde Schiff und der Rabe hatten sich auf sechzig Mannslängen genähert und würden sehr bald aneinander vorbeisegeln.
    *
    Roloffs Augen waren fest auf den Roten Raben fixiert. Meister Vehrens kam schnaufend auf die Füße und bestaunte das große Schiff, das nun dabei war, in unmittelbarer Nähe zu passieren.
    Irgendetwas behagte Roloff nicht. Warum fuhr das fremde Schiff so einen komplizierten Kurs? Auf der anderen Seite kannte er nicht das Ziel des unbekannten Dreimasters, die Flagge jedenfalls wies es als einen englischen Händler aus, wahrscheinlich auf der Rückfahrt.
    »Da!«, schrillte die Stimme von Vehrens lautstark und Roloff machte sich ernsthaft Sorgen, dass der eben wieder mal aufflammende Wachtraum, in dem er Schweine mit bloßen Händen strangulierte, zur Regel werden könnte. »Da!«, kreischte der Schiffsherr noch einmal und zeigte freudig auf den Raben, »es sind Händler! Seht, wie nett sie winken!«.
    Tatsächlich waren auf dem Roten Raben ein paar Gestalten zu sehen, die freundlich herüberwinkten. Vehrens nahm beide Stummelarme in die Luft und schwang sie euphorisch hin und her. »Hallo, meine Freunde«, brüllte er in einer Tonlage, bei der Roloff die Augen schließen und tief durchatmen musste, um nicht auf der Stelle dem Wahnsinn zu verfallen, »wie geht es euch? Wie geht es euch?«.
    In diesem Augenblick riss der Rabe herum, der Bug bereits auf Höhe des Frachters. Vehrens wurde puterrot und brüllte aus Leibeskräften, »was machen die denn da?«.
    Zu spät. Roloff und seine Männer suchten instinktiv Deckung, als der Rabe mit gewaltigem Impuls neben ihnen durch den Wind fuhr und herumschwenkte. Es knarrte bedenklich im Rigg 69 des Piratenschiffes und ein dumpfer, grollender Donner hallte von den riesigen Segeln her.
    Mit einem mächtigen Krachen stieß der Bug des Roten Raben in die Seite des Frachtschiffes. Holzplanken und Splitter schossen umher und das kleine Schiff wurde brutal in die Schräglage geprügelt. Ein Zittern ging durch die gesamte Holzkonstruktion und Roloff, der sich mühsam an der Reling festhielt, fürchtete, das ganze Schiff würde einfach auseinander brechen. Ein brummendes Ächzen und Knarren kam aus der Tiefe, als ob das Schiff über eine gigantische Holzreibe gezogen würde.
    »Achtung«, brüllte Roloff über sein Deck und hätte sich für die