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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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knapp und verschwand in der Ferne ohne seine tödliche Wirkung zu entfalten. Conrad machte zwei riesige Sätze auf den Seeräuber zu, der es noch schaffte, die nutzlos gewordene Armbrust von sich zu schleudern. Bevor der Mann nach seinem Schwert greifen konnte, fuhr Conrads Klinge tief in die Piratenbrust und tötete ihn auf der Stelle. »Weiter!«, brüllte Roloff und die Männer rannten weiter Richtung Hauptdeck.
    »Claas!«, brüllte Thore durch das Gemetzel, einem chaotischen Wirbelwind aus Blut, Fleisch, Eisen und Schweiß. Claas beendete seinen Zweikampf mit einem brutalen Hieb in den Unterleib seines Gegners, der gurgelnd zu Boden ging. Der Kapitän folgte dem Zeigefinger Thores und prompt packte eine Eishand seinen Nacken. Claas erkannte sofort seinen kapitalen Fehler, die Armbrustschützen ohne Sicherung zurückzulassen. »Ole!«, donnerte Claas seinem Zweiten zu, »wir müssen die Schützen drüben retten!«. Schon sprintete er davon, um mittschiffs rüber auf das Hauptdeck des Raben zu wechseln, gefolgt von Ole und zwei weiteren Piraten.
    Es dauerte keine zehn Herzschläge, da hatte der Kapitän den Raben erreicht. Doch Roloffs Gruppe hatte mit verheerenden Folgen gewütet. Neun Armbrustschützen waren niedergemetzelt worden, chancenlos mit ihren im Nahkampf wertlosen Waffen. Gerade setzte einer von Roloffs Leuten Frederick, dem letzten Schützen nach. Der narbengesichtige Pirat hatte die Waffe fallen gelassen und floh nach oben Richtung Krähennest in den Hauptmast.
    »Die Schützen!«, brüllte eine heisere Stimme mahnend, »die Schützen!«. Es war Corin, der den Trupp um Claas anschrie, so, wie er vorher schon Thore angeschrien und zu warnen versucht hatte.
    Was tat er denn da? Corin wurde schwummrig. War er tatsächlich dabei den Leuten zu helfen, die seine Familie umgebracht hatten? War er von allen guten Geistern verlassen?
    Die zwei Matrosen und Conrad hatten die Armbrüste ihrer Opfer an sich gebracht und neu geladen. Jetzt nahmen sie die anrückende Gruppe Piraten ins Visier. Roloff grölte eine Warnung, die Corin nicht verstand, offensichtlich wollte er seine Leute daran hindern, die Fernwaffen einzusetzen. Corin sah wie zwei Männer fast gleichzeitig den Abzug betätigten, und er hörte den tiefen, markerschütternden Schlag als die Eisenbolzen durch die entspannten Sehnen der Waffen auf Tempo gepeitscht wurden. Der erste Bolzen zischte und heulte durch die Luft, drehte sich um die eigene Achse, tanzte, wirbelte, und traf einen der Piraten mitten in die Brust. Der Aufschlag war so gewaltig, dass das Geschoss den Körper einfach durchschlug und mit einer Fontäne Blut und kleinen Fleischfetzen zwischen den Schulterblättern des Mannes wieder hervortrat, um seinen Flug über das Deck fortzusetzen.
    Der zweite Bolzen kreischte parallel durch die Luft und traf Ole, der nicht die geringste Chance hatte, auszuweichen. Das Projektil schlug in seiner Schulter ein, hatte aber deutlich weniger Bewegungsenergie als das erste und blieb in seiner Schulter stecken. Mit einem grellen Jaulen ging auch Ole zu Boden. Nun sah Corin auch die dritte Waffe. Der Schütze hatte sich im letzten Moment gedreht und vom seinem Ziel, wahrscheinlich Claas, abgelassen. Der Mann drehte sich und drehte sich –
    Eine unsichtbare Macht packte Corin am Hals und drückte genussvoll zu. Der Schütze zeigte auf - ihn! Corin hatte nicht die geringste Ahnung, wie ihm geschah, aber offensichtlich hatte jemand während seiner Gefangenschaft erfolgreich eine unsichtbare Halswürgemaschine entwickelt und diese auch gleich in Nordeuropa auf den Markt gebracht.
    Corin wagte nicht, die Augen von der Armbrust zu nehmen, die ihn gerade ins Visier nahm, aber seine Arme waren definitiv abkömmlich und glücklicherweise anwesend. Er riss den Holzdeckel, den Broklas ihm gegeben hatte, instinktiv hoch, schloss die Augen und hielt die Luft an.
    Der Einschlag erfolgte mit kolossaler Gewalt. Corin spürte wie ihm das Brett explosionsartig entgegengeworfen wurde, seine Handgelenke stauchten sich und er glaubte die Schockwelle des Aufschlags über seine Haut die Arme entlanggleiten zu sehen. Das Holz sprang fast genau in der Mitte auf und die Spitze des Bolzens kam zum Vorschein, bohrte sich voran – und steckte fest.
    Corins Zwerchfell hatte jegliche Atemunterstützung schockiert eingestellt. Alle Oberkörpermuskeln schmerzten höllisch, als habe Corin gerade ein fettleibiges Rhinozeros zu einem vierfachen Schraubensalto in die Luft geworfen. Die

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