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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Blitz durch das Schiff fahren würde, durch den Mast, das Deck, die Kabinen, all die Energie und das blaue, grässliche Licht durch die Ritzen und Löcher fressend und tastend, auf der Suche nach ihr.
    Sie hob den Kopf. Die Schmerzen waren nicht weg, aber eine spontan einsetzende Gleichgültigkeit nahm ihnen die Stachel. Ein heller Schimmer drang durch ihre geschlossenen Augenlider. Kerzenlicht.
    »Willst du etwa hineingehen?«, fragte die zweite Stimme tuschelnd und die Antwort kam schnell, sehr schnell. »Nein!«, rief die erste, und zwar so laut, dass man sofort darauf einen Wirbel umherklatschender Handrücken und gleich mehrere »Scht!« vernahm.
    »Wachen!«, rief sie, um diesem Spuk endlich ein Ende zu bereiten. Aber es kam gar kein Laut aus ihrer Kehle. Sie versuchte es nochmals. Ohne Erfolg. Das einzige, was ihr Gesicht verließ waren kleine Schweißtropfen, die es offenbar sehr eilig hatten, weg zu kommen.
    »Man wird das Schiff verbrennen müssen«, sagte die zweite Stimme. Eine Frauenstimme quiekte auf, gefolgt von einer ganzen Kaskade an »Scht!«.
    Sie befahl ihren Augenlidern, sich zu öffnen, in derselben bestimmten Art, wie sie es gewohnt war Kommandos zu erteilen. Aber die Augenlider gehorchten nicht. Sie wiederholte den Befehl. Keine Reaktion. Sie schrie, zumindest innerlich. Sie diktierte, sie gebot. Sie flehte. Endlich. Ihre Augen öffneten sich einen Spalt breit.
    »Das große Sterben rafft auch die Mächtigen dahin«, lamentierte 71 die zweite Stimme weiter.
    Das Bild vor ihren Augen war verschwommen, aber sie erkannte einen Schemen im faden Schein der Kerzen. Direkt vor ihr saß jemand! »Hilf mir«, wollte sie bitten, aber wieder versagte ihre Stimme. Der Schemen wogte etwas nach links, dann nach rechts. Sie hob den Arm und war überrascht, dass es gelang. Die Hand fuhr in Richtung des Fremden.
    »Dann gibt es nichts, was wir für Ihre Großmächtigkeit tun können«, brachte es die erste Stimme mit zittriger Stimme auf den Punkt. »Gar nichts«.
    »Doch«, dachte sie. »Du da, vor mir! Hilf mir auf! Bring mich an Deck! Ich brauche Luft! Frische Luft! Ich ersticke!«. Ihre Hand reichte weiter nach vorne und endlich meldeten ihre Fingerkuppen Kontakt. Doch da war kein Mensch. Was sie berührte war kalt, eisig kalt und glatt. Mühsam suchten ihre Augen einen Fokuspunkt.
    »Nein«, bestätigte die zweite Stimme, und obwohl sie leise sprach und nur dieses eine Wort, klang sie brutal, unglaublich brutal.
    Ihre Augen lieferten endlich ein scharfes Bild. Da war doch jemand vor ihr. Sie blickte in die roten und geschwollenen Augen einer entsetzlichen Fratze, das monströse Zerrbild eines gefallenen Engels, kaum als Mensch zu erkennen, mit wirren Haaren, und zwei riesigen schwarz-grünen Beulen am Hals, von denen eine aufgeplatzt war und ein gelbes, schmieriges Sekret absonderte. Der Kopf des cherubartigen Wesens schien sich immer wieder an einer Seite aufzublähen, dann wieder auf der anderen.
    Sie schrak zurück und das Monster entfernte sich ebenfalls. Es wurde klein, sehr klein, als hätte es sich mit einem Satz gleich mehrere Mannslängen entfernt, und endlich begriff sie. Vor ihr hing eine aufgeschnittene Glaskugel, die man von innen mit einer Metalllegierung beschichtet hatte. Dieser Spiegel war ein Kunstwerk, wie es nur wenige in Europa in gab.
    Der Spiegel zeigte sie selbst.
    »Königin Margarete ist tot«, sagte die zweite Stimme.
    *
    Margarete zuckte zusammen und öffnete die Augen. Die verspiegelte Glaskugel zeigte ihr makellos schönes Gesicht, und auch die Verzerrungen durch die Wölbung des Spiegels vermochten ihr Antlitz nicht zu entstellen.
    Die Königin atmete tief durch. Es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Traum hatte, diese Vision.
    Es gab noch so viel zu tun. Was, wenn Gott sie vor Beendigung ihrer Aufgaben abberufen würde? Wäre dann alles umsonst gewesen?
    Sie schüttelte den Kopf, mehr jedoch, um den Geist zu schärfen, als ihre eigene Frage zu verneinen.
    Die skandinavischen Länder würden Einigung finden und sie würde diese Einigung bringen. Sie würde Gotland zurück in das Reich holen und Sven Sture würde man in Ketten vor ihre Füße legen. Doch kein Henker und kein Folterknecht dürfte Hand anlegen, dieses Privileg würde sie zunächst für sich ganz alleine reservieren.
    Packen würde sie ihn, am Kragen, schütteln wie ein Tier, während im Feuer bereits glühende Eisen freudig auf ihren Einsatz warteten.
    Und dann würde sie ihn in ihre Arme schließen, ihn

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