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Sophie Scholl

Sophie Scholl

Titel: Sophie Scholl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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Gedanken, die sich aus Sophie Scholls bisherigem Denken und Handeln ableiten lassen. Niemand weiß, was ihr in dieser Nacht und den folgenden Tagen und Nächten über die Aktivitäten Hans Scholls tatsächlich durch den Kopf gegangen ist.
    15. Februar, Montag – Der Tag begann in der Franz-Joseph-Straße mit einem Frühstück zu dritt gegen neun Uhr. Anschließend machten sich Hans und Sophie Scholl auf den Weg ins Atelier in der Leopoldstraße, wo bald auch Alexander Schmorell eintraf. Hier wurde das Eintüten der Flugblätter fortgesetzt. Alle drei kamen mittags in die Wohnung, wo Gisela Schertling gekocht hatte. Anschließend arbeiteten Hans Scholl und sein Freund Alex im Atelier weiter. Sophie Scholl blieb zu Hause, denn sie erwartete Besuch: Gegen 15 Uhr war Otl Aicher angesagt, der in Solln bei Carl Muth noch ein paar Urlaubstage angehängt hatte. Kaum war Otl Aicher angekommen, machten die beiden Freundinnen Sophie und Gisela mit ihm einen Spaziergang durch den Englischen Garten.
    Dann ging es zurück in die Franz-Joseph-Straße. Gegen 22 Uhr verließ Otl Aicher die Wohnung und fuhr wieder nach Solln. Gisela Schertling entschloss sich, an diesem Abend ihr Zimmer in der Lindwurmstraße aufzusuchen. (Später wird sie in den Gestapo-Verhören sagen, sie habe aus den Gesprächen zwischen Sophie und Otl »auf ein engeres Freundschaftsverhältnis« geschlossen.)
    Damit war sozusagen die Luft rein für die kleine verschworene Gruppe – Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf. Sie machten in der Wohnung weitere Flugblätter versandfertig, und abschließend versteckten Hans Scholl und Schmorell erstmals den Vervielfältigungsapparat und die Schreibmaschine im Atelier in der Leopoldstraße. In dieser Nacht vom 15. auf den 16. Februar hatten sich die drei Medizinstudenten für eine besonders risikoreiche Aktion entschieden. Etwa um 23 Uhr gingen sie von der Franz-Joseph-Straße in die Innenstadt. In zwei Aktenmappen trug Willi Graf 800 bis 1200 postfertige Briefe mit Flugblättern, die sie unterwegs bei verschiedenen Postämtern einwarfen. Hans Scholl und Schmorell hatten einen Eimer mit schwarzer Teerfarbe und Pinsel dabei und die schon mehrfach genutzte Schablone »Nieder mit Hitler«. Sie wurde an der Bayerischen Staatskanzlei aufgemalt, ebenso an der Buchhandlung Hugendubel. Dort schrieben Schmorell und Scholl außerdem mit großen Buchstaben »Hitler Massenmörder« an die Gebäudemauer. Obwohl er es später bestritt, war Hans Scholl wohl bei dieser »Schmier-Aktion« – wie bei den beiden vorangegangenen – mit einer Armeepistole bewaffnet. Sophie Scholl konnte nur warten und auf einen guten Ausgang hoffen. In Hans Scholls Zimmer lagen noch rund 1500 Exemplare des sechsten Flugblatts. Auszüge:
    Kommilitoninnen! Kommilitonen!
    Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreissigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir danken dir! …
    Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung unserer deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat. Im Namen der ganzen deutschen Jugend fordern wir von dem Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut des Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrogen hat. …
    Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht, rächt und sühnt zugleich, seine Peiniger zerschmettert und ein neues, geistiges Europa aufrichtet.
    16. Februar, Dienstag – »Mein lieber Fritz! Noch einen kurzen Brief, bevor ich wieder in meine Vorlesung laufe. Ich hatte Dir ja, glaube ich, schon geschrieben, dass ich 10 Tage daheim war, um dort zu helfen. Diese Tage, obwohl ich nicht viel zu meinen eigenen Beschäftigungen komme, tun mir immer wohl, und wenn es nur deshalb wäre, weil mein Vater sich so freut … und weil Mutter um so 1000 Kleinigkeiten besorgt ist. Diese Liebe, die so umsonst ist, ist für mich etwas Wunderbares. … Die 150 km, die zwischen Ulm und München liegen, verändern mich dann so rasch, dass ich selbst erstaunt bin. Ich werde von einem harmlosen ausgelassenen Kind zu einem auf sich gestellten Menschen.« Den Brief muss Sophie Scholl an diesem Dienstag vor 10 Uhr geschrieben haben, denn 10 Uhr 15 begann die Vorlesung von Professor Huber.
    Dort traf sie Gisela Schertling. Als die

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