Sophie und der feurige Sizilianer
und ich habe mir überlegt …“
Plötzlich brach sie ab und biss sich auf die Unterlippe. Dann gab sie sich einen sichtlichen Ruck.
„Hör zu“, sagte sie gepresst und sah Marco fest in die Augen. „Ich bin keine Mimose und auch kein Kind mehr. Du kannst es mir ruhig sagen. Bist du extra den ganzen Weg hier rausgefahren, um mich zu feuern?“
„Dich zu feuern?“ , echote er heiser.
Ihre Blicke versanken ineinander, und Sophie hatte das Gefühl, dass der Boden unter ihren Füßen schwankte.
„Ich bin heute Nacht hergekommen, um …“ Um dich zu küssen! hätte er fast gesagt. Auf seiner dunklen Wange zuckte ein Muskel, während Marco einen erbitterten Kampf gegen sich selbst ausfocht und versuchte, seine Fassung zurückzugewinnen. Aufstöhnend fuhr er sich mit allen zehn Fingern durchs Haar.
Dies alles musste aufhören! Es lenkte ihn vom Wesentlichen ab und drohte bereits, seine Arbeit zu beeinträchtigen. Selbst der heutige, glücklicherweise erfolgreich abgeschlossene Vertrag hätte eigentlich schon gestern unter Dach und Fach sein sollen.
„Was ist mit dir? Warum stierst du mich so grimmig an?“, fragte Sophie mit wachsendem Unmut und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Wenn du mich los sein willst, dann rück endlich raus mit der Sprache. Vorher rühre ich mich nicht von der Stelle!“
Warum ließ diese Frau eigentlich keine Gelegenheit aus, ihn herauszufordern? Er öffnete den Mund, um ihr eine Abfuhr zu verpassen, da löste sich von der obersten Etage des Gerüsts ein Gipsklumpen und zersprang zwischen ihnen auf dem Boden in unzählige Krümel.
Entsetzt stieß Sophie einen spitzen Schreckensschrei aus, sprang nach vorn und klammerte sich instinktiv an das Revers von Marcos elegantem Designeranzug.
„Verzeihung“, stammelte sie gleich darauf und versuchte, die staubigen Abdrücke von der Anzugjacke zu streifen, womit sie nur noch mehr Schaden anrichtete. Über die Magie des gestohlenen Moments nachzudenken, die kostbaren Sekunden erzwungenen Körperkontakts, die Marco Speranza ihr nie freiwillig schenken würde, verbot sie sich ganz schnell.
Als Sophie sich abwenden wollte, umfasste Marco ihr Gesicht mit beiden Händen und fluchte unterdrückt. Dann versiegelte er ihre Lippen mit einem hungrigen Kuss, der sie nicht nur überraschte, sondern bis ins Innerste aufwühlte. Ihre Knie zitterten, und erneut klammerte sie sich an sein Revers, um nicht umzusinken.
„Signor … Mr Speranza“ , krächzte sie, kaum dass sie wieder Luft bekam. „Das … das schickt sich doch wohl kaum für einen Arbeitgeber …“
Marco lachte amüsiert über so viel Pragmatismus in einem solchen Moment. „Miss Balfour “, gab er in gleichem Ton zurück, „Sie haben mich gefragt, warum ich mitten in der Nacht hierhergekommen bin, und nun wissen Sie es.“ Sein Blick erwärmte sich an ihrem rosig überhauchten Gesicht. „Ich wollte und musste dich einfach küssen, Cara .“
„Sie haben … du hast mich geküsst“, murmelte Sophie, als sei ihr diese Tatsache erst in diesem Moment wirklich bewusst geworden.
„Und ich beabsichtige, es immer wieder zu tun, Bellezza .“ Seine Mundwinkel hoben sich, doch das Lächeln erreichte nicht die meergrünen Augen. „Hast du ein Problem damit?“
Sophie schluckte heftig. „Ich …“ Unter seinem eindringlichen Blick erstarben ihr die Worte, darum schüttelte sie heftig den Kopf, um wenigstens keinen Zweifel an ihrer Antwort auf seine wie beiläufig gestellte Frage zu lassen. Wenn Marco ihr nun stattdessen eröffnet hätte, es würde für immer bei diesem einen Kuss bleiben müssen?
„Nein, kein Problem! Nicht das geringste“, flüsterte Sophie.
Sein Lächeln wurde breiter, aber es ließ eisige Schauer über Sophies Rücken rinnen. Es wirkte irgendwie … wölfisch! Jede Frau mit Verstand würde jetzt die Beine in die Hand nehmen und bis ans Ende der Welt rennen! dachte sie und schmiegte sich ganz fest an Marcos Brust.
„Ich habe mich die ganze Zeit über gefragt, wie es sein würde“, bekannte sie rau.
„Jetzt weißt du es!“
Schwang da ein Hauch von Triumph und Genugtuung in der samtenen, dunklen Stimme mit, oder bildete sie sich das nur ein? Recht hatte Marco in jedem Fall. Jetzt wusste sie wirklich, wonach sie sich seit frühesten Teenagertagen gesehnt hatte! Ab heute würde ihr Leben nie wieder dasselbe sein.
Bisher hatte Sophie noch keine nennenswerten sexuellen Erfahrungen gesammelt. Zum einen, weil kein Mann sie so interessierte oder
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