Sophie und der feurige Sizilianer
eingerichtetes Schlafzimmer geteilt. Später zog Allegra in das geschmacklose Zimmer um, das sie selbst entworfen und das Sophie so nachhaltig beeindruckt hatte. Und er war nicht einmal ungern in den Masterbedroom zurückgekehrt, der auch zuvor schon sein Schlafgemach gewesen war.
Eine seiner zahlreichen Geliebten auch nur in den Palazzo , geschweige denn in sein eigenes Schlafzimmer einzuladen, darauf wäre Marco nie gekommen.
Sophies leises Lachen riss ihn aus seinen Gedanken. „Was werden die Männer nur von uns denken?“ Würde sie nach heute überhaupt noch in der Lage sein, sich bei den Arbeitern auf der Baustelle Respekt zu verschaffen, falls diese ein Techtelmechtel zwischen ihr und dem großen Boss vermuteten?
„Sie werden sich gar nichts dabei denken“, log Marco, der genau wusste, dass sie beide unter Garantie längst zum vorrangigen Gesprächsthema der Handwerker geworden waren. Aus seiner Sicht war das nicht einmal das Schlechteste. Mehr als einmal waren ihm die bewundernden und verlangenden Blicke der Männer aufgefallen, die Sophie folgten, wenn sie eine Leiter hochkletterte, was zugegebenermaßen auch ein besonders reizvoller Anblick war.
Splitterfasernackt in seinen Armen gefiel sie ihm allerdings noch viel besser.
„Mein Entschluss steht fest“, verkündete er spontan.
„Was hast du beschlossen?“
„Der Palazzo soll wieder für Gäste geöffnet werden. Wir werden einen großen Ball geben, um ihnen deine grandiose Arbeit vorzuführen.“
Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Meine Erfahrung, speziell was großeBälle betrifft, ist sehr eingeschränkt.“
Doch Marco wischte ihren Einwand mit einer lässigen Handbewegung beiseite. „Du hast dein Organisationstalent in den letzten Wochen mehr als unter Beweis gestellt. Und wenn du Hilfe brauchst, wird dir meine PA sicher gern zur Seite stehen. Sie ist zwar noch im Mutterschaftsurlaub, aber wie ich von ihrem Mann erfahren habe, fällt ihr inzwischen bereits die Decke auf den Kopf.“
„Du willst, dass ich den Ball organisiere?“
Die Frage überraschte Marco. „Natürlich, wer denn sonst?“
„Und wann soll er stattfinden?“
Als Sophie das Datum hörte, schnellte sie im Bett hoch. „Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Du hast mein volles Vertrauen, Bellissima .“
„Aber ich bin nicht Superwoman ! Meinen letzten Ball auf Balfour Manorhabe ich zusammen mit meiner Schwester Mia von der Küche aus verfolgt!“
„Du hast dich verändert.“
„Warum spiele ich dann nicht auch noch gleich die Gastgeberin!“, versuchte sie zu witzeln.
„Wer sonst?“, kam es kühl und mit einem Anflug von Ungeduld zurück.
Erstaunt über seine veränderte Stimme sah Sophie zur Seite und biss sich auf die Lippe. Marcos plötzlich angespannte Miene konnte nur eines bedeuten …
Mit einem Plumps fiel sie zurück in die Kissen.
Was hat dich denn geritten, ihn in diesem Moment an seine Frau zu erinnern, Sophie Balfour! schalt sie sich selbst. Keine Frage, dass Allegra während ihrer Ehe mit Marco die Rolle der Gastgeberin im Palazzo übernommen hatte!
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht an deine Exfrau erinnern.“
Marcos Miene wirkte wie gefroren. „Meine Exfrau ist kein Thema, das ich zu diskutieren wünsche“, wies er sie kalt ab.
Weil es zu schmerzhaft für dich ist und du es nicht ertragen kannst, den Namen der Frau zu hören, die du immer noch liebst, dachte Sophie mit zuckendem Herzen.
„Was ist mit deiner Mutter?“, versuchte sie ihn abzulenken. „Würde es sie nicht irritieren, eine völlig Fremde als Gastgeberin in ihrem Heim zu sehen?“
Erst vor Kurzem hatte sie realisiert, dass Marcos Mutter die große Carlotta Speranza war, und zwar beim Durchblättern alter Fotoalben, die sie in einem der verstaubten Salons gefunden hatte. Neben einigen Bildern der berühmten Schauspielerin an der Seite ihres Mannes gab es auch ein, zwei Schnappschüsse von ihrem Sohn, aber kein einziges Foto, auf dem alle drei zu sehen waren.
Als sie das Natalia gegenüber erwähnte und nach weiteren Alben fragte, schüttelte die alte Haushälterin nur traurig den Kopf und wollte nicht so recht mit der Sprache rausrücken. Sie beließ es dabei, dass Marcos Eltern zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt gewesen waren, um Zeit für ihren einzigen Sprössling aufzubringen.
„Wie ist sein Vater gestorben?“, hatte Sophie wissen wollen.
„Er ist ermordet worden“, vertraute die alte Haushälterin ihr mit gesenkter Stimme an.
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