Sophies größte Sehnsucht
als mit Eltern, die unglücklich waren und das auf das Kind übertrugen.
„Es war eine große Umstellung, hierher zu ziehen, aber es war die richtige Entscheidung.“ Ihre Blicke trafen sich. „Wir werden uns hier wohlfühlen, das spüre ich“, fügte er leise hinzu.
Wärme breitete sich in ihr aus. Sie hatte sich nicht in Lark getäuscht. Er war ein guter Mann, ein Mann voller Güte und Mitgefühl. Das war etwas, was sie sich immer gewünscht hatte für eine Partnerschaft. Doch jetzt spielte es keine Rolle mehr, denn sie würde nie eine Familie haben.
Und Lark und seine Tochter erinnerten sie ständig daran.
Lark wusste nicht so recht, was gerade passiert war. Schon lange nicht mehr hatte er mit jemandem so offen über seine Gefühle gesprochen. Oder über das, was geschehen war. Der Einzige, der alles wusste, der die volle Wahrheit kannte, war sein Anwalt.
Seine Exfrau hatte weder ihn noch ihre gemeinsame Tochter gewollt und sie beide abgeworfen wie lästigen Ballast. Jetzt hatte er es laut ausgesprochen. Zum ersten Mal.
Vielleicht lag es daran, dass Sophie nicht nur gut zuhören konnte, sondern ihn auch zu verstehen schien.
„Haben Sie auch Kinder?“, fragte er.
„Ich? Nein.“
Ihre erschrockene Reaktion überraschte ihn. Hatte er einen wunden Punkt getroffen?
„Ich sollte jetzt lieber gehen“, sagte sie. „Ich bin schon spät dran.“
Hätte er doch nur den Mund gehalten! Etwas hatte sich verändert: Sophie seufzte leise, als ihr Blick noch einmal auf Lucy fiel, dann griff sie nach ihrer Tasche, die sie in der Stallgasse auf den Boden gestellt hatte.
Wieso wirkte sie plötzlich so nervös? Es musste etwas mit Lucy zu tun haben und mit dem, was er ihr erzählt hatte.
„Sie kommen dann morgen wieder vorbei?“
„Natürlich“, antwortete sie, doch es klang traurig. Resigniert.
„Sie müssen nicht, wenn Sie nicht wollen.“
Vielleicht war es nicht der passende Moment, ihr zu sagen, dass ihm diese Kontrollbesuche auf die Nerven gingen. Auch wenn sie der Besuch war.
„Ich habe es der Polizei versprochen.“
„Sie sehen doch, dass ich weiß, was ich tue. Ich brauche niemanden, der mir sagt, was ich machen soll.“
Sophie lächelte, aber es wirkte aufgesetzt. „Wenn Sie jemand anderen dafür wollen, brauchen Sie es nur zu sagen.“
Als er die Hand ausstreckte, um sie nach draußen zu führen, wich sie zurück.
„Ich will überhaupt niemanden, der mich überwacht.“ Jetzt war es raus.
„Ich weiß, dass Sie etwas von Pferden verstehen. Aber ich habe es nun mal versprochen. Außerdem können Sie immer noch Riesenärger bekommen.“
Das stimmte. Und wenn er schon keine Wahl hatte, dann wollte er auf jeden Fall Sophie.
„Dann bis morgen.“
Diesmal reichte er ihr nicht die Hand, als sie sich verabschiedete. Dabei hätte er so gern ihre Haut berührt.
Er mochte sie wirklich. Was auch immer er sich einredete, er mochte sie. Sie zu berühren fühlte sich gut an. Richtig. Wunderbar .
Plötzlich tauchte Lucy neben ihm auf, drückte sich an ihn und nahm seine Hand. Sofort waren seine Gedanken wieder bei seinem Mädchen. Lucy war immer so freundlich und zärtlich zu ihm, auch wenn er wieder einmal das Gefühl hatte, alles falsch zu machen und als Vater zu versagen.
Doch als er Lucy in die Arme schloss, verstärkte sich der traurige Ausdruck auf Sophies Gesicht.
„Bye, Lucy“, sagte sie.
Mit seiner Tochter in den Armen sah er Sophie nach, bis sie ins Auto eingestiegen war. Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Diesen Gesichtsausdruck kannte er. Er hatte ihn in letzter Zeit häufiger gesehen, bei seinem eigenen Spiegelbild und auch bei Lucy.
Sophie war verletzt.
Natürlich. Ihre Augen verrieten es, ihre Stimme und sogar ihr Lächeln.
Sofort meldete sich sein Beschützerinstinkt. Er musste wissen, wer oder was ihr das angetan hatte. Wenn sie auch nur annähernd so verletzt war wie er, dann litt sie unendliche Qualen.
Und etwas sagte ihm, dass es mit Lucy zu tun hatte.
Hatte sie ein Problem mit Kindern? Oder speziell mit seiner Tochter? Dann war sie definitiv nicht die Richtige für ihn, nicht einmal als Bekannte. Aber bis jetzt wusste er ja nicht einmal, wo das Problem eigentlich lag.
Lucy zog an seiner Hand. „Gehen wir jetzt die Pferde füttern?“
Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Aber klar, Kleines. Auf geht’s.“
7. KAPITEL
So langsam beschlich Sophie das Gefühl, dass sie in letzter Zeit öfter bei Lark war als irgendwo anders. Zwar war
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