Sophies größte Sehnsucht
ihm aussah. Hoffentlich hielt er sich wenigstens zurück und verärgerte den Officer nicht noch weiter.
„Aber Sie werden die Eigentümer schon wegen Vernachlässigung anzeigen, oder?“, hakte Lark nach.
Tim richtete sich zu seiner vollen Größe auf und ging einige Schritte auf Lark zu, der jedoch mit über der Brust verschränkten Armen keinen Zentimeter zurückwich.
Offensichtlich hatte er nicht vor, sich zurückzuhalten …
„Seien Sie froh, dass ich Sie nicht ins Gefängnis bringe! Sie haben diese Pferde gestohlen, das steht fest. Wenn der Besitzer sie nicht aufgegeben hätte, würde ich Sie jetzt festnehmen!“
Sophie trat vor, unterdrückte aber den Impuls, ihre Hand beruhigend auf Larks Arm zu legen. „Aber das Tierheim kann den Fall weiterverfolgen, oder? Das ist schließlich unsere Aufgabe“, sagte sie und lächelte die beiden unschuldig an.
Lark kochte vor Wut. Sein ganzer Körper war angespannt, und fast hätte er instinktiv die Fäuste geballt. Um diesem eingebildeten Kerl eine reinzuhauen.
Er atmete tief durch, doch das brachte nicht viel – genauso wenig wie Sophies Versuch, ihm zu helfen.
„Jetzt hören Sie mal gut zu“, sagte der Officer mit hochrotem Gesicht. „Sie gelten in der Stadt als Unruhestifter. Also glauben Sie bloß nicht, dass Sie so einfach davonkommen. Ich werde Sie im Auge behalten. Und noch ein kleiner Tipp: Wen ich verhafte oder laufen lasse, ist meine Sache. Verstanden?“
Lark zwang sich, ruhig zu bleiben. Diesem Typen gingen schon die Argumente aus, warum sich also weiter unnötig aufregen?
„Mein lieber Officer , ich kann Ihnen versichern, dass mir nichts daran liegt, hier oder woanders Unruhe zu stiften.“
Wieder schaltete sich Sophie ein, und sie wirkte jetzt auch ein wenig ärgerlich. „Ich hätte nicht gedacht, Tim, dass du auf dieses Dorfgeschwätz hörst.“
Das schien dem Officer den Rest zu geben. Lark bemühte sich, ein schadenfrohes Lächeln zu unterdrücken. Wusste dieser Dummkopf nicht, dass man sich mit seiner Sophie besser nicht anlegte?
Moment mal, seiner Sophie?
„War schön, dich zu sehen, Sophie.“ Tatsächlich war der Officer jetzt mehr als bereit zum Rückzug. „Mr Anderson, falls mir Beschwerden über Sie zu Ohren kommen, sehen Sie mich wieder.“
Lark blieb ungerührt mit verschränkten Armen stehen und ließ den Officer nicht aus den Augen, bis er seinen Dienstwagen erreicht hatte. Erst dann fiel ihm auf, dass Sophie nicht mehr neben ihm stand, sondern sich mit Blick auf die Pferde auf den Zaun gestützt hatte.
Mit wenigen Schritten war er bei ihr und legte die Hände auf ihre Schultern.
„Alles in Ordnung?“, fragte er leise.
Sie nickte nur.
Einen Moment lang dachte er, sie würde sich an ihn lehnen, doch sie blieb ganz still stehen. Allerdings rückte sie auch nicht von ihm ab.
Lark schluckte.
Eigentlich wollte er nicht wirklich, dass sie sich noch näher kamen, aber wenn es einfach passieren würde?
Sie hatte sich für ihn eingesetzt. Er wusste das zu schätzen. Das war alles. Oder? „Was wollte der jetzt eigentlich wirklich?“, fragte er.
Die Bewegung, mit der sie sich zu ihm umdrehte, ließ seine Hände von ihren Schultern gleiten, doch es geschah langsam. Fast widerwillig.
„Darum kann ich Kleinstädte manchmal nicht ausstehen“, sagte sie.
Wenigstens lächelte sie wieder.
„Sie meinen, daran sollte ich mich lieber gewöhnen?“
„Hoffentlich habe ich es nicht noch schlimmer gemacht. Ich hätte wohl lieber den Mund halten sollen.“
„Ach was, das Problem habe ich mir ja selbst eingebrockt. Und wenn Sie nicht von Anfang an auf meiner Seite gewesen wären …“
Sophie schloss die Augen und massierte ihre Schläfe. Sie wirkte erschöpft, und irgendetwas schien sie immer noch zu beschäftigen. Dasselbe wie gestern?
„Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte er noch einmal.
„Alles bestens, danke.“
Was ging nur in ihr vor? Es musste mit Lucy zusammenhängen. Aber es ging ihn nichts an, und es stand ihm nicht zu, ihr Fragen zu stellen, die sie offenbar nicht beantworten wollte.
„Ich kümmere mich um den Officer, falls er Probleme macht“, versprach sie. „Und ich werde keine Ruhe geben, bis der Pferdebesitzer zur Verantwortung gezogen wird.“
„Dann stehe ich jetzt aber tief in Ihrer Schuld, oder?“
„Absolut nicht. Sie haben die Pferde gerettet, und das war sehr mutig von Ihnen. Und außerdem …“, fügte sie mit einem etwas schüchternen Lächeln hinzu, „… ist es kein
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