Sophies größte Sehnsucht
schlafen.“
Er ließ sich aufs Sofa fallen und klopfte auf das Kissen neben sich. „Komm schon her, du kleiner Schlawiner.“
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie krabbelte aufs Sofa und kuschelte sich in seinen Arm. Lark küsste sie auf die Stirn und zog sie eng an sich.
„Eigentlich müsstest du wieder ins Bett, das weißt du doch?“
Als Antwort schmiegte sie sich noch enger an ihn, als wolle sie nie wieder weg von ihm. Seufzend ließ er sie gewähren und griff wieder nach dem Kochbuch, in dem er vorher geblättert hatte.
„Was liest du denn da?“, murmelte Lucy schläfrig.
„Ich versuche zu lernen, wie man einen Truthahn zubereitet.“
Beim Anblick des prächtigen goldenen Truthahns auf der Doppelseite des aufgeschlagenen Buches wurde ihm ganz mulmig. Auf dem Foto gab es Süßkartoffeln, Kartoffelbrei und Maiskolben dazu. Ob er das wohl alles so hinbekommen würde?
„Oh.“ Lucy rutschte etwas nach vorn, um auf sein Knie gelehnt auch in das Buch zu schauen. „Warum kaufen wir nicht einfach einen fertigen?“
Warum war er da nicht selbst draufgekommen? Lächelnd schlug Lark das Buch zu und strich Lucy übers Haar. Sicher gab es jemanden in der Stadt, der ihm aushelfen konnte.
Vorausgesetzt, Truthahn war um diese Jahreszeit überhaupt im Angebot. Nicht einmal ein amerikanischer Partyservice hätte am vierten Juli einen Truthahn liefern können. Trotzdem war es einen Versuch wert.
„Woher hast du denn bloß deine verflixte Schlauheit?“
Mit großen Augen, die sein Herz zum Schmelzen brachten, blickte sie zu ihm auf. „Von dir natürlich.“
Und schlagfertig war sie auch noch.
„Jetzt aber ab ins Bett, meine Dame“, sagte er gespielt streng und stand auf. Kichernd rannte sie voraus und ließ sich von ihm jagen.
„Ins Bett mit dir!“
Lucy liebte es, wenn er Monster spielte. Sie flitzte in ihr Zimmer, versteckte sich unter der Bettdecke und schrie jedes Mal auf, wenn er einen Monsterlaut von sich gab. So langsam bekam er sein Leben und seine neue Rolle offenbar in den Griff.
„Liest du mir noch was vor?“
Den Wunsch konnte er ihr nur schwer abschlagen. Seit sie selbst lesen konnte, bat sie ihn nicht mehr oft darum.
„Ein Kapitel, okay?“
Sie kuschelte sich ins Kissen. „Okay.“
Aber er hatte das Gefühl, dass sie schlafen würde, bevor er die erste Seite geschafft hatte.
Als sie vom Einkauf zurückkamen, war Lucy völlig überdreht. Aus der Einkaufstüte duftete das Huhn. Ein Truthahn war es nicht, aber dafür immerhin gefüllt.
„Tritt bloß nicht auf die Tüte!“
Aber Lucy war bereits aus dem Wagen gehüpft und sprang die Stufen zum Haus hinauf. Lark griff nach den Einkäufen und folgte ihr hinein.
Das Huhn war bereits zubereitet und musste wie die Soße nur noch aufgewärmt werden. Für ihn blieben das Kartoffelpüree und die anderen Beilagen. Das schien ihm gerade noch machbar. Solange er nur die Pferde füttern musste und nichts anderes dazwischen kam, würde er es schon schaffen.
Hauptsache, ihr Gast tauchte dann auch auf. Die Aussicht, den ganzen Abend mit ihm und Lucy zu verbringen, schien Sophie nicht gerade behagt zu haben.
„Wann essen wir, Daddy?“
„Es ist erst vier“, erwiderte er seufzend, als Lucy in der Küche auftauchte. „Bis zum Abendessen dauert es noch eine ganze Weile. Aber du kannst jetzt was Kleines essen, wenn du schon Hunger hast.“
„Wann kommt sie denn?“
Lucy kletterte auf die Arbeitsplatte und betrachtete ihn nachdenklich, während er die Einkäufe wegräumte.
„Ich glaub, ich hab ihr gesagt, dass wir so gegen sechs Uhr essen.“
„Hast du noch jemanden eingeladen?“
Er kannte seine Tochter gut genug, um zu wissen, dass ihr irgendetwas durch den Kopf ging. „Lucy Anderson, was versuchst du mir eigentlich gerade zu sagen?“
„Nichts“, sagte sie kichernd.
„Vielleicht, dass du einen Freund hast, den du gerne eingeladen hättest?“
„Nein!“, quiekte sie.
„Bist du dir da ganz sicher?“
Er versuchte, nicht loszulachen. Es war schon lange her, dass sie so rumgealbert hatten. Vielleicht war er doch kein so schlechter Vater.
Altklug schüttelte sie den Kopf. „Ich bin doch noch zu klein für einen Freund, Dad.“
„Wenn du meinst …“
Ihr Gesichtchen wurde wieder nachdenklich.
„Dann ist Sophie also deine neue Freundin?“
Oh, nein. Den Eindruck hätte Lucy gerade nicht bekommen sollen.
„Nein, mein Schatz, Sophie ist nur eine Bekannte. Ich hab dir doch erzählt, dass sie im Tierheim arbeitet.
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