Sophies größte Sehnsucht
aber man ist sich nie sicher. Vielleicht wird es mir Lucy einmal übel nehmen, dass ich sie von ihrer Mutter getrennt habe. Ich weiß nur, dass ihre Mutter sie nicht mehr haben wollte, also muss ich mein Bestes als Vater geben. Ich werde diese Frau nie verstehen, aber vielleicht ist das auch besser so.“
Seine Worte berührten sie tief. Dass ein Mann seine Verantwortung als Vater so ernst nahm, war wirklich etwas ganz Besonderes.
„Sie wirkt glücklich, Lark. Solange sie jeden Tag lächelt, gibt es keinen Grund zur Sorge. Ein großartiger Vater ist besser als zwei durchschnittliche Eltern.“
Das wusste sie aus eigener Erfahrung.
Als sie zum Haus kamen, wartete Lucy bereits auf der Veranda.
Das Gespräch hatte Sophie aufgewühlt, und jetzt tat es ihr weh, die strahlende Kleine zu sehen. Sofort waren all die dunklen Erinnerungen wieder da.
Gerade, als sie sich hastig verabschieden wollte, klingelte Larks Handy. Er fischte es aus seiner Jeanstasche, schaute auf das Display und nahm den Anruf mit einer entschuldigenden Geste an.
Um ihm Privatsphäre zu geben, wandte sie sich ab, und sah Lucy, die einen Arm um den Verandapfosten geschlungen hatte und sich so weit wie möglich hinauslehnte, ohne herunterzufallen.
„Kommst du rein und spielst mit mir?“
„Leider kann ich nicht, ich muss jetzt wieder los.“
Die Kleine wirkte enttäuscht. „Okay.“
Unbehaglich blickte sich Sophie zu Lark um. Er war offenbar fertig und hielt das Handy in der Hand.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie.
Sehr glücklich sah er nicht aus. „Wie man’s nimmt. Ich interessiere mich für ein ganz bestimmtes Pferd, und jetzt, wo es endlich verkauft werden soll, gibt es anscheinend noch andere Interessenten.“
„Oh.“
Er schob das Handy wieder in die Hosentasche. „Wenn ich jetzt sofort hinfahre, hätte ich das Vorkaufsrecht, aber ich will Lucy nicht schon wieder durch die Gegend zerren. Sie war in den letzten Wochen ständig mit mir unterwegs, um Pferde zu besichtigen.“
„Soll ich bei ihr bleiben?“ Die Worte waren heraus, bevor sie richtig darüber nachgedacht hatte. Hoffentlich lehnte er ab.
„Würden Sie das für mich tun?“
„Aber sicher.“ Sophie bemühte sich um ein strahlendes Lächeln.
„Das wäre toll“, sagte er erfreut. „Wenn es gut läuft, bin ich ungefähr in einer Stunde wieder hier.“
„Dann ab mit Ihnen. Ich freue mich, dass ich helfen kann. Wir kommen schon zurecht.“
„Lucy?“ Lark wandte sich seiner Tochter zu. „Ist das okay für dich?“
Innerlich gewappnet drehte sich auch Sophie wieder zu der Kleinen um.
„Spielst du dann doch mit mir?“
„Aber sicher“, antwortete sie und bedeutete Lark zu gehen. „Wir können draußen spielen. Dann kannst du mir deine Lieblingsplätze auf der Farm zeigen.“
Lucy zuckte etwas schüchtern mit den Schultern. „Willst du mein Baumhaus sehen?“
Lark formte mit den Lippen stumm ein Dankeschön und verschwand dann schnell im Haus, wahrscheinlich, um die Autoschlüssel zu holen.
Als sie eine kleine Hand in der ihren spürte, zuckte sie zusammen. Wie dumm von ihr, vor einem so süßen kleinen Mädchen Angst zu haben. Doch mit ihr allein zu sein, kam ihr schlimmer vor, als eine Nacht in der Wildnis zu verbringen.
Hoffentlich beeilte sich Lark.
Mit gemischten Gefühlen ließ sie sich von Lucy zu einem Baum ziehen, an dessen Stamm eine schmale Leiter angebracht war. Wie ein Wiesel kletterte die Kleine hinauf, während Sophie langsamer folgte und sich fragte, wie sie in das winzige Baumhaus hineinpassen sollte.
Als sie sich durch das kleine Eingangsloch gequetscht hatte, wartete Lucy bereits auf sie. Sie hatte es sich im Schneidersitz bequem gemacht. Drinnen war es überraschend geräumig, die Rückwand bildete ein riesiges Fenster.
„Wow.“ Die Aussicht war unglaublich. „Man kann ja alle Koppeln überblicken.“
Stolz und glücklich strahlte Lucy sie an.
„Dad hat es für mich gebaut. Es gehört ganz allein mir.“
Sophie lachte. „Das ist ja toll, du bist Hausbesitzerin!“
Gedankenverloren genossen sie gemeinsam die Aussicht, als wären sie gerade im Urlaub und würden aufs Meer schauen. Als Sophie sich schon zu fragen begann, was in der Kleinen vor sich ging, platzte Lucy mit einer Frage heraus.
„Sophie, weißt du, warum meine Mom nicht mit uns hierher gekommen ist?“
Ach du lieber Himmel .
„Ich kenne deine Mom doch gar nicht, Kleines.“
Lucys traurige Miene deutete darauf hin, dass sie sich der Ablehnung ihrer
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