Sophies größte Sehnsucht
jubelnden Lucy.
Lark sah einen unbekannten goldenen Schweif gefolgt von einem weiteren goldenen Schweif, den er als seine Tochter identifizierte, wie Kometen an ihm vorbeirasen. Sophie dagegen sah aus, als hätte sie keine Sternschnuppe, sondern ein Gespenst gesehen. Sie trug wieder diesen bekümmerten Gesichtsausdruck, der ihm Rätsel aufgab.
Wie erstarrt stand sie in der offenen Tür, und er ging eilig auf sie zu, um sie hereinzuführen.
„Happy Thanksgiving!“, begrüßte er sie fröhlich in der Hoffnung, sie damit aus ihrer Starre zu erlösen. Er drückte ihr sogar einen Begrüßungskuss auf die Wange, doch sie rührte sich nicht. Nicht einmal als er sich schließlich an ihr vorbeischlängelte, um die Tür zu schließen.
„Oh, ich habe noch Wein im Auto. Ich hole ihn schnell.“
„Nicht nötig, Wein steht bereits auf dem Tisch. Wir wollen uns doch keine unnötigen Frostbeulen holen, oder?“
Der etwas gezwungene Witz schien angekommen zu sein. Sie lächelte wieder.
„Meine einzige Sorge ist, dass wir jetzt nicht genug zu essen haben für unseren hungrigen Überraschungsgast.“
Der Witz über den Hund schien sie nicht zu amüsieren, denn sie schluckte krampfhaft.
„Heute ist alles irgendwie anders gekommen als geplant“, sagte sie.
Fragend hob er die Augenbrauen.
„Ich habe jetzt einen Hund.“
„Das war nicht zu übersehen.“
„Ist es okay, dass ich ihn mitgebracht habe? Ich wollte ihn nicht einfach so reinlassen, aber er hat sich losgerissen und ist einfach mit Lucy auf und davon.“
Sophie schien völlig durcheinander zu sein, also beschloss er, einfach über ihr schüchternes, ja fast verstörtes Verhalten hinwegzugehen. Er wies ihr den Weg in die Küche, aus der schon der gelungene Braten duftete. Ein kurzer Blick ins Wohnzimmer zeigte ihm, dass Lucy im siebten Hundehimmel schwebte. Auch der Welpe schien glücklich zu sein, denn er schleckte sie immer wieder ab.
„Ich glaube, da haben sich zwei gefunden.“
Immerhin nahm sie das Glas Wein, das er ihr reichte.
„Wie schön, dass sie Hunde so gern hat“, sagte Sophie leise.
Lark hob sein Glas, um mit ihr anzustoßen, und nahm dann genussvoll einen Schluck.
„Lucy will schon lange einen Hund haben. Ihr scheint euch gegen mich verschworen zu haben. Oder ist das ein Schwanzwedeln des Schicksals?“
Auch das fand sie anscheinend nicht witzig. Irgendetwas stimmte heute nicht mit ihr.
„Sind Sie wirklich sicher, dass ich heute hier sein sollte?“, stieß sie unvermittelt hervor. „Thanksgiving ist doch ein Familien fest.“
Darin lag also ihr Problem.
„Wenn ich nicht sicher gewesen wäre, hätte ich doch nicht gefragt“, erklärte er sanft. „Außerdem ist Lucy ganz begeistert von Ihnen. Besonders, wo Sie doch heute einen Hund mitgebracht haben.“
Endlich hellte sich ihre Miene etwas auf. Schön war sie immer, auch wenn sie nervös war. Das lange Haar trug sie heute offen, es fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern. Der eng anliegenden Pullover schmeichelte ihren Kurven, und die Jeans betonte ihre langen schlanken Beine. Sie sah sogar verdammt gut aus. Vielleicht hätte er sich auch ein bisschen festlicher anziehen sollen.
Nach einem weiteren Schluck Wein musste er sich wieder dem Kochen zuwenden. Überraschenderweise war ihm bis jetzt nichts angebrannt, und das würde sicher auch so bleiben, wenn es ihm endlich gelang, die Augen von Sophie zu lassen.
Gut, dass Lucy da war. So konnte zwischen ihnen nichts passieren. Andererseits wünschte er sich fast, sie wären allein – um festzustellen, was überhaupt möglich war …
Sophie hätte das Glas fast in einem Zug ausgetrunken, um das Familienglück, bei dem sie nur Zaungast war, auszublenden.
Sie hätte nicht herkommen dürfen. Lark versuchte, Lucy an den Tisch zu bekommen, aber sie war noch immer voll und ganz mit dem Hund beschäftigt. Sie lachten gemeinsam über das vor Freude quiekende Fellknäuel, das immer wieder an seiner neuen Spielgefährtin hochsprang. Schließlich schnappte Lark seine Tochter und schwang sie in die Luft, sodass der Welpe wahre Luftsprünge vollführte, um Lucys Zehen zu erwischen.
Und Lark sah so sexy aus dabei, mit seinem zerzausten Haar und den Lachfalten um seine strahlenden Augen. Einfach umwerfend.
Hoffentlich bemerkte niemand, wie weh es ihr tat, die beiden Glücklichen zu beobachten. Sie würde niemals eine Familie haben.
„Ich glaube, der Hund kann nicht mehr.“
Larks Stimme riss sie aus ihrer Trance. Der Welpe
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