Sophies größte Sehnsucht
Sie hat mir mit den Pferden geholfen, die wir gerettet haben, erinnerst du dich noch daran?“
Die Antwort schien ihr zu genügen. Mit einem Satz sprang sie von der Arbeitsplatte und verdrückte sich wieder.
Er freute sich wirklich auf den Abend mit Sophie. Aber vielleicht war es keine gute Idee gewesen, sie gleich nach Hause einzuladen. Hatte er damit nicht das Schicksal herausgefordert? Und war es nicht sogar unfair von ihm, überhaupt mit ihr zu flirten? Schließlich hatte er sich geschworen, sich so bald nicht auf etwas Ernstes einzulassen.
Nicht nach dem, was seine Exfrau ihm angetan hatte.
Sophie war anders, aber seine Verletzung saß zu tief. Noch einmal wollte er nicht von einer Frau verlassen werden.
Als ihm bewusst wurde, in welche Richtung seine Gedanken gingen, rief er sich zur Ordnung. Er hatte Sophie zum Essen eingeladen, weiter nichts. Und wenn er sich jetzt nicht bald darum kümmerte, würde er statt Truthahn Pizza vom Lieferservice servieren müssen.
Als Sophie vor Larks Haus geparkt hatte, stieg sie nicht gleich aus, sondern hing noch einen Moment lang ihren Gedanken nach. Inzwischen kannte sie den Weg hierher so gut, als wäre sie hier zu Hause. Wie schön es hier im Frühling sein musste – mit den vielen Fohlen, die an der Seite der Stuten über die saftigen Weiden trabten und vor Freude Luftsprünge machten.
Ein Teil von ihr war tief mit dieser Landschaft verwurzelt, und sie wünschte, sie wäre noch hier, wenn es wieder wärmer wurde. Vielleicht war ihre Schwangerschaft damals Schicksal gewesen. Vielleicht hätte sie damals hierher zurückkehren und ihr Kind großziehen sollen, statt ehrgeizig nach der größten Stadt und dem größten Krankenhaus zu streben.
Wie müßig, jetzt darüber nachzudenken – ihre Entscheidung hatte sie vor langer Zeit getroffen. Und niemals jemandem davon erzählt. Nicht dem Vater des Kindes und nicht ihrer eigenen Mutter. Das war der eine Punkt, den sie nicht bereute.
Seufzend legte sie die Hand an den Türgriff. Sie musste auf andere Gedanken kommen, bevor sie hineinging. Bestimmt wartete Lark schon auf sie, vielleicht mit einem Glas Wein in der Hand, und wärmte sich am Kamin.
Dieses Bild zauberte sofort ein Lächeln auf ihr Gesicht.
Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen, der Einladung zu folgen. Wieder eine angenehme Ablenkung, die ihr eine Atempause von ihren quälenden Selbstvorwürfen verschaffte. Auch seine kleine Tochter war eine Chance für sie, die Gesellschaft von Kindern wieder positiv zu sehen. Egal, welche Fehler sie begangen hatte, sie liebte Kinder, und das würde ihr nichts und niemand nehmen.
Genauso wenig wie ihr neues Hundebaby, das gerade verschlafen den Kopf hob. Der Kleine sah schon fast wieder topfit aus, nachdem sie ihn gebadet und gebürstet hatte. Erschöpft von der ganzen Aufregung hatte er sich auf dem Beifahrersitz zusammengerollt und war auf der Fahrt eingeschlafen. Aus großen braunen Augen blickte er sie jetzt erwartungsvoll an. Sie nahm ihn auf den Arm und ging zur Haustür.
„Hallo“, begrüßte Lucy sie strahlend.
Sophie schluckte. Die Situation war doch nicht so einfach zu ertragen, wie sie sich eingeredet hatte. Doch Lucy hatte bereits den Welpen entdeckt und konnte kaum noch an sich halten.
„Ist der süß! Wie heißt der denn? Ist der für mich?“
„Er hat noch keinen Namen, ich hab ihn erst seit heute“, antwortete sie steif.
„Hat Daddy ihn für mich gekauft?“, bohrte Lucy weiter und streichelte den Welpen so begeistert, dass er vor lauter Aufregung wie wild in Sophies Arm herumzappelte und kaum noch zu halten war. Gleichzeitig schleckte er Lucy übers Gesicht.
Verzweifelt suchte Sophie nach Worten. Früher war es ihr immer so leicht gefallen, mit Kindern umzugehen, und jetzt war sie so unsicher und verlegen.
„Darf ich reinkommen?“, brachte sie schließlich hervor.
„Dad ist noch immer in der Küche“, erwiderte Lucy.
Am liebsten hätte Sophie auf dem Absatz kehrtgemacht, aber da hörte sie Larks klare tiefe Stimme.
„Lucy?“ Er tauchte am Ende des Flurs auf, in Jeans, einem engen T-Shirt und einem locker über die Schulter gelegten Geschirrhandtuch.
„Schatz, soll unser armer Gast noch länger in der Kälte herumstehen?“
Er sah so unverschämt gut aus. Aber er hatte eine Tochter. Und da war er wieder, ihr Fluchtinstinkt. Sie hatte sich schon halb zum Gehen gewandt, als der Welpe sich losriss. Fröhlich bellend raste er den Flur hinunter, dicht gefolgt von der
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