Sophies größte Sehnsucht
und sie auf die Weide geführt, wo ihr Pony, Cleo, sie erwartete. Jetzt ritt sie schon zum zweiten Mal an diesem Tag.
„Sie ist wunderbar“, rief sie. „Und sie gehorcht mir!“
„Das sehe ich“, erwiderte er lachend.
Seit sie Cleo hatte, schien sie nicht mehr so viel an den Welpen zu denken, über den sie seit Sophies Besuch ununterbrochen geredet hatte.
„Darf ich jetzt schneller reiten?“, rief sie ungeduldig.
„Klar. Gib ihr einen leichten Schenkeldruck und setz dich schön gerade hin.“
„Weiß ich doch, Dad.“
Natürlich wusste sie das. Sie war praktisch auf dem Pferderücken aufgewachsen, und ein echtes Naturtalent. Sie wusste, was sie tat.
Ihr zuzuschauen lenkte ihn zumindest ein wenig von Sophie ab. Dass er sich so in ihr getäuscht hatte, ließ ihm keine Ruhe. Wie hatte er sie nur Lucy vorstellen können? Das hätte ihm niemals passieren dürfen.
Vielleicht hatte er einfach keine gute Menschenkenntnis, wenn es um Frauen ging. Er würde es als Warnung nehmen. Jetzt jedoch hieß es, sich wieder ganz auf seine Vaterrolle zu konzentrieren. Sophie brauchte er dafür nicht und er vergaß sie am besten so schnell wie möglich.
Wenn er nur wüsste, wie …
Sophie nahm sich Ferien von ihren Ferien. Beim Tierheim hatte sie sich krank gemeldet, obwohl sie dazu eigentlich nicht mal verpflichtet war, schließlich arbeitete sie ehrenamtlich dort. Die regulären Angestellten schienen sowieso jedes Mal überrascht zu sein, wenn sie auftauchte, freiwillige Helfer sahen sie sonst selten.
Der Welpe kuschelte sich neben sie aufs Sofa, die Nase in ihre Decke vergraben. Jedes Mal, wenn sie Sam streichelte, musste sie an Lucy denken.
Wie schrecklich hatte sie sich der Kleinen gegenüber benommen – und erst ihrem Vater gegenüber!
Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie Larks verletzten Gesichtsausdruck wieder vor sich. Seinen fragenden Blick und den leichten Anflug von Ärger.
Wer wollte es ihm vorwerfen, wenn er wütend war? Er hatte sich mit den Vorbereitungen für das Festessen solche Mühe gegeben, sich so gefreut, sie zu sehen.
Und hatte sie geküsst …
Noch etwas, worüber sie lieber nicht nachdachte.
Vergessen würde sie den aufregenden, zärtlichen Kuss nie, so viel stand fest. Er war so sanft gewesen, doch gleichzeitig hatte sie die Leidenschaft darin gespürt. Und wie liebevoll Lark sie danach angesehen hatte …
Sophie seufzte.
Was hatte er von ihr erwartet? Vielleicht wusste er das selbst nicht. Aber sie war jedenfalls für eine Fortsetzung noch nicht bereit. Wovon auch immer.
Schließlich war sie hier, um zu sich selbst zu finden und sich darüber klar zu werden, wie es mit ihrem Leben weitergehen sollte. Und sie musste sich den Albträumen stellen, die ihr altes Leben mit sich gebracht hatte, bevor sie in ihren Job als Kinderchirurgin zurückkehren konnte.
Auf keinen Fall hatte sie Zeit oder Energie für eine Beziehung. Denn wenn sich etwas zwischen ihnen entwickelte, dann musste sie ihm gestehen, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Und darüber konnte sie auf keinen Fall reden. Schon gar nicht mit Lark.
Trotzdem musste sie sich natürlich früher oder später bei ihm entschuldigen. Nur nicht gerade heute. Heute ging sie ihm lieber aus dem Weg.
Morgen würde sie sich zusammennehmen und diese neueste Katastrophe in ihrem Leben in Ordnung bringen. Aber heute brauchte sie noch Zeit für sich.
In der Stadt fand gerade ein Reitturnier statt, vielleicht sollte sie dort hingehen. Es würde sie auf andere Gedanken bringen, sie konnte dort gleich etwas essen und dabei so tun, als hätte sie keine Sorgen. Immerhin ging es ihr besser als manchen anderen Leuten. Sie hatte einen guten Job und jetzt auch noch einen süßen kleinen Welpen als Familienersatz. Worüber sollte sie sich also beklagen?
Tatsächlich hatte sie sich ein paar Stunden später aufgerafft und war zu dem Turnier gegangen. Sie schaute sich das Springreiten der Junioren an, weil der Enthusiasmus der kleinen Reiter und ihrer Ponys sie begeisterte.
Eins ritt ganz dicht an ihr vorbei, ein hübsches schwarz-weißes Pintopony. Die Reiterin trug eine Kappe, unter der ein blonder Zopf hervorlugte, aber keine Wettkampfnummer. Sicher war sie nur zum Üben hier, nicht als Teilnehmerin – sie war viel zu jung.
Lächelnd schaute sie ihr nach – und hielt dann entsetzt den Atem an, als ein großes Pferd, das der Reiter offenbar nicht unter Kontrolle hatte, viel zu dicht an dem Pony vorbeipreschte und es dabei
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