Sophies Melodie (German Edition)
wusste nur zu genau, was dieser Mann brauchte und was er jetzt von ihr hören wollte – zumindest glaubte sie, es zu wissen. „Es ist ja auch die Wahrheit, Conny. Ich habe wirklich dazugelernt. Ich will nicht mehr so weitermachen und nicht mehr leben ohne dich. Ich habe mich einfach nur dumm und unreif verhalten, aber das ist vorbei.“
Sie schenkte ihm ein wie immer hinreißendes Lächeln und strich mit den vollen Lippen zart über seinen linken Mundwinkel. „Ich liebe nur dich allein“, hauchte sie mit heiserer Stimme.
Constantin Afra drückte sein Rückgrat durch, und sein seltsam tiefgründiger Blick schien seine Ehefrau zu durchbohren. „Ich warne dich, Melly. Ich werde das alles nicht noch einmal hinnehmen, das solltest du wissen. Keine Drogen! Keinen einzigen Tropfen Alkohol! Und ich werde nicht noch einmal zulassen, dass du mich betrügst, egal mit wem. Wenn du es auch nur noch einmal versuchen solltest, werde ich …“
„Es wird niemals wieder passieren, Schatz. Ich bin restlos glücklich mit dir. Ich schwöre es.“ Wie zur Bestätigung ihrer Worte ließ sie ihre Hand zu seinem Gürtel gleiten, aber er rückte von ihr ab und entzog sich so ihrer Umarmung.
„Mir ist jetzt sicherlich nicht nach Sex.“ Sein Blick verschleiertesich, und er übersah geflissentlich, dass sie einen Schmollmund machte. Es war nicht neu für ihn, dass sie es kaum verwinden konnte, wenn ein Mann ihrer Verführungskunst widerstand. „Dir ist schon klar, dass wir zukünftig hier leben werden?“
Ihr schöner Mund verzog sich noch ein wenig mehr. „Ja … schon.“
„Da lasse ich nicht mit mir reden, Melanie. Das Haus in Hamburg steht bereits zum Verkauf.“
„Der Kasten hier ist riesig und uralt, Conny.“
„Du wirst ihn nicht wiedererkennen, wenn ich damit fertig bin, das kann ich dir schon jetzt versprechen. Wie ich dich kenne, wird es dir gefallen, wie eine Königin zu leben.“ Sein Lächeln war bitter.
„Was wird … deine Familie sagen?“, hörte er sie fragen.
„Das lass meine Sorge sein. Wie ich schon sagte, du bist noch immer meine Frau. Sie werden es akzeptieren müssen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber hast du wenigstens schon mit Leo gesprochen?“ Beim Gedanken an seinen Freund verspürte er eine Enge in der Brust.
„Nein, das habe ich noch nicht getan – und das ist auch besser so. Er ist zurzeit noch in Wien und kommt erst am Wochenende wieder zurück. Die Gespräche dort sind immens wichtig für seine Zukunft. Ich wollte nicht riskieren, dass er meinetwegen versagt. In der letzten Zeit hat er sich sowieso schon viel zu wenig um seine Karriere gekümmert. Wenn er zurück ist, werde ich sofort mit ihm reden.“
„Erst am Wochenende? Dann kann ich dir nicht zur Seite stehen, Melly. Ich habe mehrere Shows hier auf den Inseln und fliege wegen der Vorbereitungen schon am Donnerstag nach London.“
„Ja, ich weiß. Ich bekomme das schon hin, mein Süßer, mach dir keine Sorgen.“
1. KAPITEL
Fünf Jahre später – Hamburg im Juni
E s war nur der winzige Ansatz zu einem Gedanken, noch kein richtiger Einfall.
Wie üblich streifte er Sophie eher wie ein flüchtiges Lächeln, eines von der Sorte, das sich Fremde manchmal im Vorübergehen zuwarfen. Aber der Gedanke formte sich aus – und sie hielt ihn für durchaus gut genug, um sich ihrem Willen unterzuordnen. Dieser kleine Einfall ließ sich mühelos schleifen und weiter ausarbeiten, damit sie ihn schließlich zu Papier bringen konnte. Und er war fruchtbar genug, um andere seiner Art folgen zu lassen.
So war es immer. Sophie von Wenningen kannte den Ablauf, der sich in ihrem Kopf abspielte, wenn sie ihre Arbeit tat.
Nur leider wurde dieses Mal diese so immens wichtige Entwicklung brutal im Keim erstickt, weil das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte und jenen vielversprechenden Gedanken sofort wieder vertrieb. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass er damit ein für alle Mal verloren war. Sie seufzte laut auf, hob den Hörer ab und meldete sich hörbar verärgert.
„Sophie, kannst du mal kurz zu mir rüberkommen … bitte?“
Die Stimme von Johannes Kramer, ihrem Chefredakteur, klang eine Nuance heller als üblich. Daran erkannte Sophie sofort, dass er mit einer leichten Nervosität zu kämpfen hatte.
Johannes Kramer war ein ausgezeichneter Journalist, aber er war leider nicht mehr ganz so nervenstark, wie er es sich selbst wohl am meisten wünschte. Mit seinem ganzen Herzblut hing er an seiner Arbeit, denn er war
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