Sorge dich nicht - lebe
Aufregung völlig durcheinander. Da gab es sechsstöckige Wolkenkratzer und – Wunder über Wunder – eine Straßenbahn. Ich kann die Augen schließen und sehe und höre sie wieder. Nach einem der aufregendsten und herrlichsten Tage meines Lebens fuhren mein Vater und ich nach Ravenwood in Missouri zurück. Wir kamen morgens um zwei Uhr auf dem Bahnhof an und mussten über sechs Kilometer bis zur Farm zu Fuß laufen. Und jetzt komme ich zum Kernpunkt der Geschichte: Ich war so erschöpft, dass ich im Gehen schlief und träumte. Ich habe auch beim Reiten oft geschlafen. Und ich lebe noch und kann Ihnen davon erzählen.
Wenn Menschen völlig erschöpft sind, schlafen sie sogar, wenn die Welt um sie her aus den Fugen gerät, wie zum Beispiel im Krieg. Dr.Foster Kennedy, der berühmte Neurologe, erzählte mir, dass er 1918, beim Rückzug der fünften britischen Armee, Soldaten erlebt habe, die so erschöpft waren, dass sie umfielen, wo sie standen, und in tiefen Schlaf versanken, der fast einer Bewusstlosigkeit glich. Sie wachten nicht einmal auf, wenn er mit dem Finger ihr Augenlid hochschob. Ihm fiel auf, dass die Augen jedes Mal nach oben gedreht waren. «Später, wenn ich Probleme mit dem Einschlafen hatte», berichtete Dr.Kennedy, «pflegte ich auch die Augen nach oben zu verdrehen, und innerhalb von Sekunden begann ich zu gähnen und fühlte mich schläfrig. Es war ein automatischer Reflex, ich konnte nichts dagegen tun.»
Noch nie hat jemand versucht, durch Schlafentzug Selbstmord zu begehen, und sicherlich wird es auch niemand versuchen. Die Natur würde ihn gegen seinen Willen zwingen zu schlafen. Wir können länger ohne Essen oder Wasser auskommen als ohne Schlaf.
Dabei fällt mir ein Fall ein, den Dr.Henry C. Link in seinem Buch Die Wiederentdeckung des Menschen beschreibt. Dr.Link war Zweiter Vorsitzender der Psychologischen Gesellschaft und sprach mit vielen Leuten, die deprimiert waren und sich Sorgen machten. Er berichtet von einem Patienten, der Selbstmord begehen wollte. Dr.Link wusste, dass es die Sache nur verschlimmert haben würde, wenn er es ihm auszureden versuchte. Deshalb sagte er zu diesem Mann: «Wenn Sie sich sowieso umbringen, dann könnten Sie es wenigstens auf eine spektakuläre Weise tun. Laufen Sie um den Block, bis Sie tot zusammenbrechen.»
Der Mann versuchte es, nicht nur einmal, sondern mehrmals, und jedes Mal fühlte er sich hinterher in seinem Kopf wohler, wenn auch nicht in seinen Muskeln. Am dritten Abend war er an dem Punkt angelangt, den Dr.Link von Anfang an im Auge gehabt hatte – der Mann war körperlich so müde und dadurch auch so entspannt, dass er wie ein Stein schlief. Später wurde er Mitglied eines Sportvereins und aktiver Sportler. Bald fühlte er sich so gut, dass er am liebsten ewig gelebt hätte.
Hier sind fünf Regeln, die Sie davor bewahren, sich über Schlaflosigkeit Sorgen zu machen.
Wenn Sie nicht schlafen können, machen Sie es wie Samuel Untermyer. Stehen Sie auf und arbeiten oder lesen Sie, bis Sie sich schläfrig fühlen.
Vergessen Sie nicht: Kein Mensch starb je an Schlafmangel. Sorgen über Schlaflosigkeit richten gewöhnlich viel mehr Schaden an als die Schlaflosigkeit selbst.
Versuchen Sie zu beten – oder sprechen Sie den dreiundzwanzigsten Psalm wie Jeanette MacDonald.
Entspannen Sie sich körperlich.
Arbeiten Sie sich aus. Machen Sie sich so müde, dass Sie nicht wach bleiben können.
Zusammenfassung des siebenten Teils
Sechs Methoden, Müdigkeit und Sorgen fern zu halten und
voll Energie und in gehobener Stimmung zu bleiben
Regel 1: Ruhen Sie sich aus, ehe Sie müde werden.
Regel 2: Lernen Sie, sich bei Ihrer Arbeit zu entspannen.
Regel 3: Lernen Sie, sich zu Hause zu entspannen.
Regel 4: Eignen Sie sich folgende vier gute Arbeitsgewohnheiten an:
a)
Räumen Sie alle Papiere von Ihrem Schreibtisch, die nicht unmittelbar zu Ihrer augenblicklichen Arbeit gehören.
b)
Tun Sie die Dinge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit.
c)
Wenn Sie ein Problem haben, lösen Sie es sofort, falls Sie die zur Entscheidung nötigen Informationen haben.
d)
Lernen Sie zu organisieren, zu delegieren und zu beaufsichtigen.
Regel 5: Um Sorgen und Müdigkeit zu verhindern, machen Sie Ihre Arbeit mit Begeisterung.
Regel 6: Vergessen Sie nicht: Kein Mensch starb je an Schlafmangel. Es sind die Sorgen über die Schlaflosigkeit, die Ihnen schaden – nicht die Schlaflosigkeit selbst.
Achter Teil
Wie ich meine Sorgen besiegte 30
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