Sorge dich nicht - lebe
nicht Senator geworden wäre, wenn ich diesen Wettbewerb nicht gewonnen hätte, denn durch ihn wuchs mein Vertrauen, wurde mein Blickfeld größer und begriff ich, dass ich Fähigkeiten besaß, an die ich nicht im Traum gedacht hatte. Am wichtigsten war jedoch, glaube ich, die Tatsache, dass mit dem ersten Preis ein Jahresstipendium am Central Normal College verbunden war.
Ich hungerte jetzt nach mehr Wissen. In den nächsten Jahren teilte ich meine Zeit auf in Unterrichten und Lernen. Um die Studiengebühren der Universität bezahlen zu können, arbeitete ich als Kellner, Heizer, Buchhalter, mähte Rasen, arbeitete im Sommer auf den Weizen- und Maisfeldern und schaufelte Kies beim Straßenbau.
Mit nur neunzehn Jahren hielt ich 28 Wahlreden für den Präsidentschaftskandidaten William Jennings Bryan. Das war eine so spannende und aufregende Sache, dass ich Lust bekam, selbst in die Politik zu gehen. Nachdem ich promoviert hatte, ging ich in den Südwesten, in ein neues Land: Oklahoma. Als die Kiowa-, Comanchen- und Apachen-Reservate geöffnet wurden, siedelte ich auf einem Stück Land, das ich von der Regierung erhielt, und eröffnete in Lawton eine Anwaltskanzlei. Ich war dreizehn Jahre im Senat von Oklahoma, vier Jahre im Abgeordnetenhaus und wurde mit 50 Jahren zum US-Senator von Oklahoma gewählt, was mein lebenslanger Ehrgeiz gewesen war.
Ich habe diese Geschichte nicht erzählt, um mit meinen vergänglichen Taten zu prahlen, die sicherlich kaum jemand interessieren, sondern in der Hoffnung, dadurch irgendeinem armen Jungen neuen Mut zu machen und sein Selbstvertrauen zu stärken, einem Jungen, der die gleichen Ängste und Komplexe hat wie ich damals, als ich den abgelegten Anzug meines Vaters trug und seine Gummizugschuhe, die mir bei jedem Schritt fast von den Füßen rutschten.
Von R. V. C. Bodley
Ich lebte in Allahs Garten
1918 wandte ich der mir vertrauten Welt den Rücken und fuhr nach Nordwestafrika, wo ich bei den Arabern in der Sahara lebte, in Allahs Garten. Ich blieb sieben Jahre dort. Ich lernte die Sprache der Nomaden, ich trug ihre Kleider, aß ihr Essen und nahm ihre Lebensweise an, die sich in den letzten zweitausend Jahren kaum geändert hatte. Ich wurde Schafzüchter und schlief in arabischen Zelten auf dem Boden. Ich erforschte auch ihre Religion und schrieb später sogar ein Buch über Mohammed. Es hieß Der Prophet .
Jene sieben Jahre, die ich bei den herumziehenden Schafhirten verbrachte, waren die friedlichsten und zufriedensten Jahre meines Lebens.
Ich hatte schon viel erlebt. Ich wurde in Paris geboren, meine Eltern waren Engländer. Neun Jahre lebte ich in Frankreich. Später studierte ich in Eton und an der königlichen Militärakademie von Sandhurst. Dann verbrachte ich sechs Jahre als britischer Armeeoffizier in Indien, wo ich Polo spielte und jagte und den Himalaya erforschte und nebenbei auch ein wenig Soldat war. Ich kämpfte im Ersten Weltkrieg und wurde nach seinem Ende als zweiter Militärattaché zur Pariser Friedenskonferenz geschickt. Was ich dort erlebte, enttäuschte und schockierte mich. Während des vierjährigen Gemetzels an der Westfront hatte ich geglaubt, wir würden für die Rettung der Zivilisation kämpfen. Doch auf der Pariser Friedenskonferenz beobachtete ich, wie kurzsichtige Politiker den Grundstein für den Zweiten Weltkrieg legten – alle Länder wollten möglichst viel für sich ergattern, so dass sie sich untereinander wieder anfeindeten und die Intrigen der Geheimdiplomatie die schönsten Blüten trieben.
Ich hatte den Krieg satt, ich hatte die Armee satt, die Gesellschaft überhaupt. Zum ersten Mal in meinem Leben schlief ich schlecht und grübelte darüber nach, was ich tun sollte. Lloyd George riet mir, in die Politik zu gehen. Ich dachte noch über seinen Rat nach, als etwas Seltsames passierte, etwas sehr Seltsames, das in den nächsten sieben Jahren mein Leben beeinflussen und formen sollte. Ursache war ein Gespräch von weniger als zweihundert Sekunden mit «Ted», Lawrence von Arabien, der farbigsten und romantischsten Gestalt, die der Erste Weltkrieg hervorbrachte. Er hatte in der Wüste bei den Arabern gelebt und riet mir, ich solle es ebenso machen. Zuerst fand ich die Vorstellung phantastisch.
Allerdings war ich entschlossen, die Armee zu verlassen, und ich musste schließlich irgendetwas tun. Zivilisten wollten Leute wie mich nicht einstellen – ehemalige Offiziere der regulären Armee –, vor allem, da der Arbeitsmarkt mit
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