Sorge dich nicht - lebe
Charles Seifred, dem obersten Mann des Straßenbauamts von Wyoming, und ein paar Freunden von ihm durch den Teton National Park, der zu Wyoming gehört. Wir wollten John D. Rockefellers Besitztum besichtigen, das auch in diesem Nationalpark liegt. Aber der Wagen, in dem ich saß, bog einmal falsch ab, wir verfuhren uns und kamen erst eine Stunde nach den anderen am Tor an. Mr.Seifred hatte auf uns gewartet, weil er einen Schlüssel zum Privateingang besaß, seine Freunde waren schon zum Haus gefahren. Also wartete er in dem heißen Wald voller Moskitos, die sogar einen Heiligen in den Wahnsinn hätten treiben können. Doch Charles Seifred konnten sie nicht erschüttern. Um sich die Zeit zu vertreiben, schnitt er einen Ast von einer Espe ab und schnitzte eine Flöte. Als wir eintrafen, schimpfte er da etwa auf die Moskitos? Nein, er spielte auf seiner Flöte. Ich habe sie aufgehoben als Erinnerung an einen Menschen, der Nebensächlichkeiten als das behandelte, was sie sind.
Um mit der Gewohnheit, sich Sorgen zu machen, zu brechen, ehe man selbst daran zerbricht, hier Regel zwei:
Lassen wir es nicht zu, dass wir uns über Nebensächlichkeiten aufregen, die wir nicht beachten, sondern schnellstens vergessen sollten. Denken Sie immer daran: «Das Leben ist zu kurz für Kleinlichkeit!»
8
Ein Mittel, das viele Ihrer Ängste und
Sorgen abbaut
Ich wuchs auf einer Farm in Missouri auf. Eines Tages, während ich meiner Mutter beim Kirschenentsteinen half – ich war noch klein –, fing ich an zu weinen. «Warum, um Gottes willen, weinst du denn, Dale!», rief meine Mutter. «Ich hab solche Angst, lebendig begraben zu werden», schluchzte ich.
Damals war ich voller Ängste und Sorgen. Wenn ein Gewitter kam, hatte ich Angst, der Blitz würde mich treffen. Wenn schwere Zeiten kamen, hatte ich Angst, wir hätten nicht genug zu essen. Ich hatte Angst, nach dem Tod in die Hölle zu kommen. Ich hatte Todesangst vor einem älteren Jungen, Sam White, weil er mir die großen Ohren abschneiden würde – wie er es mir angedroht hatte. Ich hatte Angst, die Mädchen würden lachen, wenn ich vor ihnen den Hut zog. Ich hatte Angst, dass mich kein Mädchen heiraten würde. Ich grübelte darüber nach, was ich zu meiner Frau nach der Hochzeit sagen sollte. Ich malte mir aus, dass wir in einer kleinen Kirche auf dem Land heiraten, in eine kleine Kutsche mit Fransen am Dach steigen und zur Farm zurückfahren würden … aber was sollte ich während der Fahrt sagen? Was? Ja, was? Während ich hinter dem Pflug herging, grübelte ich über dieses welterschütternde Problem stundenlang nach.
Mit den Jahren entdeckte ich schließlich, dass 99 Prozent aller Dinge, über die ich mir Sorgen machte oder vor denen ich Angst hatte, nie passierten.
Wie ich schon erzählte, hatte ich früher entsetzliche Angst vor dem Blitz. Jetzt weiß ich, dass die Möglichkeit, vom Blitz erschlagen zu werden, laut den Angaben des nationalen Sicherheitsrates eins zu dreihundertfünfzigtausend ist, aufs Jahr gerechnet.
Mit den Jahren entdeckte ich schließlich, dass 99 Prozent aller Dinge, über die ich mir Sorgen machte oder vor denen ich Angst hatte, nie passierten.
Meine Angst, lebendig begraben zu werden, war sogar noch unsinniger: Ich glaube nicht, dass einer von zehn Millionen auf diese Art und Weise starb, nicht einmal in jenen vergangenen Zeiten, als man die Leichen noch nicht einbalsamierte. Und doch weinte ich deswegen vor Angst.
Jeder Achte stirbt an Krebs. Wenn ich mir schon wegen irgendetwas Sorgen machen wollte, dann eher deswegen – statt Angst vor Blitzschlag zu haben oder vor dem Lebendigbegraben-Werden.
Bis jetzt habe ich nur von den Sorgen und Nöten eines kleinen Jungen oder Halbwüchsigen gesprochen. Doch viele unserer Sorgen als Erwachsene sind fast genauso absurd. Sie und ich könnten wahrscheinlich augenblicklich neun Zehntel unserer Sorgen und Nöte streichen, wenn wir einen Augenblick unsere Grübeleien sein lassen und uns darüber informieren würden, ob wir nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung überhaupt einen echten Grund für sie haben.
Die berühmteste Versicherungsgesellschaft der Welt – Lloyd’s in London – hat unzählige Millionen mit der Schwäche der Menschen verdient, sich über Dinge Sorgen zu machen, die fast nie passieren. Lloyd’s wettet mit seinen Kunden, dass der Notfall, das Unglück nicht geschieht, das sie befürchten. Nur nennt man es dort nicht wetten. Man nennt es versichern. Aber eigentlich ist es ein
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