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»Sorry, wir haben uns verfahren«

»Sorry, wir haben uns verfahren«

Titel: »Sorry, wir haben uns verfahren« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Antje; Orth Blinda
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Fahrgästen. Einer hatte seinen Laptop aufgeklappt und guckte ohne Kopfhörer einen Film, der gerade in die Kinos gekommen war. Der Ton war zwar leise, aber der Film erkennbar, offensichtlich eine Raubkopie. Neben ihm saß ein Mann, der sein Handy auf dem Tisch liegen hatte. Plötzlich klingelte das Handy, die Melodie war eine ­Polizeisirene. Tatsächlich meldete sich der Mann mit Hauptkommissar Sowieso. Der Laptop-Mann wurde puterrot, klappte seinen Computer zu und schaute den Rest der Fahrt nur noch befangen aus dem Fenster.
    Kai Scheffler, Bottrop
    Im Sommer wollten wir mit einem ICE nach Berlin, wurden aber in Stendal aufgehalten. Bei unserem Gegenzug hatte es einen Personenschaden gegeben und dessen Lokführer durfte nicht mehr weiterfahren. Nun musste unser Fahrer einspringen, er wurde per Taxi zur Unfallstelle gebracht, um den ­anderen ICE wegzufahren. Wir hätten längere Zeit auf ihn warten müssen. Doch dann sprach ein großer Mann den Schaffner an: »Ich bin Lokführer und muss mit meiner Familie zu unserem Ferienflieger in Tegel. Lassen Sie mich den ICE bis nach Berlin fahren, wir haben gleich Check-in.«
    Es dauerte keine zwei Minuten, und der Schaffner gab das Signal zum Weiterfahren – unter neuer Führung. Der Ersatzfahrer hatte wohl auch noch gute Kontakte zur Leitstelle: Trotz verspäteter Abfahrt waren wir zwei Minuten vor der plan­mäßigen Ankunft am Hauptbahnhof, wo die Reise dann auch endete. Bis zum eigentlichen Endhaltepunkt Ostbahnhof hatte es nicht mehr gereicht, denn das Flugzeug nach Rhodos wartete auf die Familie. Für die Fahrgäste war der Mann der Held des Tages, nur seine kleine Tochter fragte die Mama immer wieder: »Wo ist Papa?« – Die knappe Antwort der Mutter: »Der fährt den Zug!«
    Thilo Nordmeyer, Berlin
    Im Intercity von Bremen nach Bonn kam aus den Lautsprechern folgende Mitteilung: »Sollte jemand einen Minirock oder einen Hut vermissen, so kann er sich im Dienstabteil in Wagen 8 melden. Beides wurde auf der Toilette in Wagen 10 gefunden.«
    Inga Schulz, Bonn
    Im Herbst 2008 fuhr ich zusammen mit ein paar Kollegen frühmorgens mit dem Intercity nach Stuttgart. Der Schaffner war für diese frühe Stunde verdächtig gut gelaunt und machte beim Kontrollieren der Fahrscheine hier und da seine Späßchen. Ein paar Reihen hinter uns im Großraumwagen fragte er eine Dame mit Online-Ticket zur Identifikation nach ihrer ­ec-Karte, die er auch umgehend überreicht bekam. Als er sie dann ganz trocken noch nach ihrer PIN-Nummer fragte, nannte sie ihm umgehend ihre Geheimzahl in einer Laut­stärke, dass es alle Mitreisenden deutlich hören konnten. Es wurde schlagartig still im Waggon. Der Schaffner stand regelrecht geschockt neben der Dame, der in diesem Moment dämmerte, was sie da gerade ausgeplaudert hatte.
    Michael Glees, Mainz

    Eine Fahrt im ICE von Hannover nach Freiburg. In den guten alten Zeiten – ich glaube, es war im Jahr 2006 – war das Rauchen in einem der 13 Waggons noch erlaubt. Ich hatte einen Raucherplatz reserviert und saß mit meinem Buch am Fenster. Eine Familie mit zwei circa 14 Jahre alten Kindern kam ins Abteil und machte es sich gemütlich. Mit sichtbarem Entsetzen bemerkten sie das »Raucher«-Zeichen und fragten mich: »Sind Sie etwa Raucher?« Meine Antwort war ein sanftes ­Nicken. Dass ich meinen Platz für 1,50 Euro reserviert hatte, dachte ich mir nur. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, nicht zu rauchen?« Das ist emotionale Erpressung, ging mir durch den Kopf. Sich mit zwei Kindern in ein Raucherabteil setzen und dann auf unschuldig machen. Dann noch behaupten, der Zug sei voll oder so was. Aber natürlich war ich aus Rücksicht auf die Teenager einverstanden.
    Allerdings nur so lange, bis diese schrecklich nette Familie vier Mettbrötchen mit Zwiebeln auspackte. Ein widerliches Zeug in geschlossenen Räumen – ich habe noch nie so viele Zigaretten am Stück geraucht. Nun, die treusorgenden Eltern haben meine Rauchwolken wohl etwas gestört. Sie standen auf, sagten zu den Kindern: »Wir sind in einem anderen Abteil, ihr passt auf die Sachen auf!«, und weg waren sie. Ich war entsetzt und stellte mein Rauchen wieder ein. Kurz vor Köln kamen diese Rabeneltern wieder rein, um die Koffer und die Kinder abzuholen.
    Michael Diehr, Zürich
    Ich fahre regelmäßig zwischen Stuttgart und Karlsruhe mit dem

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