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»Sorry, wir haben uns verfahren«

»Sorry, wir haben uns verfahren«

Titel: »Sorry, wir haben uns verfahren« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Antje; Orth Blinda
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Zug und habe in Karlsruhe schon häufig die Meldung gehört: »Die Abfahrt wird sich leider wegen einer Signalstörung um wenige Minuten verzögern.« Eines Morgens sorgte nicht allein die Signalstörung für Ärger, sondern zusätzlich der Spieltrieb meines Sohnes: Er hatte die Nummer des Zahlenschlosses an meinem Aktenkoffer verstellt. Als der Zugbegleiter zur Fahrkartenkontrolle kam, sagte ich: »Das Vorzeigen der Fahrkarte wird sich wegen einer Schlossstörung leider um wenige Minuten verzögern.« Leider fand der Zugbegleiter den Spruch viel weniger witzig als ich.
    Dieter Maier
    In dem wie üblich überfüllten RE1, der zwischen Aachen und Hamm verkehrt, war eine bemerkenswerte Durchsage zu hören, die so auch als Aufruf zur Selbstjustiz verstanden werden konnte: »Achten Sie auf Ihr Gepäck und Ihre Wertsachen am Körper! Es sind wieder Taschendiebe an Bord. Wenn Sie dabei einem von denen die Finger brechen: Meinen Segen haben Sie!«
    Gunnar Sandkühler, Witten
    Im ICE von München nach Köln, auf der Höhe von Würzburg. Der Schaffner fragt einen Fahrgast: »Sind Sie zugestiegen?« Dessen Antwort: »Nein, ich bin hier geboren!«
    Haio Forler, Bonn
    Freitagabend im ICE von Hamburg nach München, Großraumwagen: An einem Vierertisch sitzen vier junge Damen, blond, aufwendig gestylt und bestens gelaunt. Die lautstarke Unterhaltung kreist schon seit mehr als einer Stunde nur da­rum, wer in jüngerer Vergangenheit mit wem welche Beziehung hatte, wer der Nächste sein soll, wer fremdgegangen ist und wer mit wem was macht. Die Mitreisenden tauschen schon genervte Blicke aus, Augen werden verdreht und Augenbrauen hochgezogen. Aber irgendwie traut sich keiner, etwas zu sagen, und die Damen unterhalten sich fröhlich weiter. Da steht ein älterer Herr auf, vom Aussehen her Typ hanseatischer Kaufmann: schlohweißes Haar, perfekt sitzender dreireihiger Anzug, Krawattennadel, kurz: die Seriosität in Person. Er beugt sich zu den ­Damen und erklärt mit fester und deutlicher Stimme: »Meine Damen, ich glaube nicht, dass es in diesem Abteil irgendjemanden interessiert, mit wem Sie Geschlechtsverkehr betreiben!« Vier hochrote Köpfe, Schweigen und ein Großraumabteil mit Dutzenden fröhlich grinsenden Gesichtern waren das Ergebnis.
    Alexander Schinner, München
    Ich hatte einmal das Vergnügen, zur Karnevalszeit im Kölner Raum mit der Bahn unterwegs zu sein. Mit mir im Abteil saß eine kleinere Gruppe kostümierter Leute, die offensichtlich auf dem Weg zu einer Feier waren. Die Stimmung war recht ausgelassen, was eine allein sitzende ältere Dame mehrfach dazu veranlasste, ihren Unmut über den Geräuschpegel kundzutun. Als kurz darauf ein Schaffner das Abteil betrat, sprach ihn ­einer der Feiernden mit den Worten an: »Herr Schaffner, hier ist eine Frau, die ist so unlustig, die stört uns beim Feiern.« Woraufhin der Schaffner gut gelaunt in kölschem Dialekt erwiderte: »Ja, von mir aus könnense die rausschmeißen, wenn se Sie stört.« Bis zur Endstation war kein weiteres klagendes Wort von der älteren Dame zu hören.
    Monika Schröder, Höxter-Bödexen
    In einem ICE, irgendwo in Süddeutschland. Der Schaffner lief durch den Gang, ihm folgte ein sehr nervöser Herr, Typ gepflegter Althippie. »Das ist wirklich nicht der IC?«, fragte er immer und immer wieder, was der Schaffner ruhig verneinte. »Aber der Zug muss in Bad Bentheim halten, da wartet meine Tochter auf mich. Der IC macht das doch immer«, war der zweite Textbaustein, den der hibbelige Passagier ständig wiederholte. Dazwischen gab es Informationen zur Familien­geschichte: Die Tochter mache gerade Abitur, man habe sich länger nicht gesehen. Der Schaffner wiederholte mit professioneller Gelassenheit, dass dies aber nun einmal ein ICE sei, der in Bad Bentheim nicht halte, und dass trotzdem noch das ­Ticket mit ICE-Zuschlag nachzulösen sei.
    Nachdem ich kontrolliert worden war, zog das unruhige Paar weiter durch den Zug – ein nicht aus der Ruhe zu bringender Schaffner und ein quasi um ihn herumspringender Fahrgast. Kurz darauf gab es eine Überraschung: Der Zug hielt tatsächlich in Bad Bentheim.
    Als ich später ausstieg, fragte ich den Schaffner, was da in Bad ­Bentheim denn los gewesen sei. »Na ja«, war die Antwort, »den hätte der Zug nicht länger ausgehalten.

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