»Sorry, wir haben uns verfahren«
Hamburg
Im ICE von München nach Berlin. Der Schaffner kontrollierte die Fahrscheine bei einer Familie hinter mir, die nur Englisch sprach. Der Vater sagte dem Schaffner, dass seine Frau die Fahrscheine habe, aber gerade im Speisewagen sei. Der Schaffner antwortete im besten sächsischen Englisch: »Okay, I guck leder«. Das klang wie »I cook later«. Ich war überrascht, wie weit die Personaleinsparungen bei der Bahn mittlerweile gehen, wenn der Schaffner jetzt auch noch kochen muss.
Andreas Ziska, Berlin
Im Sommer 2010: Der deutschen Durchsage folgte kurz vor Berlin Hauptbahnhof: »Shortly we will arrive in Böörlin Ãitsch-bie-eff!«
Wilhelm F. Weidmann, Kassel
Ich saà in einem Zug vom Frankfurter Flughafen nach Köln, da war die Ansage zu hören:
»Meine Damen und Herren, wir erreichen in Kürze Köln Hauptbahnhof. Der Zug wird hier geteilt.« Dann auf Englisch: »Ladies and gentlemen, we will now reach Cologne central station. The train will be broken here. Säng ju for träwelling wiss Deutsche Bahn!«
Daniel Bird, Köln
Durchsage im ICE von Hamburg nach Berlin: »Thank you for shooting Deutsche Bahn. Goodbye.«
Susanne Steindamm, Hamburg
Meine Lieblingsdurchsage ist diese hier: »Sorry for traveling with Deutsche Bahn!«
Tobias Utikal, Stuttgart
»Einen wunderschönen guten Tag, Sir!«, »Welcome to se Deutsche Bahn!« â so schallte es mir einmal in der Weihnachtszeit in einem ICE entgegen. Ein junger, schlanker Mann Mitte zwanzig mit kurzen blonden Haaren strahlte mich an, als ob es sein Hochzeitstag wäre. In seinem Enthusiasmus nutzte er jede Gelegenheit, sich am Mikrofon zu melden und den Fahrgästen mit starkem sächsischen Akzent etwas mitzuteilen. Ich hatte gehofft, noch ein wenig arbeiten und später ein ÂNickerchen halten zu können. Weder der einen noch der Âanderen Tätigkeit sollte ich schlussendlich nachkommen.
Der junge Mann unterbrach jede Ruhepause nach einigen Minuten, kündigte mehrfach das lecker mundende Schnitzel mit Bier und Nachtisch im Speisewagen sowie Snacks und weitere Getränke an. Bei jeder Ansprache wünschte er höflich einen guten Tag und verabschiedete sich stets überschwänglich, wodurch sich die Ansagen stark in die Länge zogen. Kaum war er verstummt, kaum versuchte ich, die Augen zuzumachen, kam die nächste Information. Man war kurz gewillt, irgendetwas in Richtung des Lautsprechers zu werfen. Doch der konnte ja auch nichts dafür. Der Fahrgast-Entertainer hielt uns auf Trab, schon bald wurde jede neue Wortmeldung von der Mehrzahl der Mitfahrenden entweder mit einem breiten Grinsen oder einer verzweifelten Grimasse quittiert.
Nach etwa einer Stunde füllte sich der Zug zusehends, die Luft wurde stickiger. Der grauhaarige Angestellte eines Maschinenbauunternehmens mir gegenüber klappte entnervt den Laptop zu und versuchte, sich mit Kopfkissen und Ohrstöpseln den Störungen zu entziehen. Vor dem jungen Sachsen gab es jedoch kein Entrinnen. Der plauderte so fröhlich weiter, dass sich kein Fahrgast traute, ihn beherzt anzusprechen und zu bitten, es ein wenig ruhiger anzugehen.
Stotternd versuchte er sich nun auch auf Englisch, was dank des starken Akzents gründlich danebenging. Mir tat das besonders in den Ohren weh, da ich halber Brite bin â deshalb winkte ich ihn zu mir. Ich sagte ihm, dass er seine Aussprache optimieren könne. Zu meinem Erstaunen fühlte er sich keineswegs auf den Schlips getreten und kramte aus seiner Bahner-Jacke einen Notizblock hervor. Dann strahlte er mich erwartungsvoll an. Ich musste mich kurz sammeln, weil mir klarwurde, dass ich mich soeben in den Mittelpunkt des Geschehens katapultiert hatte und sämtliche Passagiere uns beobachteten.
Möglichst höflich versuchte ich dem Schaffner zu erklären, wie er sich ausdrücken könne. Gespannt beugte er sich hinab zu mir und kritzelte fleiÃig in seinem Block. Gespannte Stille herrschte im Waggon, es war fast schon gespenstisch. Endlich Ruhe. Halt, zu früh gefreut: Plötzlich sprang der junge Mann auf. Vor lauter Lerneifer hätte er fast seine Ansage vergessen. Bei der folgenden Ansprache nahm er zuallererst höflich Bezug auf meinen Hinweis. Ich sank tiefer in den Sitz vor Scham, zur Begeisterung einiger Mitfahrer, die mir auf die Schulter klopften. Die Aussprache wurde leider keinen Deut besser, sie sorgte für noch mehr
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