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»Sorry, wir haben uns verfahren«

»Sorry, wir haben uns verfahren«

Titel: »Sorry, wir haben uns verfahren« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Antje; Orth Blinda
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freitägliche Anti-Komfort-Gesetz bis dahin nicht geläufig war.
    David Kiltz
    In Hannover bestieg ich den hinteren Zugteil eines ICE gen Köln, der in Hamm getrennt werden sollte. Es war Sonntagabend und die Zugteile somit fast ausschließlich mit Pendlern besetzt. In Hamm kamen wir auch pünktlich an, doch dann ging es nicht weiter. Irgendwann fiel auch dem Bahnpersonal auf, dass unser Zugteil noch am Gleis stand, während das vor dere längst seine Weiterreise angetreten hatte. Nach einer Wei le meldete sich der Zugchef: »Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass unser Lokführer im vorderen Zugteil sitzt und dort eingeschlafen ist. Er wird beim nächsten Halt den Zug verlassen und umgehend zu uns zurückkehren.« So standen wir also mit unserem führerlosen ICE eine gefühlte Ewigkeit am Gleis. ­Irgendwann setzte sich der Zug wieder in Bewegung, und wir nahmen Kurs auf Köln. Ob nun tatsächlich der zurückgekehrte Lokführer im Cockpit saß oder aber ein anderer aus dem Feierabend geholt worden war, erfuhren wir nicht.
    Stephan Rauhut, Magdeburg

    Als ich einmal auf der Strecke Wiesbaden-Darmstadt mit dem Regionalexpress fuhr, tönte plötzlich leise durch die Lautsprecher: »So ein Scheiß, was die uns hier wieder für Loks zur Verfügung stellen. Die Dinger sind doch schrottreif, und ich soll mit so was sicher fahren. Ich wundere mich, dass wir ­immer ankommen.« Der Lokführer hatte anscheinend das ­Mikro angelassen und sich mit dem Schaffner unterhalten. Die andere Stimme antwortete so etwas wie »Die Waggons sind auch nicht besser«. Alle, die im Zug saßen, haben sich danach angeguckt, und ich bin zum ersten Mal mit einem ziemlich mulmigen Gefühl Zug gefahren.
    Ralf Schröder
    Ein Intercity auf der Strecke von Wolfsburg nach Hannover musste aufgrund eines verunglückten Pferdes einen außerplanmäßigen Halt auf der Strecke einlegen. Auf die Frage, wie lange das denn nun dauern würde, sagte die Schaffnerin: »Das kann ich nicht sagen. Aber ein Personenunfall dauert mit ­Spurensicherung maximal drei Stunden – bei einem Pferd wird das wohl schneller gehen.« Ging es dann auch – zumindest etwas.
    T. Hartmann, Wolfsburg
    Auf der Fahrt von Erfurt nach Karlsruhe im IC 1956 kam der Zug auf offener Strecke zum Stehen. Kurz darauf gab es die erklärende Durchsage: »Meine Damen und Herren, bitte beachten Sie: Dieser außerplanmäßige Halt unseres ­Zuges ist planmäßig. Ich wiederhole: Der außerplanmäßige Halt ist plan­mäßig. Sie erreichen in Fulda alle Anschluss­züge.«
    Marcus Hebel, Ettlingen
    Ende der siebziger Jahre ließ der Nahverkehrszug von Bremen nach Oldenburg den Schaffner am Bremer Hauptbahnhof stehen und fuhr ab. Bis zum Bahnhof Bremen-Neustadt muss das auch der Lokführer gemerkt haben, denn dort wurde ein längerer Halt eingelegt – die Fahrgäste wurden allerdings nicht informiert. Der Schaffner wurde dann von einem grün-weißen VW-Käfer der Bahnpolizei mit Blaulicht und Martinshorn zum Bahnhof Neustadt gebracht. Er durfte dann mit hochrotem Kopf einen Spießrutenlauf durch die grinsenden Feierabendfahrgäste antreten.
    Norbert Wehrkamp, Hanau
    Durchsage im außerplanmäßig haltenden ICE von Berlin nach Köln: »Wegen einer Weichenstörung können wir die volle ­Geschwindigkeit nicht erreichen.«
    Igor Merkulow
    Im Eurocity von München nach Brixen in Italien: Auf dem Fahrkartenausdruck stand, dass ich den Sitz 16 in Wagen 258 reserviert hatte. Der Wagen 258 existierte tatsächlich, allerdings fing darin die Nummerierung der Sitze aus undurchschaubaren Gründen erst bei 24 an. Zwei weitere Fahrgäste hatten das gleiche Problem, auch ihre Sitznummern gab es nicht. Als wir dem Zugchef davon berichteten, war er ratlos: »Sie sehen hier einen dumm dreinblickenden Schaffner vor sich«, sagte er wörtlich. Dann hatte er jedoch einen Vorschlag zur Problem­lösung, mit dem alle einverstanden waren: »Setzen Sie sich doch in die ­erste Klasse – was anderes fällt mir jetzt auch nicht ein.«
    Michael Roth, Hamburg
    An der S-Bahn-Haltestelle in Frankfurt-Niederrad: Als sie aussteigen wollten, bemerkten einige Passagiere, dass sich vor ­ihnen kein Bahnsteig befand, sondern Gleise. Der Lokführer entschuldigte sich mit den Worten: »Sorry, ich dachte, ich ­fahre einen

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