»Sorry, wir haben uns verfahren«
Kurzzug.«
Philipp Wolf, Frankfurt am Main
Wir fuhren nachts mit einem Intercity Richtung Dortmund, als wir in Mülheim an der Ruhr anhielten. So dachten wir zumindest anfangs, da wir ganz langsam in den Bahnhof Âhineinrollten. Da diese Haltestelle sonst nie angefahren wird, war ich irritiert. Nach ein paar Minuten meldete eine Schaffnerin mit völlig gelangweilter und monotoner Stimme, dass man uns »versehentlich« abgekoppelt habe. Dann: »Ah, jetzt! Dem Lokführer ist es wohl endlich aufgefallen. Er hält an und fährt wohl gleich zurück, um uns einzusammeln.« Nach rund zehn Minuten gab es einen Ruck im Zug, wir Âwurden wieder angekoppelt und nahmen die Fahrt verspätet wieder auf.
Kristian Bacic, Neuss
Folgende Ansage des Fahrers habe ich in der Münchner U-Bahn erlebt, also auf orginal Bairisch: »Es goit sofort woiter, i muas moal eben telefoniern.« Die Fahrgäste schauten durchs Fenster und beobachteten, wie der Mann die Rolltreppe hochrannte, um im Obergeschoss das Handy benutzen zu können. Nach einem kurzen Halt ging es dann weiter.
Dino Maidel, Erfurt
Vor einigen Jahren war meine Ehefrau zu einer Mutter-Kind-Kur auf der Insel Fehmarn. Sie hatte unser Auto mit und brachte mich nach einem Wochenendbesuch wieder zum Bahnhof. Ich stieg in einen überhitzten, überfüllten Sonntagabendzug gen Lübeck. Schon nach kurzer Fahrzeit wurde mein Name ausgerufen, und ich wurde gebeten, mich beim Zugbegleiter zu melden. Der eröffnete mir, dass meine Frau mit zwei heulenden Kindern am Bahnhof von Burg stehe und nicht zu ihrer Kurpension zurückfahren könne. Ich hatte den einzigen Autoschlüssel in der Tasche! Meine einzige Möglichkeit war, bis Lübeck und von dort aus zurück nach Burg auf Fehmarn zu fahren â am nächsten Morgen um fünf Uhr!
Der Zugbegleiter ersann angesichts der Dramatik der Lage noch eine andere Lösung: Er verständigte sich mit seinem Kollegen im entgegenkommenden Zug. Der veranlasste, dass die beiden Züge nebeneinander auf freier Strecke anhielten. Der ÂAutoschlüssel wurde durch das Fenster übergeben und so zurück nach Fehmarn gebracht. Meine Frau konnte nach nur einer knappen Stunde mit unseren Kindern in ihre Unterkunft fahren. Ich sagte dem Zugbegleiter, wie beeindruckt ich von seiner unkonventionellen Lösung sei und dass ich der BahnÂdirektion einen Brief schreiben würde, um mich zu bedanken. Daraufhin er: »Tun Sie das bitte nicht, sonst bin ich meinen Job los.« Seitdem habe ich einen anderen Blick auf das VerÂmögen und Unvermögen der Bahnbediensteten.
Uwe Wöckener, Hameln
Zahlen, bitte!
Länge aller Gleise der Deutschen Bahn 2011: 61.745 Kilometer. Umfang der Erde am Ãquator: 40.075 Kilometer
Verspätung, bei der sich der Fahrer eines japanischen Shink ansen-Schnellzuges schriftlich erklären muss: 15 Sekunden
Verspätung, die ein Zug der Deutschen Bahn mindestens haben muss, um in der konzerneigenen VerspätungsÂstatistik berücksichtigt zu werden: 360 Sekunden
Gewicht des Metalls, das der Deutschen Bahn im Jahr 2010 durch Diebstähle abhandenkam: 2.211.011 Kilo
Gewicht eines Gleisstückes mit eingebauter Uhr, das im Bahn-Shop für 79 Euro zu kaufen ist: 8 Kilo
Verkaufte Brezeln in der Deutschen Bahn im Jahr 2011: mehr als 220.000
Zahl der Koffer, die pro Jahr in der Bahn vergessen werden: etwa 230.000
Anteil der Schwarzfahrer in Bussen und Bahnen (Schätzung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen): 3,5 Pro zent
Bei täglich 5,4 Millionen Bahn-Fahrgästen in Deutschland (2011) wären das: 189.000
Zahl der Bahncard-100-Besitzer im Jahr 2011: 39.000
Zahl der Fahrten, die diese pro Jahr im Schnitt absolvieren: etwa 200
Kosten für eine Sitzplatzreservierung pro Strecke: 4 Euro
Kosten für ein Bier (0,3 Liter) im Bordrestaurant, wo häufig noch ein Sitzplatz frei ist: 3,30 Euro
Kapitel 9
Weltreisen per Zug:
Erleuchtung im Indien-Express
Eine Reise rund um den Globus kann heute eine Sache von wenigen Tagen statt von Wochen sein â das Flugzeug und vor allem die Billigflieger haben die Welt schrumpfen lassen. Hat der Âmoderne Globetrotter erst Check-in und SicherheitsÂkontrollen am Flughafen überwunden, nimmt er in der ÂMaschine Platz, schlieÃt den Sitzgurt â und los geht es. Die Entfernung, die er im Fl ug zurücklegt, misst sich an der Zahl der Filme, die er g eschaut hat,
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