Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
Vom Netzwerk:
sie ansah.
    – Was ist?
    – Bitte, Tammi, komm zu mir.
    Tamara stand auf und ging zu ihm. Er umarmte sie, er hielt sie fest, und dann sprach er. Als er alles gesagt hatte, schloß er die Augen und ertrug Tamaras Fingernägel in seinem Rücken, aber er ließ sie nicht los, was sie auch tat, er hielt sie fest.
     
    Es war gut, daß er mich gehalten hat , denkt Tamara und greift nach Wolfs Hand. Hinter sich hört sie ein Wispern, jemand zieht die Nase hoch, ein Rabe landet auf dem gegenüberliegenden Mausoleum. Sie stehen zwischen Fraukes Schulkameraden und Studienkollegen. Einige Gesichter hat Tamara wiedererkannt, der Rest sindFremde. Woran erinnern sie sich, wenn sie sich an Frauke erinnern? Der Rabe reibt seinen Schnabel am Gemäuer des Mausoleums, dann fliegt er wieder auf und verschwindet über den Friedhof. Weit entfernt rauscht der Verkehr auf der Onkel-Tom-Straße. Das Leben macht keine Pause, nichts hält es auf.
    Und nachher machen wir genau dort weiter, wo wir aufgehört haben.
    Tamara wünscht sich ein Erdbeben.
     
    Fraukes Vater hat am Telefon von einem Unfall gesprochen, und auch die Polizei schrieb es als Unfall ab. Dennoch tauchte Gerald am Tag darauf bei ihnen auf, um zu fragen, ob Frauke selbstmordgefährdet war.
    – Hat sie jemals darüber gesprochen? Ich meine, vielleicht hatte sie ja Schuldgefühle wegen ...
    Er machte eine Geste, die alles umfassen sollte – die Villa, die Freundschaft zu ihnen, die angebliche Leiche im Garten.
    – Frauke hätte sich nie selbst umgebracht, sagte Kris und blickte Gerald herausfordernd an. Komm, widersprich mir , sagten seine Augen. Als er von Fraukes Tod erfuhr, sah Tamara ihn zum ersten Mal weinen. Die Tränen hielten nicht lange an, dann ging der Panzer wieder hoch, aber sie waren dagewesen, Tamara hatte sie gesehen und war erleichtert, daß Kris danach wieder zu Kris wurde. Einer mußte einen klaren Kopf behalten; einer mußte ihnen sagen, was sie zu tun hatten.
    – Außerdem ist es eine ausgesprochen dumme Art, sich zu töten, fügte Kris hinzu.
    – Dann bleibt uns der Unfall - - -
    – Unfall an meinem Arsch, sagte Wolf, Frauke war doch nicht so blöd und ist mal eben aufs Eis rausgerannt.
    Gerald wartete auf eine bessere Erklärung. Wolf dachte nicht daran, ihm irgendeine Erklärung zu geben. Von Tamara konnte Gerald am wenigsten erwarten. Sie saß auf dem Sofa unter einer Decke verborgen, uner reichbar. Also wandte er sich wieder an Kris.
    – Ich hab euch die Sachen mitgebracht, die wir in ihrem Mantel gefunden haben.
    Er legte einen durchsichtigen Plastikbeutel auf den Tisch.Hausschlüssel, Portemonnaie, zwei Handys, Kleinkram. Der Plastikbeutel war von innen beschlagen, als würden Fraukes Sachen atmen. Tamara kam unter der Decke hervor, Wolf beugte sich über den Tisch
    – Und das hier lag auf dem Eis, sagte Gerald und legte einen zweiten Plastikbeutel daneben. Kommt euch das Messer bekannt vor?
    Kris schüttelte den Kopf. Wolf nahm es in die Hand.
    – Nie gesehen, sagte er.
    – Tamara?
    Auch Tamara schüttelte den Kopf. Sie konnte die Augen nicht von den zwei Handys nehmen, die in dem anderen Plastikbeutel lagen.
    – Das Messer gehört uns nicht, sagte sie.
    – Es lag in der Nähe der Einbruchstelle. Fraukes Fingerabdrücke sind auf dem Griff und der Klinge. Auch wenn es nicht ihr Messer war, sie hat es zumindest in der Hand gehabt.
    Gerald sah einen nach dem anderen an.
    – Wenn ihr mir also was zu sagen habt, dann sagt es bitte jetzt. Pause, Schweigen.
    – Werdet ihr bedroht?
    – Niemand bedroht uns, antwortete Kris.
    – Und was ist mit dieser Leiche?
    – Welche Leiche? fragte Kris zurück.
    – Und was ist mit dem Killer, der will, daß ihr euch für ihn entschuldigt?
    Gerald ließ nicht locker.
    – Ich meine, entsprang das wirklich alles nur Fraukes Phantasie?
    Kris legte den Kopf schräg. Tamara war froh, daß Gerald sich nicht auf sie eingeschossen hatte.
    – Glaubst du ihr jetzt, nachdem sie tot ist? fragte Kris.
    Gerald sah ihn nur an, dann senkte er den Blick und wechselte das Thema.
    – Wieso hatte sie zwei Handys dabei?
    – Eines ist privat, sagte Kris, das andere ist Busineß. Wir alle haben zwei Handys.
    – Verstehe.
    Er stand auf. Tamara sah, daß er noch mehr sagen wollte. Gerald überlegte es sich anders und verließ die Villa, ohne sich von ihnen zu verabschieden. Das ist kein gutes Zeichen , dachte Tamara. Die Haustür fiel schnappend ins Schloß. Wolf zog die Handys aus der Plastiktüte.
    – Sie muß in der

Weitere Kostenlose Bücher