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Soucy, Gaetan

Soucy, Gaetan

Titel: Soucy, Gaetan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trilogie der Vergebung 02 - Die Vergebung
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sie gerade aus Paris, sie spielte Geige in einem Kammerorchester.«
    Ungläubiges Lächeln von Seiten Hurtubises.
    »Nein! Ist das wahr? Was für ein kolossaler Zufall! … Meine Mutter heißt auch Françoise. Es steht sogar auf ihrem Porträt, da, hinter dem Tresen.«
    »Ja, habe ich gesehen«, sagte Louis.
    Diese Fügung schien den Offizier zu beglücken.
    »Das Zimmer für Monsieur ist fertig«, meldete Chouinard und rauschte die Treppe herunter.
    Er stürzte zu seinem Bären, als gäbe es nichts Dringlicheres auf der Welt.
    Der Offizier beugte sich über die Noten, die Bapaume auf einem Stuhl hatte liegen lassen.
    »Ist das von Ihnen?«
    »Das sind nur Transkriptionen, die ich angefertigt habe«, sagte Bapaume, schloss das Heft und steckte es sich unter den Arm. »Und jetzt, Herr Oberleutnant, wollen Sie mich bitte entschuldigen, ich bin so müde …«
    »Aber selbstverständlich, Monsieur Bapaume, ich habe Sie schon viel zu lange aufgehalten.«
    Louis hätte es vorgezogen, ohne den Oberleutnant hinaufzugehen. Es fiel ihm schwer, in einem Zimmer Ruhe zu finden, das er nicht allein betrat. (Françoise hätte lange Zeit benötigt, um sich daran zu gewöhnen, dass er im Kabuff neben dem Klavier schlief, zwischen seinen Notenblättern …) Denn die Träume, die man hat, richten sich nach den Orten, an denen man schläft. Er hatte es nicht einfach aufgeschnappt, er hatte es auch nicht irgendwo gelesen, er wusste es mit der Bestimmtheit, die er gelebter, tausendfach wiederholter Erfahrung verdankte. Un ver hoh len in ein Zimmer zu treten, zu lärmen, mit einem Char gen zu sprechen schien ihm ebenso unverantwortlich wie im Käfig eines schlummernden Raubtieres die Hacken zusammenzuschlagen. Man durfte nicht, indem man sie brüskierte, den Zorn der Träume auf sich ziehen.
    »Passen Sie auf, dass Sie sich nicht den Kopf stoßen, wenn Sie in der Nacht aufstehen«, sagte der Offizier.
    In der Tat stand die Decke über dem Bett in einem Winkel, der dem Verlauf des Daches folgte. Ein kleiner, gelber Sekretär befand sich unter dem Dachfenster. Am Fuße des Bettes hing über einem behelfsmäßigen Waschbecken ein Gummischlauch, aus dem ein beständiger Wasserstrahl rann, der eisig kalt schien.
    »Schauen Sie, dort ist auch ein Handtuch und ein Schwamm. Und unterm Bett steht … na ja, der Nachttopf.«
    »Vielen Dank für alles.«
    Der Offizier wollte nicht gehen. Er redete weiter, als ob nichts sei. Er gestand, und dabei verfärbte er sich leicht rosa, dass er sich im Klavierspiel versuchte, wohlgemerktnur zum Vergnügen!, am liebsten Jazz, ein Gebiet, auf dem Louis’ Kenntnis nichtig und sein Interesse gleich null war. Als Hurtubise sich setzen zu wollen schien, konnte der Reisende nicht umhin, seine Ungeduld mit einem Schnalzen der Zunge zu verraten. »Na, dann will ich mal«, sagte der Offizier. Und mit einem unbefangenen Lachen, das seine goldenen Backenzähne freilegte:
    »Das ist schon famos. Ihre Frau und meine Mutter. Beide Geigerinnen, beide aus Paris, beide heißen Françoise! Vielleicht könnten wir ein kleines Wiedersehen organisieren, wenn ich zurückkomme, meinen Sie nicht auch? Meine Mutter wohnt auch in Montréal.«
    Der Vorschlag schien, seiner Banalität zum Trotz, den Reisenden zu verwirren.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ja, vielleicht.«
    Hurtubise wünschte ihm eine gute Nacht und drückte ihm herzlich die Hand, so als schafften alle diese Zufälligkeiten eine zusätzliche Verbindung zwischen ihnen. Bapaume wunderte sich stets über Menschen, die sich am Zufall entzücken. Die darin die Bestätigung sehen, dass der Weltenlauf einen Sinn hat, dass sie nicht in einem Meer des Nichts schwimmen.
    »Und beide Jüdinnen, haben Sie vergessen«, murmelte er in Richtung der Tür, die der Offizier soeben hinter sich zugezogen hatte.
    * * *
    Er blieb lange Minuten auf dem Bett sitzen. Angst, sich hin zulegen, Angst zu schlafen, Angst zu träumen, die Vorbereitungen auf den Schlaf mit einer Beklemmung, alsbereite er sich auf einen Kampf vor. Ihm schien, dass der Oberleutnant mit seinem Geschwätz im Zimmer den Staub böser Träume aufgewirbelt hatte, wie in jenen Höhlen, in denen die Schritte des Eindringlings einen Schauer von Fledermäusen auslösen.
    Er begann sich zu entkleiden. Er hatte die Kälte gefürchtet, die er weniger als alles andere ertrug, doch letzten Endes hätte er, da der Kamin mitten durch das Zimmer verlief, die Hitze als beinahe unmäßig eingestuft. Er warf seine Kleider achtlos auf den

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