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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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Triti bleibt stehen, wie hypnotisiert.
    Meggie beugt sich vor und flüstert mir zu: »Du würdest nur zu gern ihre Geschichte wissen, stimmt’s, Florrie?«
    Ich zucke leicht zusammen. »Aber ich darf nicht danach fragen.«
    »Magersucht«, erklärt meine Schwester, immer noch flüsternd, auch wenn Triti so weggetreten wirkt, dass sie es wahrscheinlich auch dann nicht hören würde, wenn wir uns mit einem Megafon unterhielten.
    Magersucht, das ergibt natürlich Sinn. Sie ist so dünn, beinahe durchscheinend. Und jetzt, im Licht des Feuerwerks, erkenne ich auch den zarten Flaum, der ihre Gliedmaßen bedeckt. Das habe ich vorher schon einmal gesehen, bei einem Mädchen aus der Schule, das nicht mehr essen wollte.
    Bevor ich dieses Mädchen kannte, dachte ich immer, Magersüchtige wollten einfach nur im Mittelpunkt stehen, aber bei ihr war das Nicht-Essen so etwas wie ein schrecklicher Wettbewerb gegen sich selbst, einer, bei dem sie auch dann verlor, wenn sie ihn gewann. Erst, als sie von der Schule genommen wurde, habe ich begriffen, dass sie gar nicht beachtet werden wollte. Sie wollte unsichtbar sein.
    »Wie tragisch«, sage ich. In Tritis Gesicht liegt nun so viel Freude, dass ich kaum glauben kann, dass sie sich absichtlich zu Tode gehungert hat. »Aber wenn sie nicht essen wollte … wenn sie freiwillig gestorben ist, was ist dann ungeklärt an ihrem Tod? Was macht sie hier?«
    Meggie zuckt mit den Schultern. »Ich stelle hier nicht die Regeln auf, Schwesterherz.« Dann senkt sie die Stimme noch weiter. »Und wenn es so wäre, meinst du, dann würde ich hier noch rumhängen, egal, wie hübsch dieses verdammte Feuerwerk ist?«
    Ich erstarre. »Ich dachte nur …« Ich halte inne. Es kommt mir einfach zu blöd vor, den Gedanken, sie hätte sich vielleicht ans Totsein gewöhnt, auszusprechen. Dass es ihr vielleicht mittlerweile sogar Spaß macht, hier mit mir rumzuhängen. »Dann bist du immer noch unglücklich?«
    Jetzt ist ihr, glaube ich, klar geworden, was sie da gesagt hat, weil sie schnell das künstlichste aller künstlichen Lächeln aufsetzt und den Kopf schüttelt. »Nein, ach Quatsch, vergiss es. Ich kann gar nicht unglücklich sein, solange du bei mir bist, Florrie.«
    Das glaube ich ihr nicht. »Gibt es irgendwas, das ich tun kann?«
    »Du könntest …« Meggie zögert. »Ach nein, es ist nicht fair, dir so was aufzubürden.«
    »Doch, bürde ruhig drauflos. Im Ernst. Was immer du brauchst.«
    »Wie wäre es für dich, nach Greenwich zu fahren?«
    Ich starre sie an. Wie wäre das für mich? Beängstigend, aber auch seltsam aufregend.
    Es ist nicht so, als hätte ich nicht schon selbst darüber nachgedacht. Ich wünsche mir genauso verzweifelt Antworten, wie sie es tut. Auch wenn das bedeutet, dass ich mich selbst in Gefahr bringe. »Zu Tim?«
    Sie nickt. »Ich weiß, das ist eine Riesenbitte, aber da ist so vieles, was noch offen ist, Florrie. Nicht nur was ihn angeht, sondern auch, was Sahara betrifft. Wir haben nicht mehr miteinander geredet, bevor …« Sie gerät ins Stocken. »Bevor ich gestorben bin. Schon seit einer ganzen Weile nicht. Ich will, dass sie weiß, wie wichtig sie mir war. Dass sie eine gute Freundin war. Und Tim. Er sollte wissen, dass ich ihn geliebt habe.«
    »Obwohl er es gewesen sein könnte, der dich …« Jetzt gerate ich ins Stocken, denn die mögliche Verbannung vom Strand hängt wieder über mir wie ein Damoklesschwert und etwas Schlimmeres könnte ich mir nicht vorstellen.
    » Besonders weil er es gewesen sein könnte. Wenn du zu ihm fahren würdest, könnte er dir vielleicht das eine oder andere sagen. Dinge, die zu …« Sie flüstert. »… einer Aufklärung führen.«
    Einer Aufklärung.
    Mir fällt wieder ein, was Danny gesagt hat, seine Theorie, dass die Gäste nur von hier wegkommen, wenn sich in der echten Welt etwas ändert.
    »Aber vielleicht verliere ich dich dann wieder«, bricht es aus mir heraus, bevor ich mich zurückhalten kann. »Und den Strand. Alles, was wichtig ist.«
    Meggie lächelt traurig. »Du wirst mich nie verlieren, Alice. Nicht mehr, nachdem wir so viel Zeit miteinander verbracht haben. Aber ich verstehe, wenn das zu viel verlangt ist. Ich hätte gar nichts sagen sollen, kümmere dich einfach nicht darum.«
    »Nein. Ich mach’s, versprochen.« Denn in Wahrheit, das begreife ich jetzt, habe ich immer gewusst, dass eine Art Showdown zwischen Tim und mir unvermeidlich sein würde. Ich muss in Erfahrung bringen, was wirklich passiert ist, und mein

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