Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
Kannst du sicher brauchen.
Robbie schreibt: Hoffe, dir geht’s gut. Hab dich immer noch lieb, als Kumpel natürlich. Denke an dich, xx
Die nächste Nachricht stammt von einer Nummer, die ich nicht erkenne, dann aber fällt mir ein, dass ich vergessen habe, Adrians Nummer zu speichern: Tim ist völlig fertig heute Abend. Er meldet sich bald, versprochen. Hab’s mir auch angeguckt und kann immer noch nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist. Sie wird immer eine Legende bleiben. Tut mir so leid, A x
Die letzte ist von Lewis: ICH HAB SIE. Triti, meine ich. Sag Bescheid, wenn du Zeit zum Reden hast.
Kein Mitgefühl. Keine Trauer. Er hat wahrscheinlich nicht mal daran gedacht, dass heute die Sendung lief.
Aber seine Nachricht ist die einzige, auf die ich gewartet habe, und die einzige, auf die ich sofort antworte.
48
»Sie ist in einem Krankenhaus in Camden gestorben«, sagt Lewis, als wir uns im Pub treffen.
Oh Gott. Triti existiert wirklich. Hat existiert.
Einen Moment lang kann ich gar nichts sagen. Wieder ein Beweis dafür, dass Soul Beach echt ist. Trotz allem, was ich über Danny herausgefunden habe, mache ich mir manchmal immer noch Sorgen, dass sich da jemand nur einen ziemlich ausgeklügelten Scherz erlaubt. Oder dass meine Vorstellungskraft vollkommen willkürliche Ereignisse aus den Tiefen meines Hirns hervorkramt, von denen ich vielleicht mal gelesen habe oder über die im Fernsehen berichtet wurde, und ich jetzt völlig den Verstand verliere.
Aber dass ich über Triti etwas gelesen habe, ist sehr unwahrscheinlich. Und damit hat Lewis bewiesen, dass ich nicht verrückt bin. Und mich so zu seinem größten Fan gemacht.
Endlich finde ich meine Stimme wieder. »Bist du auch ganz sicher, dass sie es ist?«
»Hundertprozentig. Ich habe sie über die Sterbeurkunden im System des Einwohnermeldeamts gefunden. Definitiver geht’s nicht.«
»Ist das denn öffentlich zugänglich?«
Lewis lächelt. »Das nun nicht gerade. Aber die Sicherheitsvorkehrungen auf deren Spiegelserver sind unglaublich mies. Ich bin in weniger als einer Minute durch die Verschlüsselung durchgekommen.«
Er wühlt in seiner Messenger Bag.
Mir fällt das Gucci-Emblem ins Auge. »Ist das ’ne echte? Die kosten doch vierhundert Pfund, oder?«
Lewis runzelt die Stirn. »Die Marke ist mir egal, so oberflächlich bin ich nicht. Ist nur einfach so, dass das Ding wirklich mehr aushält als die No-Name-Teile.«
Zufällig weiß ich allerdings, dass die Tasche aus der aktuellen Saison ist – Cara hofft nämlich, dass ihre Mum ihr so eine zu Weihnachten kauft, wenn sie nur heftig genug mit dem Zaunpfahl winkt –, und darum frage ich mich, wie er jetzt schon wissen will, dass die Tasche länger halten wird als eine billigere. Aber die Zettel, die er herausgeholt hat, lenken mich zu sehr ab. Ich will danach greifen.
»Moment, Moment!« Es scheint, als wollte er seinen Triumph so lange auskosten wie möglich. »Das Seltsamste ist, dass in der Autopsie ein indisches Mädchen namens Triti Pillai beschrieben wird, sechzehn Jahre alt und ernsthaft unterernährt. Sie zeigt alle üblichen Zeichen einer Essstörung, darunter am auffälligsten die Säureschäden an ihren Zähnen.«
»Kapier ich nicht. Was hat das denn mit einer Essstörung zu tun?«
»Magensäure ist ein bösartiges Zeug. Wenn man andauernd kotzen geht, faulen einem irgendwann die Zähne weg.«
»Oh.« Ich denke an Tritis strahlend weiße Zähne und ihr schüchternes Lächeln. »Ist ja grauenhaft. Aber was ist daran seltsam?«
Endlich reicht er mir das Dokument und deutet auf den untersten Absatz.
Ich lese laut vor. »Todesursache: Myokardinfarkt, vermutlich ausgelöst durch unentdeckten kardialen Defekt genetischen Ursprungs.«
»Im Klartext: Herzinfarkt. Also im Grunde eine natürliche Ursache. Die behaupten, ihr Herz hätte einfach wegen einer ererbten Schwäche schlappgemacht. Da wird mit keinem Wort erwähnt, dass die Magersucht oder Bulimie den Körper daran gehindert haben könnte, mit dieser Schwäche klarzukommen. Ich bin ja kein Experte, aber ist doch schon merkwürdig. Warum haben sie das als Todesursache angegeben, wenn sie sich doch ganz offensichtlich zu Tode gehungert hat? Alles, was mir dazu einfällt, ist, dass die Ärzte behauptet haben, sie sei eines natürlichen Todes gestorben, damit die Familie in Ruhe trauern konnte. Das heißt, ihre Leute waren entweder sehr überzeugend oder sehr einflussreich.«
Bei Meggies Untersuchung war die Presse überall.
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