Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
hier. Sie wollen die Leute müde machen, passiv.«
Noch während ich es ausspreche, wird mir klar, dass ich diesen Gedanken von Danny haben muss; er hat etwas davon gesagt, dass sie hier die Gäste manipulieren, indem sie deren Umwelt manipulieren. Und wenn er damit recht hatte, womit wohl noch?
Sam nimmt eine Riesenflasche weißen Rum und dreht sie auf den Kopf, sodass ein klarer Strom Alkohol in die Schüssel gluckert. In ihrem dürren Arm zuckt ein Muskel.
»Wie immer habe ich davon genauso wenig Ahnung wie du. Aber vielleicht hast du recht. Das Problem ist nur, dass es verdammt schwer ist, die Gäste müde zu kriegen. Ich bin vor Erschöpfung wahrscheinlich längst tot umgefallen, wenn die noch lustig tanzen.« Endlich sieht sie mal auf. »Entschuldige. Das war nicht witzig.«
Ich zucke mit den Schultern. »Bei deinem Job hätte ich wahrscheinlich auch einen ziemlich schwarzen Humor. Hast du sie gesehen?«
»Meggie?«
»Nein, Triti.«
»Den Gerüchten nach ist sie untergetaucht. Nicht, dass es hier am Strand besonders viele Schlupflöcher gibt, aber ein paar von den … na ja, sagen wir mal skrupelloseren Gemütern geht ihr Verhalten langsam auf den Wecker und wer weiß, was dann passiert.«
»Skrupellos?«
»Nicht jeder, der nach dem Tod hierhergekommen ist, war in seinem früheren Leben ein Engel, verstehst du? Alles, was die Leute übereinander wissen, beruht sowieso nur auf den Versionen, die die Gäste selbst erzählen.« Sie fügt der Mischung noch etwas Minze hinzu und schon bald riecht die ganze Bar wie ein Garten im Hochsommer. Dann füllt sie die Hälfte in einen übergroßen Cocktailshaker um, gibt Eis dazu und schüttelt ihn zwanzig, dreißig, vierzig Mal.
»Aber die können Triti doch nicht wirklich etwas tun, oder doch?«
»Körperlich nicht, nein«, antwortet Sam und gießt die Flüssigkeit in einen Krug mit noch mehr Eis. »Aber um es mal so zu formulieren: Ich fände es furchtbar, hier einsam zu sein. Wenn ich ein Gast wäre, wäre das Einzige, was mir noch mehr Angst machen würde, als für immer hier zu sein, die Vorstellung, diese Ewigkeit allein durchleben zu müssen.«
Mir war noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass es hier genauso wie auf der Erde Mobbing geben könnte. »Stimmt.«
Der Druck, Triti irgendwie zu retten, ist größer denn je. »Ich gehe sie mal suchen«, sage ich zu Sam.
»Nett von dir. Sie braucht jemanden, der sich um sie kümmert. Alle anderen verlieren langsam die Geduld.«
Draußen will ich mich gerade auf den Weg nach rechts in Richtung des ruhigeren Strandabschnitts machen, wo Triti sich wahrscheinlich versteckt, als mein Blick auf Danny fällt.
Er ist von einer Menschentraube umgeben. Zwei Mädchen halten ein Seil straff zwischen sich gespannt und Danny … ja, Danny, unser ach so sensibler Einzelgänger, tanzt Limbo darunter hindurch, während ein paar Jungs mit Bongos einen schnellen Rhythmus dazu trommeln.
Er wirkt ziemlich betrunken, so wie er die Augen verdreht, als er sich zurücklehnt und seinen Körper zu einem unnatürlichen rechten Winkel verbiegt.
Sein Hemd ist aufgeknöpft und hat dunkle Schweißflecken, und als er seinen Körper verdreht, entdecke ich Muskeln, die mir zuvor noch nie aufgefallen sind. Keinen Sixpack – ich hasse diese eitlen Typen, die jeden einzelnen Muskel in ihren übertrieben durchtrainierten Bäuchen benennen können –, aber wohldefiniert und genau an den richtigen Stellen. Ein dunkler Flaum verläuft von seinem Bauchnabel runter zum Hosenbund.
Ich sehe die Gesichter der Mädchen und bin ganz offensichtlich nicht die Einzige, die bemerkt hat, dass an Danny mehr dran ist als seine Schlagfertigkeit und sein gutes Herz. Oh ja. Was ich jetzt spüre, ist definitiv Eifersucht. Wenn die Sonne untergeht, könnte er schon einer von ihnen gehören.
Während ich noch nicht mal mit ihm Händchen halten kann.
Jede Spur von Zynismus und Sehnsucht ist aus seinem Gesicht gewichen und er sieht jetzt viel mehr so aus wie in dem Video, das ich gefunden habe. Ein liebenswerter, lebensfroher Teenager, der zufällig auch noch Millionenerbe ist und ein Mädchen für die Kamera küsst, nur um dessen Gefühle nicht zu verletzen. Ein junger Mann, dem eine strahlende Zukunft bevorstand und dem mit einem letzten tiefen Sturz zu Boden alles genommen wurde.
Der Trommelrhythmus wird schneller, Danny hält die Augen halb geschlossen und zuckt im Takt. Plötzlich fällt mir auf, dass ich die Bongos gar nicht mehr höre, sondern nur noch
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