Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
im Urlaub in Frankreich und Spanien und einmal auch an einem exotischen Strand, der ein wenig an Soul Beach erinnert. Bei einem Feuerwerk. Ganz normale Alltagsfreuden. Triti ist kein Hungerhaken, aber das unterstreicht ihre Hübschheit nur noch mehr. Und sie hat eine große Oberweite, aber längst nicht so extrem wie am Strand.
Es gibt keine Bilder von ihr, auf denen sie über fünfzehn ist.
»Ihr seht glücklich aus. Auf den Fotos«, sage ich zu Rafi, der uns bereits die Tür aufhält.
Er denkt darüber nach. »Waren wir auch. Vielleicht dachte Triti ja, sie würde damit nur sich selbst verletzen, aber sie ist nicht mehr hier. Wir sind diejenigen, die den Schmerz noch immer ertragen müssen.«
»Tut mir leid, dass ich das alles wieder an die Oberfläche gebracht habe, Rafi«, sage ich im Gehen.
»Tja, na ja, ich weiß auch nicht, es war irgendwie ganz schön, mal über sie zu reden. Das tun wir nie. Ich wünschte nur, ich wüsste, warum du gekommen bist. Hoffentlich hast du erfahren, was du wissen wolltest.«
Am liebsten würde ich seine Hand drücken, ihm sagen, dass ich genau weiß, wie es ihm geht. Aber ich gehe nur die Eingangsstufen hinunter und er sieht uns nach, bis wir um die Ecke verschwunden sind. Zwischen Lewis und mir scheint eine unausgesprochene Übereinkunft zu bestehen, nicht zu reden, bis wir wieder an der U-Bahn sind.
»Das war ganz schön heftig«, sagt er schließlich.
»Ja. Und sinnlos«, erkläre ich. »Alles, was ich erreicht habe, ist, den armen Kerl traurig zu machen. Und wofür? Ich weiß kaum mehr als vorher. Noch nicht mal, auf welcher Schule Triti war.« Ich laufe voran, ich will weg von Lewis und allem, was mich daran erinnert, was ich gerade getan habe.
Er hält mich am Arm fest. »Hör mal, ich weiß ja nicht, was du überhaupt erreichen willst, aber eins merke sogar ich. Und zwar, dass dir das hier wirklich wichtig ist. Du trauerst, Alice, was dazu führt, dass ich dir viel mehr nachsehe als anderen Leuten, wenn es um Fehler geht.«
»Auch, wenn ich damit anderen Leuten wehtue, die auch trauern?«
Er hat meinen Arm immer noch nicht losgelassen. »Vielleicht nicht. Aber trotz deiner gelegentlichen Anfälle von Griesgrämigkeit glaube ich nicht, dass du jemand bist, der so was tut, ohne zumindest zu glauben, einen guten Grund dafür zu haben. Ich durchblicke das alles sowieso nicht, aber falls du es tust, dann mach, was nötig ist.«
Ich ziehe meinen Arm weg, aber nach seinen Worten geht es mir schon ein winziges bisschen besser. Auch wenn ich im Moment überhaupt nichts mehr durchblicke, weder was den Strand betrifft noch das normale Leben.
50
Ich brauche jetzt etwas Schönes. Ruhe. Einen klaren Horizont, der mir hilft, die Dinge im richtigen Verhältnis zu sehen.
Doch als ich am Strand ankomme, geht es dort zu wie beim Glastonbury Festival. Ein Dutzend unterschiedliche Melodien dudeln mir aus verschiedenen Richtungen entgegen: Blues, Rock, klassische Musik. Vor lauter tanzenden Körpern kann ich nicht mal mehr den Sand sehen. Die Bikinis und Surfshorts sind engen Glitzerkleidchen und frisch gebügelten Leinenhemden gewichen und mir wird schon vom Hinsehen ganz heiß. Der rauchige, blutige Geruch von Grillfleisch zieht meinen Blick auf die glühenden Kohlefeuer, die in regelmäßigen Abständen am Strand verteilt sind.
Mir ist sofort klar, dass sie die Gäste abzulenken versuchen. Wer immer sie auch sein mögen.
Ich schlängele mich durch die Menge zur Bar. Sam, die Dreadlocks feucht vor Schweiß, schnippelt drinnen hektisch Zitronen und Limetten für die auf der Theke aufgereihten Gläser mit Mojito und Sangria. Immer wieder kommen Gäste herein und bedienen sich.
»Na, viel zu tun?«
Sie sieht auf und zieht eine Grimasse. »Hi, du. Jepp, es reißt einfach nicht ab. Und ich habe erst in dem Moment davon erfahren, als ich die Kids hab tanzen sehen, als gäbe es kein Morgen.«
Ich frage mich, wo sie zwischen ihren Schichten eigentlich hingeht. Ich würde sie ja fragen, aber erst mal gibt es andere, wichtigere Dinge, die ich wissen muss. »Das ist alles wegen Triti, stimmt’s?«
Sam wirft eine große Handvoll Limettenscheiben in eine Schüssel mit Zucker und fängt an, darauf einzustampfen, und verarbeitet die Früchte so aufgebracht zu Mus, dass mir ein bisschen Saft ins Gesicht spritzt. »Wie kommst du darauf?«, herrscht sie mich an.
»Das Ganze hier ist doch ein einziges großes Ablenkungsmanöver. Erst haben sie’s mit gutem Wetter versucht und jetzt das
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